Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Staaten der Despotismus auch in Privathäusern
wüthet, und um so mehr mit gutem Bedachte
wüthen zu müssen das Ansehen gewinnt, da
grössere Freiheit der Weiber dem Staat un-
überwindliche Nachtheile zuziehen, und die-
ses Geschlecht, geboren der Natur getreu zu
seyn, alles jene unnatürliche Wesen der De-
spotie an die gehörige Stelle und den recht-
mässigen Ort bringen würde; so ist doch auch
in Republiken das schöne Geschlecht noch
nie zu einem anständigen Grade von Besitz
seiner Rechte gediehen -- Zwar gewinnt es
dort durch mindere Pracht; allein eben dieser
Gewinn lehret die Herren Staats-Repräsentan-
ten aufs Wort merken. Die Weiber spielen
ein etwas ernsthafteres Spiel, als in Despotie
und Monarchie; aber man erlaubt ihnen nicht,
dieses Ziel zu überschreiten: ihre anscheinen-
den Vorzüge sind avanturirt (erabentheuert) --
Es bleibt Spiel was sie treiben -- Ihr Tichten
und Trachten sind Kleinigkeiten von Jugend
auf und immerdar; und, was noch ärger ist --
der widernatürlich zusammengeordnete Putz
entstellt die natürliche Schöne des Körpers so

L 5

Staaten der Despotismus auch in Privathäusern
wüthet, und um so mehr mit gutem Bedachte
wüthen zu müssen das Ansehen gewinnt, da
gröſsere Freiheit der Weiber dem Staat un-
überwindliche Nachtheile zuziehen, und die-
ses Geschlecht, geboren der Natur getreu zu
seyn, alles jene unnatürliche Wesen der De-
spotie an die gehörige Stelle und den recht-
mäſsigen Ort bringen würde; so ist doch auch
in Republiken das schöne Geschlecht noch
nie zu einem anständigen Grade von Besitz
seiner Rechte gediehen — Zwar gewinnt es
dort durch mindere Pracht; allein eben dieser
Gewinn lehret die Herren Staats-Repräsentan-
ten aufs Wort merken. Die Weiber spielen
ein etwas ernsthafteres Spiel, als in Despotie
und Monarchie; aber man erlaubt ihnen nicht,
dieses Ziel zu überschreiten: ihre anscheinen-
den Vorzüge sind avanturirt (erabentheuert) —
Es bleibt Spiel was sie treiben — Ihr Tichten
und Trachten sind Kleinigkeiten von Jugend
auf und immerdar; und, was noch ärger ist —
der widernatürlich zusammengeordnete Putz
entstellt die natürliche Schöne des Körpers so

L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0177" n="169"/>
Staaten der Despotismus auch in Privathäusern<lb/>
wüthet, und um so mehr mit gutem Bedachte<lb/>
wüthen zu müssen das Ansehen gewinnt, da<lb/>
grö&#x017F;sere Freiheit der Weiber dem Staat un-<lb/>
überwindliche Nachtheile zuziehen, und die-<lb/>
ses Geschlecht, geboren der Natur getreu zu<lb/>
seyn, alles jene unnatürliche Wesen der De-<lb/>
spotie an die gehörige Stelle und den recht-<lb/>&#x017F;sigen Ort bringen würde; so ist doch auch<lb/>
in Republiken das schöne Geschlecht noch<lb/>
nie zu einem anständigen Grade von Besitz<lb/>
seiner Rechte gediehen &#x2014; Zwar gewinnt es<lb/>
dort durch mindere Pracht; allein eben dieser<lb/>
Gewinn lehret die Herren Staats-Repräsentan-<lb/>
ten aufs Wort merken. Die Weiber spielen<lb/>
ein etwas ernsthafteres Spiel, als in Despotie<lb/>
und Monarchie; aber man erlaubt ihnen nicht,<lb/>
dieses Ziel zu überschreiten: ihre anscheinen-<lb/>
den Vorzüge sind avanturirt (erabentheuert) &#x2014;<lb/>
Es bleibt Spiel was sie treiben &#x2014; Ihr Tichten<lb/>
und Trachten sind Kleinigkeiten von Jugend<lb/>
auf und immerdar; und, was noch ärger ist &#x2014;<lb/>
der widernatürlich zusammengeordnete Putz<lb/>
entstellt die natürliche Schöne des Körpers so<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0177] Staaten der Despotismus auch in Privathäusern wüthet, und um so mehr mit gutem Bedachte wüthen zu müssen das Ansehen gewinnt, da gröſsere Freiheit der Weiber dem Staat un- überwindliche Nachtheile zuziehen, und die- ses Geschlecht, geboren der Natur getreu zu seyn, alles jene unnatürliche Wesen der De- spotie an die gehörige Stelle und den recht- mäſsigen Ort bringen würde; so ist doch auch in Republiken das schöne Geschlecht noch nie zu einem anständigen Grade von Besitz seiner Rechte gediehen — Zwar gewinnt es dort durch mindere Pracht; allein eben dieser Gewinn lehret die Herren Staats-Repräsentan- ten aufs Wort merken. Die Weiber spielen ein etwas ernsthafteres Spiel, als in Despotie und Monarchie; aber man erlaubt ihnen nicht, dieses Ziel zu überschreiten: ihre anscheinen- den Vorzüge sind avanturirt (erabentheuert) — Es bleibt Spiel was sie treiben — Ihr Tichten und Trachten sind Kleinigkeiten von Jugend auf und immerdar; und, was noch ärger ist — der widernatürlich zusammengeordnete Putz entstellt die natürliche Schöne des Körpers so L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/177
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/177>, abgerufen am 23.11.2024.