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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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nicht liebt, den ihr seht. Ihr, die ihr einen
Menschen, schnöden Gewinnstes, gallsüchti-
gen Neides halber, verfolgt, der die Le-
bensläufe in aufsteigender Linie schreibt,

und am Sonntage Aehren ißt, wenn ihn hun-
gert, auch, wenn ihm Gelegenheit gegeben wür-
de, einen jeden Esel aus dem Brunnen ziehen
würde am Sabbath -- was hab ich euch ge-
than? hab ich je einen Pharisäer und Saddu-
cäer namentlich genannt? Hab ich nicht vom
Laster geredet, wenn ich den Lasterhaften
meynte. Mit dem einzigen Voltaire hab ich
namentlich ein Gespötte getrieben und ich ver-
sichr' es Euch auf Ehre, daß es mir leid thut,
obgleich er gewiß den ersten Theil meines Le-
benslaufs nicht gelesen hat, und also unmög-
lich daran gestorben seyn kann --

Fragt meine Eltern, Vater und Mutter,
die all in der Erde liegen und schlafen, ob ich
sie nicht geliebt habe bis in den Tod, fragt
dies Buch, wenn gleich es die Wahrheit ge-
schrieben, hat es darum nicht Vater und
Mutter geehrt? -- Wahrlich! des vierten
Gebots halber wird es ihm wohl gehen, und
es wird lange leben auf Erden, und selbst,
wenn es gekreuziget würde, wird es auferste-
hen!

Ent-

nicht liebt, den ihr ſeht. Ihr, die ihr einen
Menſchen, ſchnoͤden Gewinnſtes, gallſuͤchti-
gen Neides halber, verfolgt, der die Le-
benslaͤufe in aufſteigender Linie ſchreibt,

und am Sonntage Aehren ißt, wenn ihn hun-
gert, auch, wenn ihm Gelegenheit gegeben wuͤr-
de, einen jeden Eſel aus dem Brunnen ziehen
wuͤrde am Sabbath — was hab ich euch ge-
than? hab ich je einen Phariſaͤer und Saddu-
caͤer namentlich genannt? Hab ich nicht vom
Laſter geredet, wenn ich den Laſterhaften
meynte. Mit dem einzigen Voltaire hab ich
namentlich ein Geſpoͤtte getrieben und ich ver-
ſichr’ es Euch auf Ehre, daß es mir leid thut,
obgleich er gewiß den erſten Theil meines Le-
benslaufs nicht geleſen hat, und alſo unmoͤg-
lich daran geſtorben ſeyn kann —

Fragt meine Eltern, Vater und Mutter,
die all in der Erde liegen und ſchlafen, ob ich
ſie nicht geliebt habe bis in den Tod, fragt
dies Buch, wenn gleich es die Wahrheit ge-
ſchrieben, hat es darum nicht Vater und
Mutter geehrt? — Wahrlich! des vierten
Gebots halber wird es ihm wohl gehen, und
es wird lange leben auf Erden, und ſelbſt,
wenn es gekreuziget wuͤrde, wird es auferſte-
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[586/0596] nicht liebt, den ihr ſeht. Ihr, die ihr einen Menſchen, ſchnoͤden Gewinnſtes, gallſuͤchti- gen Neides halber, verfolgt, der die Le- benslaͤufe in aufſteigender Linie ſchreibt, und am Sonntage Aehren ißt, wenn ihn hun- gert, auch, wenn ihm Gelegenheit gegeben wuͤr- de, einen jeden Eſel aus dem Brunnen ziehen wuͤrde am Sabbath — was hab ich euch ge- than? hab ich je einen Phariſaͤer und Saddu- caͤer namentlich genannt? Hab ich nicht vom Laſter geredet, wenn ich den Laſterhaften meynte. Mit dem einzigen Voltaire hab ich namentlich ein Geſpoͤtte getrieben und ich ver- ſichr’ es Euch auf Ehre, daß es mir leid thut, obgleich er gewiß den erſten Theil meines Le- benslaufs nicht geleſen hat, und alſo unmoͤg- lich daran geſtorben ſeyn kann — Fragt meine Eltern, Vater und Mutter, die all in der Erde liegen und ſchlafen, ob ich ſie nicht geliebt habe bis in den Tod, fragt dies Buch, wenn gleich es die Wahrheit ge- ſchrieben, hat es darum nicht Vater und Mutter geehrt? — Wahrlich! des vierten Gebots halber wird es ihm wohl gehen, und es wird lange leben auf Erden, und ſelbſt, wenn es gekreuziget wuͤrde, wird es auferſte- hen! Ent-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/596>, abgerufen am 24.11.2024.