sähe. Es kam mir vor, als säh' ich überall Kreutzer! Mich umgesehen hätt ich nicht um tausende. Die Frau v -- sah mich mit ihren grossen Augen starr an! -- und eigentlich be- merkt ich, wie sie eine Todesangst faßte. Die Aengsten hoben sie; was schweben heißt, konn- te man an ihr sehen. Dies nahm zusehends zu; auch sie konnte sich nicht mehr umsehen. Wie es zugieng, weiß ich nicht; allein ein plötz- licher Sturm riß die Fensterladen von ihren Eisen; alles bebte im Zimmer. Alles, was einen Klang im Zimmer hatte, gab einen Laut. Schrecklich -- Weh! war es nicht; allein nicht viel auseinander. -- Die Hähne kräheten auf eine Art, als wenn eins verrathen und ver- kauft werden sollte! -- Im Sturm waren Worte zu hören. -- Wer konnte sie verneh- men? Die hochgelahrte Frau v -- b -- rang die Hände, und konnte sich auf den Knien nicht halten! Was! wie ist mir? -- Da- mals, und auch nach der Zeit, glaubte die zeichenbegierige Frau v --, daß die Unterre- dung der Prophetin mit ihrem Schutzgeist auf den Geist der Frau v. gewürkt hätte. Etwas gieng in Wahrheit vor, was es aber war, mag Gott wissen, und der Prophetin Schutz- geist. Die Prophetin klingelte! So was von
Klin-
ſaͤhe. Es kam mir vor, als ſaͤh’ ich uͤberall Kreutzer! Mich umgeſehen haͤtt ich nicht um tauſende. Die Frau v — ſah mich mit ihren groſſen Augen ſtarr an! — und eigentlich be- merkt ich, wie ſie eine Todesangſt faßte. Die Aengſten hoben ſie; was ſchweben heißt, konn- te man an ihr ſehen. Dies nahm zuſehends zu; auch ſie konnte ſich nicht mehr umſehen. Wie es zugieng, weiß ich nicht; allein ein ploͤtz- licher Sturm riß die Fenſterladen von ihren Eiſen; alles bebte im Zimmer. Alles, was einen Klang im Zimmer hatte, gab einen Laut. Schrecklich — Weh! war es nicht; allein nicht viel auseinander. — Die Haͤhne kraͤheten auf eine Art, als wenn eins verrathen und ver- kauft werden ſollte! — Im Sturm waren Worte zu hoͤren. — Wer konnte ſie verneh- men? Die hochgelahrte Frau v — b — rang die Haͤnde, und konnte ſich auf den Knien nicht halten! Was! wie iſt mir? — Da- mals, und auch nach der Zeit, glaubte die zeichenbegierige Frau v —, daß die Unterre- dung der Prophetin mit ihrem Schutzgeiſt auf den Geiſt der Frau v. gewuͤrkt haͤtte. Etwas gieng in Wahrheit vor, was es aber war, mag Gott wiſſen, und der Prophetin Schutz- geiſt. Die Prophetin klingelte! So was von
Klin-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0088"n="82"/>ſaͤhe. Es kam mir vor, als ſaͤh’ ich uͤberall<lb/>
Kreutzer! Mich umgeſehen haͤtt ich nicht um<lb/>
tauſende. Die Frau v —ſah mich mit ihren<lb/>
groſſen Augen ſtarr an! — und eigentlich be-<lb/>
merkt ich, wie ſie eine Todesangſt faßte. Die<lb/>
Aengſten hoben ſie; was ſchweben heißt, konn-<lb/>
te man an ihr ſehen. Dies nahm zuſehends<lb/>
zu; auch ſie konnte ſich nicht mehr umſehen.<lb/>
Wie es zugieng, weiß ich nicht; allein ein ploͤtz-<lb/>
licher Sturm riß die Fenſterladen von ihren<lb/>
Eiſen; alles bebte im Zimmer. Alles, was<lb/>
einen Klang im Zimmer hatte, gab einen Laut.<lb/>
Schrecklich — Weh! war es nicht; allein nicht<lb/>
viel auseinander. — Die Haͤhne kraͤheten auf<lb/>
eine Art, als wenn eins verrathen und ver-<lb/>
kauft werden ſollte! — Im Sturm waren<lb/>
Worte zu hoͤren. — Wer konnte ſie verneh-<lb/>
men? Die hochgelahrte Frau v — b — rang<lb/>
die Haͤnde, und konnte ſich auf den Knien<lb/>
nicht halten! <hirendition="#fr">Was! wie iſt mir?</hi>— Da-<lb/>
mals, und auch nach der Zeit, glaubte die<lb/>
zeichenbegierige Frau v —, daß die Unterre-<lb/>
dung der Prophetin mit ihrem Schutzgeiſt auf<lb/>
den Geiſt der Frau v. gewuͤrkt haͤtte. Etwas<lb/>
gieng in Wahrheit vor, was es aber war,<lb/>
mag Gott wiſſen, und der Prophetin Schutz-<lb/>
geiſt. Die Prophetin klingelte! So was von<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Klin-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[82/0088]
ſaͤhe. Es kam mir vor, als ſaͤh’ ich uͤberall
Kreutzer! Mich umgeſehen haͤtt ich nicht um
tauſende. Die Frau v — ſah mich mit ihren
groſſen Augen ſtarr an! — und eigentlich be-
merkt ich, wie ſie eine Todesangſt faßte. Die
Aengſten hoben ſie; was ſchweben heißt, konn-
te man an ihr ſehen. Dies nahm zuſehends
zu; auch ſie konnte ſich nicht mehr umſehen.
Wie es zugieng, weiß ich nicht; allein ein ploͤtz-
licher Sturm riß die Fenſterladen von ihren
Eiſen; alles bebte im Zimmer. Alles, was
einen Klang im Zimmer hatte, gab einen Laut.
Schrecklich — Weh! war es nicht; allein nicht
viel auseinander. — Die Haͤhne kraͤheten auf
eine Art, als wenn eins verrathen und ver-
kauft werden ſollte! — Im Sturm waren
Worte zu hoͤren. — Wer konnte ſie verneh-
men? Die hochgelahrte Frau v — b — rang
die Haͤnde, und konnte ſich auf den Knien
nicht halten! Was! wie iſt mir? — Da-
mals, und auch nach der Zeit, glaubte die
zeichenbegierige Frau v —, daß die Unterre-
dung der Prophetin mit ihrem Schutzgeiſt auf
den Geiſt der Frau v. gewuͤrkt haͤtte. Etwas
gieng in Wahrheit vor, was es aber war,
mag Gott wiſſen, und der Prophetin Schutz-
geiſt. Die Prophetin klingelte! So was von
Klin-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/88>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.