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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Ueber die Liebe sprach er gern und gewal-
tiglich! Sie hat, versichert' er, wenn er
menschlich drüber sprach, die Adjectiva erfun-
den. Kam er aber auf die Epistel am Sonn-
tage Qvinquagesimä: Erste Corinther
das dreyzehnte Capitel;
so wußt ich nicht,
wo ich war, sagte meine Mutter, und ob er
mit Menschen- oder Engelzungen redete?

Meine Mutter hatte diese Liebessprache
so zu Herzen genommen, daß auch sie in die
Liebe verliebt war, wie die Priesterwittwe
mit den funfzig Thalern Alb. sich ausdrückt.
Wahrlich! die Liebe ist ein Hauch Gottes!
ein elektrischer Funken! ein Geheimnis, so
gemein sie da aussieht! -- Es gehört
Kraft und Macht dazu, zu lieben und geliebt
zu werden! -- Auch meine Mutter hatte
Flügel der Morgenröthe, welche das Lied:
Was wilt du armes Leben niederdrück-
ten. Sie sprach, wie mein Vater, gewaltig-
lich über die Liebe.

Die Epistel am Sonntage Qvinqvagesimä
hebt sich an:
Wenn ich mit Menschen und mit
Engelzungen redete und hätte der

Liebe

Ueber die Liebe ſprach er gern und gewal-
tiglich! Sie hat, verſichert’ er, wenn er
menſchlich druͤber ſprach, die Adjectiva erfun-
den. Kam er aber auf die Epiſtel am Sonn-
tage Qvinquageſimaͤ: Erſte Corinther
das dreyzehnte Capitel;
ſo wußt ich nicht,
wo ich war, ſagte meine Mutter, und ob er
mit Menſchen- oder Engelzungen redete?

Meine Mutter hatte dieſe Liebesſprache
ſo zu Herzen genommen, daß auch ſie in die
Liebe verliebt war, wie die Prieſterwittwe
mit den funfzig Thalern Alb. ſich ausdruͤckt.
Wahrlich! die Liebe iſt ein Hauch Gottes!
ein elektriſcher Funken! ein Geheimnis, ſo
gemein ſie da ausſieht! — Es gehoͤrt
Kraft und Macht dazu, zu lieben und geliebt
zu werden! — Auch meine Mutter hatte
Fluͤgel der Morgenroͤthe, welche das Lied:
Was wilt du armes Leben niederdruͤck-
ten. Sie ſprach, wie mein Vater, gewaltig-
lich uͤber die Liebe.

Die Epiſtel am Sonntage Qvinqvageſimaͤ
hebt ſich an:
Wenn ich mit Menſchen und mit
Engelzungen redete und haͤtte der

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[639/0647] Ueber die Liebe ſprach er gern und gewal- tiglich! Sie hat, verſichert’ er, wenn er menſchlich druͤber ſprach, die Adjectiva erfun- den. Kam er aber auf die Epiſtel am Sonn- tage Qvinquageſimaͤ: Erſte Corinther das dreyzehnte Capitel; ſo wußt ich nicht, wo ich war, ſagte meine Mutter, und ob er mit Menſchen- oder Engelzungen redete? Meine Mutter hatte dieſe Liebesſprache ſo zu Herzen genommen, daß auch ſie in die Liebe verliebt war, wie die Prieſterwittwe mit den funfzig Thalern Alb. ſich ausdruͤckt. Wahrlich! die Liebe iſt ein Hauch Gottes! ein elektriſcher Funken! ein Geheimnis, ſo gemein ſie da ausſieht! — Es gehoͤrt Kraft und Macht dazu, zu lieben und geliebt zu werden! — Auch meine Mutter hatte Fluͤgel der Morgenroͤthe, welche das Lied: Was wilt du armes Leben niederdruͤck- ten. Sie ſprach, wie mein Vater, gewaltig- lich uͤber die Liebe. Die Epiſtel am Sonntage Qvinqvageſimaͤ hebt ſich an: Wenn ich mit Menſchen und mit Engelzungen redete und haͤtte der Liebe

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/647>, abgerufen am 22.11.2024.