Schmach zu reissen, in der sie von wegen des Geschlechtes schmachten! Das männliche Ge- schlecht spielt mit ausserordentlichem Glück -- Wenn die Väter ihren Töchtern vermöge des Geschlechtstriebes nicht so liebreich zuvor- kämen, wie es gemeiniglich der Fall ist; viel- leicht würden diese schon längst eine Conspi- ration veranlasst haben, um Menschen aus Mädchen zu machen, die jetzt aus Sitte nicht sehen, hören und denken dürfen, die allein in der Einsamkeit das Recht haben dreist zu seyn, und nur im Selbstumgange jenen schreck- lichen Klosterzwang ablegen können, der sie in Gesellschaft zur entsetzlichsten Einsamkeit verdammt. Was kann man von dieser Erzie- hung erwarten, die von der Heuchelei diri- girt wird, nach welcher selbst der Plan, zur Heirath Anlass zu geben, so insgeheim ausge- führt werden muss, dass oft das lauteste Nein das herzlichste Ja bedeutet! -- Alle jene Gesetze zur Fortpflanzung des menschlichen Geschlechtes, jene Aufmunterungen zur Ehe, die Drei-Kinder-Ehre -- was sind sie anders, als unnatürliche Hülfsmittel, die alle aufhören
Schmach zu reiſsen, in der sie von wegen des Geschlechtes schmachten! Das männliche Ge- schlecht spielt mit auſserordentlichem Glück — Wenn die Väter ihren Töchtern vermöge des Geschlechtstriebes nicht so liebreich zuvor- kämen, wie es gemeiniglich der Fall ist; viel- leicht würden diese schon längst eine Conspi- ration veranlaſst haben, um Menschen aus Mädchen zu machen, die jetzt aus Sitte nicht sehen, hören und denken dürfen, die allein in der Einsamkeit das Recht haben dreist zu seyn, und nur im Selbstumgange jenen schreck- lichen Klosterzwang ablegen können, der sie in Gesellschaft zur entsetzlichsten Einsamkeit verdammt. Was kann man von dieser Erzie- hung erwarten, die von der Heuchelei diri- girt wird, nach welcher selbst der Plan, zur Heirath Anlaſs zu geben, so insgeheim ausge- führt werden muſs, daſs oft das lauteste Nein das herzlichste Ja bedeutet! — Alle jene Gesetze zur Fortpflanzung des menschlichen Geschlechtes, jene Aufmunterungen zur Ehe, die Drei-Kinder-Ehre — was sind sie anders, als unnatürliche Hülfsmittel, die alle aufhören
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Schmach zu reiſsen, in der sie von wegen des
Geschlechtes schmachten! Das männliche Ge-
schlecht spielt mit auſserordentlichem Glück —
Wenn die Väter ihren Töchtern vermöge des
Geschlechtstriebes nicht so liebreich zuvor-
kämen, wie es gemeiniglich der Fall ist; viel-
leicht würden diese schon längst eine Conspi-
ration veranlaſst haben, um Menschen aus
Mädchen zu machen, die jetzt aus Sitte nicht
sehen, hören und denken dürfen, die allein
in der Einsamkeit das Recht haben dreist zu
seyn, und nur im Selbstumgange jenen schreck-
lichen Klosterzwang ablegen können, der sie
in Gesellschaft zur entsetzlichsten Einsamkeit
verdammt. Was kann man von dieser Erzie-
hung erwarten, die von der Heuchelei diri-
girt wird, nach welcher selbst der Plan, zur
Heirath Anlaſs zu geben, so insgeheim ausge-
führt werden muſs, daſs oft das lauteste Nein
das herzlichste Ja bedeutet! — Alle jene
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Geschlechtes, jene Aufmunterungen zur Ehe,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/182>, abgerufen am 22.11.2024.
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