und Rechte waren, würden auf diese Weise Personen und Staatsbürger werden. -- Plato wollte die Vertheilung des Privatvermögens den Gesetzen in die Hände spielen. So viel Gerechtigkeit auch in dieser Idee zu liegen scheint, zu so vielen Ungerechtigkeiten würde sie verleiten -- Das Vermögen der Weiber indess, wenn sie gleich ganz allein darüber zu verfügen glauben, scheint bloss ihrer Ge- walt unterworfen zu seyn; denn eigentlich sind Männer die Eigenthümer desselben, die mit diesem Kreuz, das sie wohlbedächtig in Hän- den behalten, sich zu segnen nicht ermangeln. Wie viele Kassen-Defraudationen hier vorfal- len, liegt am Tage. -- Bloss der Entschluss der Weiber, sich dem Staate nicht entziehen zu wollen, setzt sie in das Eigenthum ihres Vermögens, und sie werden nur sich selbst nöthig haben, um zu denken und zu handeln. "Er beleidigte nicht mich, sondern den, für den er mich ansahe," sagte König Archelaus, als man ihn auf der Strasse mit Wasser begos- sen hatte; -- und so wird das andere Ge- schlecht sich oft erklären müssen, und sich gern
und Rechte waren, würden auf diese Weise Personen und Staatsbürger werden. — Plato wollte die Vertheilung des Privatvermögens den Gesetzen in die Hände spielen. So viel Gerechtigkeit auch in dieser Idee zu liegen scheint, zu so vielen Ungerechtigkeiten würde sie verleiten — Das Vermögen der Weiber indeſs, wenn sie gleich ganz allein darüber zu verfügen glauben, scheint bloſs ihrer Ge- walt unterworfen zu seyn; denn eigentlich sind Männer die Eigenthümer desselben, die mit diesem Kreuz, das sie wohlbedächtig in Hän- den behalten, sich zu segnen nicht ermangeln. Wie viele Kassen-Defraudationen hier vorfal- len, liegt am Tage. — Bloſs der Entschluſs der Weiber, sich dem Staate nicht entziehen zu wollen, setzt sie in das Eigenthum ihres Vermögens, und sie werden nur sich selbst nöthig haben, um zu denken und zu handeln. »Er beleidigte nicht mich, sondern den, für den er mich ansahe,» sagte König Archelaus, als man ihn auf der Straſse mit Wasser begos- sen hatte; — und so wird das andere Ge- schlecht sich oft erklären müssen, und sich gern
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0240"n="232"/>
und Rechte waren, würden auf diese Weise<lb/>
Personen und Staatsbürger werden. —<hirendition="#i">Plato</hi><lb/>
wollte die Vertheilung des Privatvermögens<lb/>
den Gesetzen in die Hände spielen. So viel<lb/>
Gerechtigkeit auch in dieser Idee zu liegen<lb/>
scheint, zu so vielen Ungerechtigkeiten würde<lb/>
sie verleiten — Das Vermögen der Weiber<lb/>
indeſs, wenn sie gleich ganz allein darüber<lb/>
zu verfügen glauben, <hirendition="#i">scheint</hi> bloſs ihrer Ge-<lb/>
walt unterworfen zu seyn; denn eigentlich sind<lb/>
Männer die Eigenthümer desselben, die mit<lb/>
diesem Kreuz, das sie wohlbedächtig in Hän-<lb/>
den behalten, sich zu segnen nicht ermangeln.<lb/>
Wie viele Kassen-Defraudationen hier vorfal-<lb/>
len, liegt am Tage. — Bloſs der Entschluſs<lb/>
der Weiber, sich dem Staate nicht entziehen<lb/>
zu wollen, setzt sie in das Eigenthum ihres<lb/>
Vermögens, und sie werden nur sich selbst<lb/>
nöthig haben, um zu denken und zu handeln.<lb/>
»Er beleidigte nicht mich, sondern den, für<lb/>
den er mich ansahe,» sagte König <hirendition="#i">Archelaus</hi>,<lb/>
als man ihn auf der Straſse mit Wasser begos-<lb/>
sen hatte; — und so wird das andere Ge-<lb/>
schlecht sich oft erklären müssen, und sich gern<lb/></p></div></body></text></TEI>
[232/0240]
und Rechte waren, würden auf diese Weise
Personen und Staatsbürger werden. — Plato
wollte die Vertheilung des Privatvermögens
den Gesetzen in die Hände spielen. So viel
Gerechtigkeit auch in dieser Idee zu liegen
scheint, zu so vielen Ungerechtigkeiten würde
sie verleiten — Das Vermögen der Weiber
indeſs, wenn sie gleich ganz allein darüber
zu verfügen glauben, scheint bloſs ihrer Ge-
walt unterworfen zu seyn; denn eigentlich sind
Männer die Eigenthümer desselben, die mit
diesem Kreuz, das sie wohlbedächtig in Hän-
den behalten, sich zu segnen nicht ermangeln.
Wie viele Kassen-Defraudationen hier vorfal-
len, liegt am Tage. — Bloſs der Entschluſs
der Weiber, sich dem Staate nicht entziehen
zu wollen, setzt sie in das Eigenthum ihres
Vermögens, und sie werden nur sich selbst
nöthig haben, um zu denken und zu handeln.
»Er beleidigte nicht mich, sondern den, für
den er mich ansahe,» sagte König Archelaus,
als man ihn auf der Straſse mit Wasser begos-
sen hatte; — und so wird das andere Ge-
schlecht sich oft erklären müssen, und sich gern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/240>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.