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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Ich habe die Gewohnheit beybehalten,
daß sie alle Abend in Gegenwart der Leute
betet! und auch ein Lied nach dem Gebete an-
stimmt, das wir alle singen. Ihr gebührt
die Wahl, und ich habe oft die Freude durch
diesen oder jenen Gedanken eines Liedes herz-
inniglich überrascht und selig erquickt zu wer-
den! -- Würde sich meine selige Mutter
über eine solche Tochter nicht freuen, wenn
gleich sie nicht aus dem Stamme Levi ist,
und ich nicht Superintendent worden. Aus
dem Liede sehe ich, wie mein liebes Weib ge-
stimmt ist.

Gestern Abend sangen wir:
Warum solt ich mich denn grämen?
Gott! wie sang sie den Vers:

Kann uns denn der Tod wohl tödten?
Nein! er reißt
meinen Geist,
aus viel tausend Nöthen;
schließt das Thor der schweren Lei-
den! -- --
und macht Bahn
himmelan!
zu dem Sitz der Freuden.

Heute singen wir ein Loblied, das seh ich
ihr an! Alle Sonnabend einen Sterbgesang,

das
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Ich habe die Gewohnheit beybehalten,
daß ſie alle Abend in Gegenwart der Leute
betet! und auch ein Lied nach dem Gebete an-
ſtimmt, das wir alle ſingen. Ihr gebuͤhrt
die Wahl, und ich habe oft die Freude durch
dieſen oder jenen Gedanken eines Liedes herz-
inniglich uͤberraſcht und ſelig erquickt zu wer-
den! — Wuͤrde ſich meine ſelige Mutter
uͤber eine ſolche Tochter nicht freuen, wenn
gleich ſie nicht aus dem Stamme Levi iſt,
und ich nicht Superintendent worden. Aus
dem Liede ſehe ich, wie mein liebes Weib ge-
ſtimmt iſt.

Geſtern Abend ſangen wir:
Warum ſolt ich mich denn graͤmen?
Gott! wie ſang ſie den Vers:

Kann uns denn der Tod wohl toͤdten?
Nein! er reißt
meinen Geiſt,
aus viel tauſend Noͤthen;
ſchließt das Thor der ſchweren Lei-
den! — —
und macht Bahn
himmelan!
zu dem Sitz der Freuden.

Heute ſingen wir ein Loblied, das ſeh ich
ihr an! Alle Sonnabend einen Sterbgeſang,

das
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[561/0571] Ich habe die Gewohnheit beybehalten, daß ſie alle Abend in Gegenwart der Leute betet! und auch ein Lied nach dem Gebete an- ſtimmt, das wir alle ſingen. Ihr gebuͤhrt die Wahl, und ich habe oft die Freude durch dieſen oder jenen Gedanken eines Liedes herz- inniglich uͤberraſcht und ſelig erquickt zu wer- den! — Wuͤrde ſich meine ſelige Mutter uͤber eine ſolche Tochter nicht freuen, wenn gleich ſie nicht aus dem Stamme Levi iſt, und ich nicht Superintendent worden. Aus dem Liede ſehe ich, wie mein liebes Weib ge- ſtimmt iſt. Geſtern Abend ſangen wir: Warum ſolt ich mich denn graͤmen? Gott! wie ſang ſie den Vers: Kann uns denn der Tod wohl toͤdten? Nein! er reißt meinen Geiſt, aus viel tauſend Noͤthen; ſchließt das Thor der ſchweren Lei- den! — — und macht Bahn himmelan! zu dem Sitz der Freuden. Heute ſingen wir ein Loblied, das ſeh ich ihr an! Alle Sonnabend einen Sterbgeſang, das N n

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/571>, abgerufen am 24.11.2024.