drengte meinen Alexander, und doch war es mein Alexander, als wenn er geseßen hätte --
Minens Andenken war mir nicht im min- desten im Wege. Nie kam der Gedanke in meine Seele: Ihr Tod ist dein Leben. Ihr Alexander war nicht der meinige. Der Ih- rige war da; der meinige war ein Seelen- alexander! -- Es war alles, ich weiß nicht wie. Ich hätte einen andern, der diesem Bilde nicht ähnlich war, heyrathen können; allein aus blindem Gehorsam gegen meine Eltern. Ein dergleichen Isaacs Opfertag er- schien, und ein Engel brachte mir den zu, den ich liebe und lieben werde bis in den Tod! Wenn ich jetzt an meinen Hirngespinsterpe- riod zurückdenke, kommt es mir vor, ein Mädchen, das über funfzehn ist, könne nur zweyerley, entweder solch ein Ideal haben, oder -- sich lieben laßen und sich verlieben, wie das arme Lorchen, derentwegen ich die- sen meinen Namen in Tine verwandelte, der jetzt in Mine verändert ist! -- Es thut mir recht leid um den Namen Lorchen, den ich verlohr! Tine hab ich gern verlohren.
Es ist eine ganz andere Liebe vor, und eine ganz andere nach der Hochzeit. Bey
dieser
drengte meinen Alexander, und doch war es mein Alexander, als wenn er geſeßen haͤtte —
Minens Andenken war mir nicht im min- deſten im Wege. Nie kam der Gedanke in meine Seele: Ihr Tod iſt dein Leben. Ihr Alexander war nicht der meinige. Der Ih- rige war da; der meinige war ein Seelen- alexander! — Es war alles, ich weiß nicht wie. Ich haͤtte einen andern, der dieſem Bilde nicht aͤhnlich war, heyrathen koͤnnen; allein aus blindem Gehorſam gegen meine Eltern. Ein dergleichen Iſaacs Opfertag er- ſchien, und ein Engel brachte mir den zu, den ich liebe und lieben werde bis in den Tod! Wenn ich jetzt an meinen Hirngeſpinſterpe- riod zuruͤckdenke, kommt es mir vor, ein Maͤdchen, das uͤber funfzehn iſt, koͤnne nur zweyerley, entweder ſolch ein Ideal haben, oder — ſich lieben laßen und ſich verlieben, wie das arme Lorchen, derentwegen ich die- ſen meinen Namen in Tine verwandelte, der jetzt in Mine veraͤndert iſt! — Es thut mir recht leid um den Namen Lorchen, den ich verlohr! Tine hab ich gern verlohren.
Es iſt eine ganz andere Liebe vor, und eine ganz andere nach der Hochzeit. Bey
dieſer
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drengte meinen Alexander, und doch war es
mein Alexander, als wenn er geſeßen
haͤtte —
Minens Andenken war mir nicht im min-
deſten im Wege. Nie kam der Gedanke in
meine Seele: Ihr Tod iſt dein Leben. Ihr
Alexander war nicht der meinige. Der Ih-
rige war da; der meinige war ein Seelen-
alexander! — Es war alles, ich weiß nicht
wie. Ich haͤtte einen andern, der dieſem
Bilde nicht aͤhnlich war, heyrathen koͤnnen;
allein aus blindem Gehorſam gegen meine
Eltern. Ein dergleichen Iſaacs Opfertag er-
ſchien, und ein Engel brachte mir den zu,
den ich liebe und lieben werde bis in den Tod!
Wenn ich jetzt an meinen Hirngeſpinſterpe-
riod zuruͤckdenke, kommt es mir vor, ein
Maͤdchen, das uͤber funfzehn iſt, koͤnne nur
zweyerley, entweder ſolch ein Ideal haben,
oder — ſich lieben laßen und ſich verlieben,
wie das arme Lorchen, derentwegen ich die-
ſen meinen Namen in Tine verwandelte, der
jetzt in Mine veraͤndert iſt! — Es thut
mir recht leid um den Namen Lorchen, den
ich verlohr! Tine hab ich gern verlohren.
Es iſt eine ganz andere Liebe vor, und
eine ganz andere nach der Hochzeit. Bey
dieſer
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/553>, abgerufen am 22.11.2024.
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