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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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nicht. So war mein Vater nicht, so
war er!
--

Was soll ich von meinem Buche sagen?
Wahrlich, es ist nicht ein olympischer Lauf
nach einem Zeitungslob! -- Ein unverwelk-
tes Erbe war mein Ziel, zu trachten in gu-
ten Werken nach dem ewigen Leben, meine
Hofnung! --

Ich schrieb den Menschen, oder bemühte
mich, ihn zu schreiben. Jeder hat noch ein
Aestchen aus dem Paradiese mitgebracht, und
jeder hat etwas vom Apfel gegessen! -- Die
Menschen sind alle auf einen Fuß. Man
darf sie nur aus dem gehörigen Gesichtspunkt
nehmen, so sind sie als Einer, als Adam.
Madam Eva war ja auch in ihm, in seiner
Ribbe. Solch ein Gesichtspunkt ist vorhan-
den; ob ich ihn getroffen, sey dem wachha-
benden Officier, dem mit einem Achselbande
zu Pferde, zu Fuß, von der Leibgarde, von
der Garde der Gelehrten Republik, anheim
gegeben! -- Mit den Thorschreibern hab ich
mich, wie erwecklich zu lesen, in dem Buche
selbst, ein langes und breites abgegeben --

Freylich ist zwischen Wächtern und Rich-
tern ein Unterschied. Wie wenige verdienen

aber

nicht. So war mein Vater nicht, ſo
war er!

Was ſoll ich von meinem Buche ſagen?
Wahrlich, es iſt nicht ein olympiſcher Lauf
nach einem Zeitungslob! — Ein unverwelk-
tes Erbe war mein Ziel, zu trachten in gu-
ten Werken nach dem ewigen Leben, meine
Hofnung! —

Ich ſchrieb den Menſchen, oder bemuͤhte
mich, ihn zu ſchreiben. Jeder hat noch ein
Aeſtchen aus dem Paradieſe mitgebracht, und
jeder hat etwas vom Apfel gegeſſen! — Die
Menſchen ſind alle auf einen Fuß. Man
darf ſie nur aus dem gehoͤrigen Geſichtspunkt
nehmen, ſo ſind ſie als Einer, als Adam.
Madam Eva war ja auch in ihm, in ſeiner
Ribbe. Solch ein Geſichtspunkt iſt vorhan-
den; ob ich ihn getroffen, ſey dem wachha-
benden Officier, dem mit einem Achſelbande
zu Pferde, zu Fuß, von der Leibgarde, von
der Garde der Gelehrten Republik, anheim
gegeben! — Mit den Thorſchreibern hab ich
mich, wie erwecklich zu leſen, in dem Buche
ſelbſt, ein langes und breites abgegeben —

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tern ein Unterſchied. Wie wenige verdienen

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[580/0590] nicht. So war mein Vater nicht, ſo war er! — Was ſoll ich von meinem Buche ſagen? Wahrlich, es iſt nicht ein olympiſcher Lauf nach einem Zeitungslob! — Ein unverwelk- tes Erbe war mein Ziel, zu trachten in gu- ten Werken nach dem ewigen Leben, meine Hofnung! — Ich ſchrieb den Menſchen, oder bemuͤhte mich, ihn zu ſchreiben. Jeder hat noch ein Aeſtchen aus dem Paradieſe mitgebracht, und jeder hat etwas vom Apfel gegeſſen! — Die Menſchen ſind alle auf einen Fuß. Man darf ſie nur aus dem gehoͤrigen Geſichtspunkt nehmen, ſo ſind ſie als Einer, als Adam. Madam Eva war ja auch in ihm, in ſeiner Ribbe. Solch ein Geſichtspunkt iſt vorhan- den; ob ich ihn getroffen, ſey dem wachha- benden Officier, dem mit einem Achſelbande zu Pferde, zu Fuß, von der Leibgarde, von der Garde der Gelehrten Republik, anheim gegeben! — Mit den Thorſchreibern hab ich mich, wie erwecklich zu leſen, in dem Buche ſelbſt, ein langes und breites abgegeben — Freylich iſt zwiſchen Waͤchtern und Rich- tern ein Unterſchied. Wie wenige verdienen aber

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/590>, abgerufen am 24.11.2024.