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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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frage, wie viel jährlich für einen einzigen
Junker? hätte ein Hofmeister, nach der Er-
zählung des Herrn Pastors, hundert Tha-
ler Alb.
gefordert. Wir werden nicht Han-
delsleute, erwiederte der Edelmann, dafür
halt ich meinem Sohne Zeit Lebens zwey
deutsche Bediente, und da hat er Verstand
und Dienst oben ein. Facit, erwiederte der
Hofmeister, drey Schlingel! -- Dies un-
schickliche Wort, welches eben, weil ein Jun-
ker mit drinn begriffen war, desto härter auf-
fiel, brachte alles in Bewegung, obgleich es
nicht auf die Rechnung des Pastors, sondern
des Hofmeisters gehörte. Wenn nicht Herr-
mann die Sache ins Geleise gebracht, wer
weiß, ob selbst nicht der Cadanzmacher aus
der Weise gekommen wäre. Richtig, sagte
Herrmann, und der Cavalier beschloß: Eins
zu dre[ - 1 Zeichen fehlt] thut vier. Schriftlich oder münd-
lich, fragt' ein anderer? Schriftlich, erwie-
derte der Pastor; der Hofmeister war noch
zur Zeit in Preußen. Das war dem Schlin-
gel zu rathen. Ich dächte, der Pastor hätte
die Geschichte weglaßen, und der Märty-
rer hätte Capitain, statt Hauptmann, schrei-
ben sollen! --

Noch

frage, wie viel jaͤhrlich fuͤr einen einzigen
Junker? haͤtte ein Hofmeiſter, nach der Er-
zaͤhlung des Herrn Paſtors, hundert Tha-
ler Alb.
gefordert. Wir werden nicht Han-
delsleute, erwiederte der Edelmann, dafuͤr
halt ich meinem Sohne Zeit Lebens zwey
deutſche Bediente, und da hat er Verſtand
und Dienſt oben ein. Facit, erwiederte der
Hofmeiſter, drey Schlingel! — Dies un-
ſchickliche Wort, welches eben, weil ein Jun-
ker mit drinn begriffen war, deſto haͤrter auf-
fiel, brachte alles in Bewegung, obgleich es
nicht auf die Rechnung des Paſtors, ſondern
des Hofmeiſters gehoͤrte. Wenn nicht Herr-
mann die Sache ins Geleiſe gebracht, wer
weiß, ob ſelbſt nicht der Cadanzmacher aus
der Weiſe gekommen waͤre. Richtig, ſagte
Herrmann, und der Cavalier beſchloß: Eins
zu dre[ – 1 Zeichen fehlt] thut vier. Schriftlich oder muͤnd-
lich, fragt’ ein anderer? Schriftlich, erwie-
derte der Paſtor; der Hofmeiſter war noch
zur Zeit in Preußen. Das war dem Schlin-
gel zu rathen. Ich daͤchte, der Paſtor haͤtte
die Geſchichte weglaßen, und der Maͤrty-
rer haͤtte Capitain, ſtatt Hauptmann, ſchrei-
ben ſollen! —

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[538/0548] frage, wie viel jaͤhrlich fuͤr einen einzigen Junker? haͤtte ein Hofmeiſter, nach der Er- zaͤhlung des Herrn Paſtors, hundert Tha- ler Alb. gefordert. Wir werden nicht Han- delsleute, erwiederte der Edelmann, dafuͤr halt ich meinem Sohne Zeit Lebens zwey deutſche Bediente, und da hat er Verſtand und Dienſt oben ein. Facit, erwiederte der Hofmeiſter, drey Schlingel! — Dies un- ſchickliche Wort, welches eben, weil ein Jun- ker mit drinn begriffen war, deſto haͤrter auf- fiel, brachte alles in Bewegung, obgleich es nicht auf die Rechnung des Paſtors, ſondern des Hofmeiſters gehoͤrte. Wenn nicht Herr- mann die Sache ins Geleiſe gebracht, wer weiß, ob ſelbſt nicht der Cadanzmacher aus der Weiſe gekommen waͤre. Richtig, ſagte Herrmann, und der Cavalier beſchloß: Eins zu dre_ thut vier. Schriftlich oder muͤnd- lich, fragt’ ein anderer? Schriftlich, erwie- derte der Paſtor; der Hofmeiſter war noch zur Zeit in Preußen. Das war dem Schlin- gel zu rathen. Ich daͤchte, der Paſtor haͤtte die Geſchichte weglaßen, und der Maͤrty- rer haͤtte Capitain, ſtatt Hauptmann, ſchrei- ben ſollen! — Noch

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/548>, abgerufen am 22.11.2024.