gebunden! Wir sind eins! Wie fremde es klingt, Er und Sie! Mine und Alexander! du und ich! Zwey Du's sind wir, zwey ichs. Außer dir ist nichts, und außer mir ist nichts! --
Welch ein Schauder! Noch einer! Was seh ich! Sieh, Geliebter, an die Fenster- scheibe, vor deinen sichtlichen Augen, mahlt sich ein Vergismeinnicht! Sieh! sieh! im Zuge M und A! Fühlst du es so wie ich? Mine wars, der Engel Mine! der es mahlt! Mine, die mich an dich in der Welt abtrat, die dich im Himmel wieder fordern wird. Das war nicht die Hand der Natur, die diese Züge heraufspielte! Dieses M und A im weißen Damast! Genäht ists nicht -- Da ist kein Stich zu kennen! -- Wie schön, himmlisch schön! wo auch kein Stich zu ken- nen ist! -- O Geliebter, verzeih diesen Seufzer! Wenn ich dich im Himmel zu ver- lieren denke, wie ist mir? der Himmel und Verlust! -- Wen willst du wählen? wen? O der zwey Sieen! Sie, oder mich? Mich oder Sie? -- Mine, die immer ein Engel war, oder Mine, die Fleisch und Bein hatte, und die werden wird, was Mine immer war! Engel Mine! Ists möglich, schreibs
bey
gebunden! Wir ſind eins! Wie fremde es klingt, Er und Sie! Mine und Alexander! du und ich! Zwey Du’s ſind wir, zwey ichs. Außer dir iſt nichts, und außer mir iſt nichts! —
Welch ein Schauder! Noch einer! Was ſeh ich! Sieh, Geliebter, an die Fenſter- ſcheibe, vor deinen ſichtlichen Augen, mahlt ſich ein Vergismeinnicht! Sieh! ſieh! im Zuge M und A! Fuͤhlſt du es ſo wie ich? Mine wars, der Engel Mine! der es mahlt! Mine, die mich an dich in der Welt abtrat, die dich im Himmel wieder fordern wird. Das war nicht die Hand der Natur, die dieſe Zuͤge heraufſpielte! Dieſes M und A im weißen Damaſt! Genaͤht iſts nicht — Da iſt kein Stich zu kennen! — Wie ſchoͤn, himmliſch ſchoͤn! wo auch kein Stich zu ken- nen iſt! — O Geliebter, verzeih dieſen Seufzer! Wenn ich dich im Himmel zu ver- lieren denke, wie iſt mir? der Himmel und Verluſt! — Wen willſt du waͤhlen? wen? O der zwey Sieen! Sie, oder mich? Mich oder Sie? — Mine, die immer ein Engel war, oder Mine, die Fleiſch und Bein hatte, und die werden wird, was Mine immer war! Engel Mine! Iſts moͤglich, ſchreibs
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gebunden! Wir ſind eins! Wie fremde es
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du und ich! Zwey Du’s ſind wir, zwey
ichs. Außer dir iſt nichts, und außer mir
iſt nichts! —
Welch ein Schauder! Noch einer! Was
ſeh ich! Sieh, Geliebter, an die Fenſter-
ſcheibe, vor deinen ſichtlichen Augen, mahlt
ſich ein Vergismeinnicht! Sieh! ſieh! im
Zuge M und A! Fuͤhlſt du es ſo wie ich?
Mine wars, der Engel Mine! der es mahlt!
Mine, die mich an dich in der Welt abtrat,
die dich im Himmel wieder fordern wird.
Das war nicht die Hand der Natur, die dieſe
Zuͤge heraufſpielte! Dieſes M und A im
weißen Damaſt! Genaͤht iſts nicht — Da
iſt kein Stich zu kennen! — Wie ſchoͤn,
himmliſch ſchoͤn! wo auch kein Stich zu ken-
nen iſt! — O Geliebter, verzeih dieſen
Seufzer! Wenn ich dich im Himmel zu ver-
lieren denke, wie iſt mir? der Himmel und
Verluſt! — Wen willſt du waͤhlen? wen?
O der zwey Sieen! Sie, oder mich? Mich
oder Sie? — Mine, die immer ein Engel
war, oder Mine, die Fleiſch und Bein hatte,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/564>, abgerufen am 24.11.2024.
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