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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Liebe nicht, so wär ich ein tönend
Erz oder eine klingende Schelle,

und schließt
Nun aber bleibt Glaube! Hof-
nung! Liebe! diese drey: die Liebe
ist die größte unter ihnen --

Am ein und zwanzigsten Sonntage nach
Trinitatis, gieng mein Vater, nach meiner
Mutter Meynung, wie ein geistlicher Ritter,
gestiefelt und gespornt auf die Kanzel! --
Herr v. G -- Seliger hatte bemerket, am
Sonntage Qvinquagesimä, wie ein Gold-
macher -- Liebe ist die Firmelung der
Seele, sagte mein Vater u. s. w.

Die heilige Eins meines Vaters ist uns
bekannt, und seine heilige Drey desglei-
chen.

Man muß Gott, sagt' er, nicht verkör-
pern und den Menschen nicht vergöttern.
Statt Leib und Seele, sagte er oft: meine
Physik und Metaphysik, und diese Ausdrücke
sind noch in der dortigen Gegend gang und
gäbe bis auf den heutigen Tag.

Der

Liebe nicht, ſo waͤr ich ein toͤnend
Erz oder eine klingende Schelle,

und ſchließt
Nun aber bleibt Glaube! Hof-
nung! Liebe! dieſe drey: die Liebe
iſt die groͤßte unter ihnen —

Am ein und zwanzigſten Sonntage nach
Trinitatis, gieng mein Vater, nach meiner
Mutter Meynung, wie ein geiſtlicher Ritter,
geſtiefelt und geſpornt auf die Kanzel! —
Herr v. G — Seliger hatte bemerket, am
Sonntage Qvinquageſimaͤ, wie ein Gold-
macher — Liebe iſt die Firmelung der
Seele, ſagte mein Vater u. ſ. w.

Die heilige Eins meines Vaters iſt uns
bekannt, und ſeine heilige Drey desglei-
chen.

Man muß Gott, ſagt’ er, nicht verkoͤr-
pern und den Menſchen nicht vergoͤttern.
Statt Leib und Seele, ſagte er oft: meine
Phyſik und Metaphyſik, und dieſe Ausdruͤcke
ſind noch in der dortigen Gegend gang und
gaͤbe bis auf den heutigen Tag.

Der
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[640/0648] Liebe nicht, ſo waͤr ich ein toͤnend Erz oder eine klingende Schelle, und ſchließt Nun aber bleibt Glaube! Hof- nung! Liebe! dieſe drey: die Liebe iſt die groͤßte unter ihnen — Am ein und zwanzigſten Sonntage nach Trinitatis, gieng mein Vater, nach meiner Mutter Meynung, wie ein geiſtlicher Ritter, geſtiefelt und geſpornt auf die Kanzel! — Herr v. G — Seliger hatte bemerket, am Sonntage Qvinquageſimaͤ, wie ein Gold- macher — Liebe iſt die Firmelung der Seele, ſagte mein Vater u. ſ. w. Die heilige Eins meines Vaters iſt uns bekannt, und ſeine heilige Drey desglei- chen. Man muß Gott, ſagt’ er, nicht verkoͤr- pern und den Menſchen nicht vergoͤttern. Statt Leib und Seele, ſagte er oft: meine Phyſik und Metaphyſik, und dieſe Ausdruͤcke ſind noch in der dortigen Gegend gang und gaͤbe bis auf den heutigen Tag. Der

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/648>, abgerufen am 22.11.2024.