che und ewige Tod aller Unterhaltung.) An Gott denken, heisst ihnen Andacht; -- an sich denken, heisst ihnen sterben lernen, und philosophiren sich verlieben; und wer so denkt der denkt wohl! -- wer so handelt, ist nicht auf unrichtiger Bahn --
Sprachen sieht man nicht ohne Grund als den Schlüssel zu dem Magazin aller Kennt- nisse und alles Wissens an, und eine jede Sprache, die wir erlernen, ist ein Schatz des Wissens, den wir fanden. Sprachen zu leh- ren, wird ein besonderes Talent erfordert, wel- ches seltener das Theil und Erbe der Män- ner, als der Weiber, ist. Unsere zeitherige Schulmethode Sprachen zu lehren, ist gewiss nicht von Weibern erfunden; denn kaum wür- den diese mit der Grammatik den Anfang ge- macht haben. Seht da den Lehrer, der es sich Lastträgermühe kosten lässt, Kindern be- greiflich zu machen, warum der Römer die Wörter in seiner Sprache so und nicht an- ders auf einander folgen liess! seht da den Schüler, der etwas begreifen soll, das schlech- terdings unbegreiflich ist, so lange er nicht
R
che und ewige Tod aller Unterhaltung.) An Gott denken, heiſst ihnen Andacht; — an sich denken, heiſst ihnen sterben lernen, und philosophiren sich verlieben; und wer so denkt der denkt wohl! — wer so handelt, ist nicht auf unrichtiger Bahn —
Sprachen sieht man nicht ohne Grund als den Schlüssel zu dem Magazin aller Kennt- nisse und alles Wissens an, und eine jede Sprache, die wir erlernen, ist ein Schatz des Wissens, den wir fanden. Sprachen zu leh- ren, wird ein besonderes Talent erfordert, wel- ches seltener das Theil und Erbe der Män- ner, als der Weiber, ist. Unsere zeitherige Schulmethode Sprachen zu lehren, ist gewiſs nicht von Weibern erfunden; denn kaum wür- den diese mit der Grammatik den Anfang ge- macht haben. Seht da den Lehrer, der es sich Lastträgermühe kosten läſst, Kindern be- greiflich zu machen, warum der Römer die Wörter in seiner Sprache so und nicht an- ders auf einander folgen lieſs! seht da den Schüler, der etwas begreifen soll, das schlech- terdings unbegreiflich ist, so lange er nicht
R
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0265"n="257"/>
che und ewige Tod aller Unterhaltung.) An<lb/>
Gott denken, heiſst ihnen Andacht; — an<lb/>
sich denken, heiſst ihnen sterben lernen, und<lb/>
philosophiren sich verlieben; und wer so denkt<lb/>
der denkt wohl! — wer so handelt, ist nicht<lb/>
auf unrichtiger Bahn —</p><lb/><p>Sprachen sieht man nicht ohne Grund als<lb/>
den Schlüssel zu dem Magazin aller Kennt-<lb/>
nisse und alles Wissens an, und eine jede<lb/>
Sprache, die wir erlernen, ist ein Schatz des<lb/>
Wissens, den wir fanden. Sprachen zu leh-<lb/>
ren, wird ein besonderes Talent erfordert, wel-<lb/>
ches seltener das Theil und Erbe der Män-<lb/>
ner, als der Weiber, ist. Unsere zeitherige<lb/>
Schulmethode Sprachen zu lehren, ist gewiſs<lb/>
nicht von Weibern erfunden; denn kaum wür-<lb/>
den diese mit der Grammatik den Anfang ge-<lb/>
macht haben. Seht da den Lehrer, der es<lb/>
sich Lastträgermühe kosten läſst, Kindern be-<lb/>
greiflich zu machen, warum der Römer die<lb/>
Wörter in seiner Sprache so und nicht an-<lb/>
ders auf einander folgen lieſs! seht da den<lb/>
Schüler, der etwas begreifen soll, das schlech-<lb/>
terdings unbegreiflich ist, so lange er nicht<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[257/0265]
che und ewige Tod aller Unterhaltung.) An
Gott denken, heiſst ihnen Andacht; — an
sich denken, heiſst ihnen sterben lernen, und
philosophiren sich verlieben; und wer so denkt
der denkt wohl! — wer so handelt, ist nicht
auf unrichtiger Bahn —
Sprachen sieht man nicht ohne Grund als
den Schlüssel zu dem Magazin aller Kennt-
nisse und alles Wissens an, und eine jede
Sprache, die wir erlernen, ist ein Schatz des
Wissens, den wir fanden. Sprachen zu leh-
ren, wird ein besonderes Talent erfordert, wel-
ches seltener das Theil und Erbe der Män-
ner, als der Weiber, ist. Unsere zeitherige
Schulmethode Sprachen zu lehren, ist gewiſs
nicht von Weibern erfunden; denn kaum wür-
den diese mit der Grammatik den Anfang ge-
macht haben. Seht da den Lehrer, der es
sich Lastträgermühe kosten läſst, Kindern be-
greiflich zu machen, warum der Römer die
Wörter in seiner Sprache so und nicht an-
ders auf einander folgen lieſs! seht da den
Schüler, der etwas begreifen soll, das schlech-
terdings unbegreiflich ist, so lange er nicht
R
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/265>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.