sogar die Euphonie unseres Gähnenden. Ver- steht sich, daß er sich desto öfter sehen und hören lies! -- Herr v. W -- hätte seinen zu freygebigen Beyfall, sobald unser Edel- mann es zur förmlichen Tafelmusik anlegte, gar zu gern wiederrufen; wie konnte sich aber Herr v. W -- widersprechen? Freylich war er sonst die leibhafte Catachresis, eine Figur in der andern. Er war ein Trauer- fröhliger. Diese Figur lies sich indessen nicht bey dem vorliegenden Fall anbringen.
Auf der Hochzeit zu Cana in Galilaea ge- brach es an Wein; hier gebrach es an mehr! An Etwas, das kein Wein geben kann; wenn gleich tausendmal jenes paulinische Recept: trinke ein wenig Weins, deines schwa- chen Magens halber, in Ausübung ge- bracht wird.
Darf ich noch bemerken, daß es bey der Mahlzeit, in so weit es überhaupt das De- partement der Marta betraf, das sich Herr v. W -- in hoher Person zugeeignet, nicht fehlte an irgend einem Guten! -- Wohl aber war von allem etwas drüber; ein Com- pliment stach überall durch! -- Ist das nicht etwas drüber?
Der
ſogar die Euphonie unſeres Gaͤhnenden. Ver- ſteht ſich, daß er ſich deſto oͤfter ſehen und hoͤren lies! — Herr v. W — haͤtte ſeinen zu freygebigen Beyfall, ſobald unſer Edel- mann es zur foͤrmlichen Tafelmuſik anlegte, gar zu gern wiederrufen; wie konnte ſich aber Herr v. W — widerſprechen? Freylich war er ſonſt die leibhafte Catachreſis, eine Figur in der andern. Er war ein Trauer- froͤhliger. Dieſe Figur lies ſich indeſſen nicht bey dem vorliegenden Fall anbringen.
Auf der Hochzeit zu Cana in Galilaea ge- brach es an Wein; hier gebrach es an mehr! An Etwas, das kein Wein geben kann; wenn gleich tauſendmal jenes pauliniſche Recept: trinke ein wenig Weins, deines ſchwa- chen Magens halber, in Ausuͤbung ge- bracht wird.
Darf ich noch bemerken, daß es bey der Mahlzeit, in ſo weit es uͤberhaupt das De- partement der Marta betraf, das ſich Herr v. W — in hoher Perſon zugeeignet, nicht fehlte an irgend einem Guten! — Wohl aber war von allem etwas druͤber; ein Com- pliment ſtach uͤberall durch! — Iſt das nicht etwas druͤber?
Der
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ſogar die Euphonie unſeres Gaͤhnenden. Ver-
ſteht ſich, daß er ſich deſto oͤfter ſehen und
hoͤren lies! — Herr v. W — haͤtte ſeinen
zu freygebigen Beyfall, ſobald unſer Edel-
mann es zur foͤrmlichen Tafelmuſik anlegte,
gar zu gern wiederrufen; wie konnte ſich
aber Herr v. W — widerſprechen? Freylich
war er ſonſt die leibhafte Catachreſis, eine
Figur in der andern. Er war ein Trauer-
froͤhliger. Dieſe Figur lies ſich indeſſen nicht
bey dem vorliegenden Fall anbringen.
Auf der Hochzeit zu Cana in Galilaea ge-
brach es an Wein; hier gebrach es an mehr!
An Etwas, das kein Wein geben kann; wenn
gleich tauſendmal jenes pauliniſche Recept:
trinke ein wenig Weins, deines ſchwa-
chen Magens halber, in Ausuͤbung ge-
bracht wird.
Darf ich noch bemerken, daß es bey der
Mahlzeit, in ſo weit es uͤberhaupt das De-
partement der Marta betraf, das ſich Herr
v. W — in hoher Perſon zugeeignet, nicht
fehlte an irgend einem Guten! — Wohl
aber war von allem etwas druͤber; ein Com-
pliment ſtach uͤberall durch! — Iſt das
nicht etwas druͤber?
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/546>, abgerufen am 22.11.2024.
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