nachzugeben. Es blieb beym Federschneider. Viele nannten den Herrmann Secretair, und man ließ sie, ohne daß sie zurecht geholfen wurden, dabey.
Um die Zeit, wenn der Inspektor seinem Vater das Jahrgeld sendet, ist Herrmann so tief in Gedanken, daß Herr v. W -- alle Mühe hat, ihn zu zerstreuen! -- Er könne sich, sagt Herr v. W --, vor Unruhe nicht bergen! -- Wie das kommen mag! Wenn es nur nicht mit Herrmann zum Ende geht! sagte Herr v. W --, da er mich zum letzten- mahl besuchte! -- Jetzt fängt er an, so tief in Gedanken zu fallen, wenn er nur et- was anlegt, das von dieser Pension gekauft worden! Den Bratenrock zieht er gar nicht mehr an. Gott sey seiner Seele gnädig! --
Der Schwager Peter hat ein Weib ge- nommen, darum kann er nicht kommen, sagt Junker Gotthard, das heißt: der gute Jun- ker Peter hat die Herrschaft in seinem Hause nicht abgetreten; allein er ist so wenig Herr, daß seine Frau sogar den Stab Wehe über ihn führt! -- Herr v. K -- nahm ihn in Anspruch, und forderte alles Geld, das er ihm geschenket, oder mit ihm gemeinschaft- lich reichmännisch durchgebracht hatte. Es
war
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nachzugeben. Es blieb beym Federſchneider. Viele nannten den Herrmann Secretair, und man ließ ſie, ohne daß ſie zurecht geholfen wurden, dabey.
Um die Zeit, wenn der Inſpektor ſeinem Vater das Jahrgeld ſendet, iſt Herrmann ſo tief in Gedanken, daß Herr v. W — alle Muͤhe hat, ihn zu zerſtreuen! — Er koͤnne ſich, ſagt Herr v. W —, vor Unruhe nicht bergen! — Wie das kommen mag! Wenn es nur nicht mit Herrmann zum Ende geht! ſagte Herr v. W —, da er mich zum letzten- mahl beſuchte! — Jetzt faͤngt er an, ſo tief in Gedanken zu fallen, wenn er nur et- was anlegt, das von dieſer Penſion gekauft worden! Den Bratenrock zieht er gar nicht mehr an. Gott ſey ſeiner Seele gnaͤdig! —
Der Schwager Peter hat ein Weib ge- nommen, darum kann er nicht kommen, ſagt Junker Gotthard, das heißt: der gute Jun- ker Peter hat die Herrſchaft in ſeinem Hauſe nicht abgetreten; allein er iſt ſo wenig Herr, daß ſeine Frau ſogar den Stab Wehe uͤber ihn fuͤhrt! — Herr v. K — nahm ihn in Anſpruch, und forderte alles Geld, das er ihm geſchenket, oder mit ihm gemeinſchaft- lich reichmaͤnniſch durchgebracht hatte. Es
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nachzugeben. Es blieb beym Federſchneider.
Viele nannten den Herrmann Secretair, und
man ließ ſie, ohne daß ſie zurecht geholfen
wurden, dabey.
Um die Zeit, wenn der Inſpektor ſeinem
Vater das Jahrgeld ſendet, iſt Herrmann ſo
tief in Gedanken, daß Herr v. W — alle
Muͤhe hat, ihn zu zerſtreuen! — Er koͤnne
ſich, ſagt Herr v. W —, vor Unruhe nicht
bergen! — Wie das kommen mag! Wenn
es nur nicht mit Herrmann zum Ende geht!
ſagte Herr v. W —, da er mich zum letzten-
mahl beſuchte! — Jetzt faͤngt er an, ſo
tief in Gedanken zu fallen, wenn er nur et-
was anlegt, das von dieſer Penſion gekauft
worden! Den Bratenrock zieht er gar nicht
mehr an. Gott ſey ſeiner Seele gnaͤdig! —
Der Schwager Peter hat ein Weib ge-
nommen, darum kann er nicht kommen, ſagt
Junker Gotthard, das heißt: der gute Jun-
ker Peter hat die Herrſchaft in ſeinem Hauſe
nicht abgetreten; allein er iſt ſo wenig Herr,
daß ſeine Frau ſogar den Stab Wehe uͤber
ihn fuͤhrt! — Herr v. K — nahm ihn in
Anſpruch, und forderte alles Geld, das er
ihm geſchenket, oder mit ihm gemeinſchaft-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/579>, abgerufen am 24.11.2024.
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