Gelegenheit, daß sie den Stab über den Herrn v. G -- brach, dessen er sich in seiner Abwesenheit immer ritterlich annahm, zu- rief: Preußen! Holland! Toleranz hin, To- leranz her! Ein anderes ist Toleranz aus Commercium Absicht, ein anderes von Got- teswegen. Ein anderes Holland, ein ande- res (er nannte ein Land) -- Glaub mir mein Kind! wer würd in Holland und -- dem Herrn Christo die Communion versagen, wenn er da wäre. Die Narren! ohne zu bedenken, daß er sie in der Nacht, da er ver- rathen ward, eingesetzet hat. Nenne mir ein Land, liebe orthodoxe Seele! wo man ihn nicht kreutzigen würde? wo er nicht noch in manchem seiner Jünger (Roußeau und --) gekreutziget wird? Lieber Roußeau! ich habe dich meinem Schwiegervater empfohlen, und er feyret deinen Sterbtag, obgleich du nicht von Adel bist! -- Mehr vermag ich nicht. Meine Mutter hätte dir kein Monument in der Speisekammer errichtet! Ob mein Va- ter zum Eugen im Prunkzimmer zur rechten Hand unterm Spiegel gesagt: weiche die- sem, weiß ich nicht. Wenn ich erwäge, daß du, wie alle edle Menschen, nicht hattest, wo du dein Haupt hinlegtest, und da dich
dur-
Gelegenheit, daß ſie den Stab uͤber den Herrn v. G — brach, deſſen er ſich in ſeiner Abweſenheit immer ritterlich annahm, zu- rief: Preußen! Holland! Toleranz hin, To- leranz her! Ein anderes iſt Toleranz aus Commercium Abſicht, ein anderes von Got- teswegen. Ein anderes Holland, ein ande- res (er nannte ein Land) — Glaub mir mein Kind! wer wuͤrd in Holland und — dem Herrn Chriſto die Communion verſagen, wenn er da waͤre. Die Narren! ohne zu bedenken, daß er ſie in der Nacht, da er ver- rathen ward, eingeſetzet hat. Nenne mir ein Land, liebe orthodoxe Seele! wo man ihn nicht kreutzigen wuͤrde? wo er nicht noch in manchem ſeiner Juͤnger (Roußeau und —) gekreutziget wird? Lieber Roußeau! ich habe dich meinem Schwiegervater empfohlen, und er feyret deinen Sterbtag, obgleich du nicht von Adel biſt! — Mehr vermag ich nicht. Meine Mutter haͤtte dir kein Monument in der Speiſekammer errichtet! Ob mein Va- ter zum Eugen im Prunkzimmer zur rechten Hand unterm Spiegel geſagt: weiche die- ſem, weiß ich nicht. Wenn ich erwaͤge, daß du, wie alle edle Menſchen, nicht hatteſt, wo du dein Haupt hinlegteſt, und da dich
dur-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0640"n="632"/>
Gelegenheit, daß ſie den Stab uͤber den<lb/>
Herrn v. G — brach, deſſen er ſich in ſeiner<lb/>
Abweſenheit immer ritterlich annahm, zu-<lb/>
rief: Preußen! Holland! Toleranz hin, To-<lb/>
leranz her! Ein anderes iſt Toleranz aus<lb/>
Commercium Abſicht, ein anderes von Got-<lb/>
teswegen. Ein anderes Holland, ein ande-<lb/>
res (er nannte ein Land) — Glaub mir mein<lb/>
Kind! wer wuͤrd in Holland und — dem<lb/>
Herrn Chriſto die Communion verſagen,<lb/>
wenn er da waͤre. Die Narren! ohne zu<lb/>
bedenken, daß er ſie in der Nacht, da er ver-<lb/>
rathen ward, eingeſetzet hat. Nenne mir<lb/>
ein Land, liebe orthodoxe Seele! wo man ihn<lb/>
nicht kreutzigen wuͤrde? wo er nicht noch in<lb/>
manchem ſeiner Juͤnger (Roußeau und —)<lb/>
gekreutziget wird? Lieber Roußeau! ich habe<lb/>
dich meinem Schwiegervater empfohlen, und<lb/>
er feyret deinen Sterbtag, obgleich du nicht<lb/>
von Adel biſt! — Mehr vermag ich nicht.<lb/>
Meine Mutter haͤtte dir kein Monument in<lb/>
der Speiſekammer errichtet! Ob mein Va-<lb/>
ter zum <hirendition="#fr">Eugen</hi> im Prunkzimmer zur rechten<lb/>
Hand unterm Spiegel geſagt: <hirendition="#fr">weiche die-<lb/>ſem,</hi> weiß ich nicht. Wenn ich erwaͤge, daß<lb/>
du, wie alle edle Menſchen, nicht hatteſt,<lb/>
wo du dein Haupt hinlegteſt, und da dich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dur-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[632/0640]
Gelegenheit, daß ſie den Stab uͤber den
Herrn v. G — brach, deſſen er ſich in ſeiner
Abweſenheit immer ritterlich annahm, zu-
rief: Preußen! Holland! Toleranz hin, To-
leranz her! Ein anderes iſt Toleranz aus
Commercium Abſicht, ein anderes von Got-
teswegen. Ein anderes Holland, ein ande-
res (er nannte ein Land) — Glaub mir mein
Kind! wer wuͤrd in Holland und — dem
Herrn Chriſto die Communion verſagen,
wenn er da waͤre. Die Narren! ohne zu
bedenken, daß er ſie in der Nacht, da er ver-
rathen ward, eingeſetzet hat. Nenne mir
ein Land, liebe orthodoxe Seele! wo man ihn
nicht kreutzigen wuͤrde? wo er nicht noch in
manchem ſeiner Juͤnger (Roußeau und —)
gekreutziget wird? Lieber Roußeau! ich habe
dich meinem Schwiegervater empfohlen, und
er feyret deinen Sterbtag, obgleich du nicht
von Adel biſt! — Mehr vermag ich nicht.
Meine Mutter haͤtte dir kein Monument in
der Speiſekammer errichtet! Ob mein Va-
ter zum Eugen im Prunkzimmer zur rechten
Hand unterm Spiegel geſagt: weiche die-
ſem, weiß ich nicht. Wenn ich erwaͤge, daß
du, wie alle edle Menſchen, nicht hatteſt,
wo du dein Haupt hinlegteſt, und da dich
dur-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/640>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.