gegen seine Gemahlin Theodora unleugbar, die weiland eine Komödiantin war, und der er nicht wenig Einfluss in die Regierungs- geschäfte, ja, wenn man will, in das Allerhei- ligste derselben, die Gesetzgebung, einräumte. Warum gab Justinian seinen Liebesgrillen nicht eine andere Richtung? Wie sehr über- traf ihn Franz der Erste, glorwürdigen Anden- kens, der zuerst die Sitte begann, dass Damen an den Hof kamen, als wodurch das, was man Hof nennt, eigentlich erschaffen ward! Ihnen zu Ehren wurden Bälle, Komödien und Turniere angestellt, und Franz des Ersten herz- brechendes Sinnbild war ein Salamander in den Flammen, als ob er nicht anders als in der Liebesgluth leben könnte. Bei seinen Hofleuten warf er sich zum Werber und Ehe- beförderer auf, und gern war er ein allezeit fertiger Fürsprecher bei ihren Schönen. Traf er ein verliebtes Paar, so verlangte er zu wis- sen, was es sich sagte, und mit Vergnügen legte er ihrer Zunge von seinem Salamander- feuer Geist und Flamme bei. Freilich war auch sein Gang kein Richtsteig; doch -- kam
gegen seine Gemahlin Theodora unleugbar, die weiland eine Komödiantin war, und der er nicht wenig Einfluſs in die Regierungs- geschäfte, ja, wenn man will, in das Allerhei- ligste derselben, die Gesetzgebung, einräumte. Warum gab Justinian seinen Liebesgrillen nicht eine andere Richtung? Wie sehr über- traf ihn Franz der Erste, glorwürdigen Anden- kens, der zuerst die Sitte begann, daſs Damen an den Hof kamen, als wodurch das, was man Hof nennt, eigentlich erschaffen ward! Ihnen zu Ehren wurden Bälle, Komödien und Turniere angestellt, und Franz des Ersten herz- brechendes Sinnbild war ein Salamander in den Flammen, als ob er nicht anders als in der Liebesgluth leben könnte. Bei seinen Hofleuten warf er sich zum Werber und Ehe- beförderer auf, und gern war er ein allezeit fertiger Fürsprecher bei ihren Schönen. Traf er ein verliebtes Paar, so verlangte er zu wis- sen, was es sich sagte, und mit Vergnügen legte er ihrer Zunge von seinem Salamander- feuer Geist und Flamme bei. Freilich war auch sein Gang kein Richtsteig; doch — kam
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0160"n="152"/>
gegen seine Gemahlin <hirendition="#i">Theodora</hi> unleugbar,<lb/>
die weiland eine Komödiantin war, und der<lb/>
er nicht wenig Einfluſs in die Regierungs-<lb/>
geschäfte, ja, wenn man will, in das Allerhei-<lb/>
ligste derselben, die Gesetzgebung, einräumte.<lb/>
Warum gab <hirendition="#i">Justinian</hi> seinen Liebesgrillen<lb/>
nicht eine andere Richtung? Wie sehr über-<lb/>
traf ihn <hirendition="#i">Franz der Erste</hi>, glorwürdigen Anden-<lb/>
kens, der zuerst die Sitte begann, daſs Damen<lb/>
an den Hof kamen, als wodurch das, was<lb/>
man <hirendition="#i">Hof</hi> nennt, eigentlich erschaffen ward!<lb/>
Ihnen zu Ehren wurden Bälle, Komödien und<lb/>
Turniere angestellt, und <hirendition="#i">Franz des Ersten</hi> herz-<lb/>
brechendes Sinnbild war ein Salamander in<lb/>
den Flammen, als ob er nicht anders als in<lb/>
der Liebesgluth leben könnte. Bei seinen<lb/>
Hofleuten warf er sich zum Werber und Ehe-<lb/>
beförderer auf, und gern war er ein allezeit<lb/>
fertiger Fürsprecher bei ihren Schönen. Traf<lb/>
er ein verliebtes Paar, so verlangte er zu wis-<lb/>
sen, was es sich sagte, und mit Vergnügen<lb/>
legte er ihrer Zunge von seinem Salamander-<lb/>
feuer Geist und Flamme bei. Freilich war<lb/>
auch sein Gang kein Richtsteig; doch — kam<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[152/0160]
gegen seine Gemahlin Theodora unleugbar,
die weiland eine Komödiantin war, und der
er nicht wenig Einfluſs in die Regierungs-
geschäfte, ja, wenn man will, in das Allerhei-
ligste derselben, die Gesetzgebung, einräumte.
Warum gab Justinian seinen Liebesgrillen
nicht eine andere Richtung? Wie sehr über-
traf ihn Franz der Erste, glorwürdigen Anden-
kens, der zuerst die Sitte begann, daſs Damen
an den Hof kamen, als wodurch das, was
man Hof nennt, eigentlich erschaffen ward!
Ihnen zu Ehren wurden Bälle, Komödien und
Turniere angestellt, und Franz des Ersten herz-
brechendes Sinnbild war ein Salamander in
den Flammen, als ob er nicht anders als in
der Liebesgluth leben könnte. Bei seinen
Hofleuten warf er sich zum Werber und Ehe-
beförderer auf, und gern war er ein allezeit
fertiger Fürsprecher bei ihren Schönen. Traf
er ein verliebtes Paar, so verlangte er zu wis-
sen, was es sich sagte, und mit Vergnügen
legte er ihrer Zunge von seinem Salamander-
feuer Geist und Flamme bei. Freilich war
auch sein Gang kein Richtsteig; doch — kam
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/160>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.