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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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sen, soll im Winter beßre Verse gemacht
haben --

Mein Vater war ernsthaft, hager und
hielt sich gerade -- Ein gewisses Nachden-
ken, das wie Schwermuth aussahe (so sieht
das Nachdenken gemeinhin aus, vielleicht
weil wir zu sehr wissen, daß wir nicht weit
damit kommen) war in seinem ganzen Ge-
sicht verbreitet. Er war sonst heiter und gu-
ter Dinge. Selten grif ihn Etwas an. Die
Augen hatten ein besonderes Feur -- Die
Lerche singt im Fluge, so auch ächte Dichter.
Der Philosoph steht. Oft, wenn er spazie-
ren gieng, blieb er stehen, die linke Hand auf
seinen großen weißen Stock gelegt, und mit
der rechten sich aufgestützt!

Da sehen die meisten Leute diese Welt als
eine Spielgesellschaft an, wo die Klugen
nichts weiter thun, als Parthien machen.
Einigen scheint sie, wie ein Schauspiel, wo
sich der Zuschauer, blos weil er seinen Platz
bezahlt hat, über andre zu lachen berechtiget
hält. Der Weltpatriot sieht dies Leben als
Zeit und Gelegenheit zu ernsthaften Dingen
an, wenigstens hält er sich verpflichtet, Vor-
sätze hiezu zu faßen. Gott segne seine Studia.

Mein

ſen, ſoll im Winter beßre Verſe gemacht
haben —

Mein Vater war ernſthaft, hager und
hielt ſich gerade — Ein gewiſſes Nachden-
ken, das wie Schwermuth ausſahe (ſo ſieht
das Nachdenken gemeinhin aus, vielleicht
weil wir zu ſehr wiſſen, daß wir nicht weit
damit kommen) war in ſeinem ganzen Ge-
ſicht verbreitet. Er war ſonſt heiter und gu-
ter Dinge. Selten grif ihn Etwas an. Die
Augen hatten ein beſonderes Feur — Die
Lerche ſingt im Fluge, ſo auch aͤchte Dichter.
Der Philoſoph ſteht. Oft, wenn er ſpazie-
ren gieng, blieb er ſtehen, die linke Hand auf
ſeinen großen weißen Stock gelegt, und mit
der rechten ſich aufgeſtuͤtzt!

Da ſehen die meiſten Leute dieſe Welt als
eine Spielgeſellſchaft an, wo die Klugen
nichts weiter thun, als Parthien machen.
Einigen ſcheint ſie, wie ein Schauſpiel, wo
ſich der Zuſchauer, blos weil er ſeinen Platz
bezahlt hat, uͤber andre zu lachen berechtiget
haͤlt. Der Weltpatriot ſieht dies Leben als
Zeit und Gelegenheit zu ernſthaften Dingen
an, wenigſtens haͤlt er ſich verpflichtet, Vor-
ſaͤtze hiezu zu faßen. Gott ſegne ſeine Studia.

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[628/0636] ſen, ſoll im Winter beßre Verſe gemacht haben — Mein Vater war ernſthaft, hager und hielt ſich gerade — Ein gewiſſes Nachden- ken, das wie Schwermuth ausſahe (ſo ſieht das Nachdenken gemeinhin aus, vielleicht weil wir zu ſehr wiſſen, daß wir nicht weit damit kommen) war in ſeinem ganzen Ge- ſicht verbreitet. Er war ſonſt heiter und gu- ter Dinge. Selten grif ihn Etwas an. Die Augen hatten ein beſonderes Feur — Die Lerche ſingt im Fluge, ſo auch aͤchte Dichter. Der Philoſoph ſteht. Oft, wenn er ſpazie- ren gieng, blieb er ſtehen, die linke Hand auf ſeinen großen weißen Stock gelegt, und mit der rechten ſich aufgeſtuͤtzt! Da ſehen die meiſten Leute dieſe Welt als eine Spielgeſellſchaft an, wo die Klugen nichts weiter thun, als Parthien machen. Einigen ſcheint ſie, wie ein Schauſpiel, wo ſich der Zuſchauer, blos weil er ſeinen Platz bezahlt hat, uͤber andre zu lachen berechtiget haͤlt. Der Weltpatriot ſieht dies Leben als Zeit und Gelegenheit zu ernſthaften Dingen an, wenigſtens haͤlt er ſich verpflichtet, Vor- ſaͤtze hiezu zu faßen. Gott ſegne ſeine Studia. Mein

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/636>, abgerufen am 24.11.2024.