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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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sich Schürzen macht? Auch Julius Drusus,
der in einem durchlöcherten Hause wohnte,
und welcher das Anerbieten eines Künstlers,
vor fünf Talente diesen Flickbau zu überneh-
men, mit den Worten ablehnte: daß er zehn
geben wolle, um sein ganzes Haus aller Au-
gen darzustellen; auch er wird doch, bey al-
len guten Zeugnissen seines Lebensgewissens,
ein dunkles Kämmerchen gehabt haben, wo
ihm ein hereingeschlagener Funke ein ungebe-
tener Gast gewesen wäre!

Am Sonnabend überdenkt jeder gute
Haushalter die Woche; am letzten Tage im
Jahr, das Jahr; im Sterben das Leben! Es
ist gleichviel, ob ich es hier oder wo anders
erzähle. Ich habe einen Deserteur -- in -- --
erschiessen sehen, der, seiner angebohrnen Frey-
heit halber, sich nicht überzeugen konnte, von
Rechts wegen ein Mann des Todes zu seyn.
Selbst die spitzfindigsten Rechtslehrer ent-
schuldigen hiemit die Flucht aus dem Ge-
fängnisse
, und in einem gelehrten theologi-
schen Werklein, das ich gelesen, wird von ei-
nem Casuisten behauptet, daß ein Missethäter,
der auf den Tod säße, mit gutem Gewissen,
wenn er dazu Gelegenheit hätte, entfliehen
könnte. Es liegt würklich etwas menschliches

drinn

ſich Schuͤrzen macht? Auch Julius Druſus,
der in einem durchloͤcherten Hauſe wohnte,
und welcher das Anerbieten eines Kuͤnſtlers,
vor fuͤnf Talente dieſen Flickbau zu uͤberneh-
men, mit den Worten ablehnte: daß er zehn
geben wolle, um ſein ganzes Haus aller Au-
gen darzuſtellen; auch er wird doch, bey al-
len guten Zeugniſſen ſeines Lebensgewiſſens,
ein dunkles Kaͤmmerchen gehabt haben, wo
ihm ein hereingeſchlagener Funke ein ungebe-
tener Gaſt geweſen waͤre!

Am Sonnabend uͤberdenkt jeder gute
Haushalter die Woche; am letzten Tage im
Jahr, das Jahr; im Sterben das Leben! Es
iſt gleichviel, ob ich es hier oder wo anders
erzaͤhle. Ich habe einen Deſerteur — in — —
erſchieſſen ſehen, der, ſeiner angebohrnen Frey-
heit halber, ſich nicht uͤberzeugen konnte, von
Rechts wegen ein Mann des Todes zu ſeyn.
Selbſt die ſpitzfindigſten Rechtslehrer ent-
ſchuldigen hiemit die Flucht aus dem Ge-
faͤngniſſe
, und in einem gelehrten theologi-
ſchen Werklein, das ich geleſen, wird von ei-
nem Caſuiſten behauptet, daß ein Miſſethaͤter,
der auf den Tod ſaͤße, mit gutem Gewiſſen,
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koͤnnte. Es liegt wuͤrklich etwas menſchliches

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[48/0054] ſich Schuͤrzen macht? Auch Julius Druſus, der in einem durchloͤcherten Hauſe wohnte, und welcher das Anerbieten eines Kuͤnſtlers, vor fuͤnf Talente dieſen Flickbau zu uͤberneh- men, mit den Worten ablehnte: daß er zehn geben wolle, um ſein ganzes Haus aller Au- gen darzuſtellen; auch er wird doch, bey al- len guten Zeugniſſen ſeines Lebensgewiſſens, ein dunkles Kaͤmmerchen gehabt haben, wo ihm ein hereingeſchlagener Funke ein ungebe- tener Gaſt geweſen waͤre! Am Sonnabend uͤberdenkt jeder gute Haushalter die Woche; am letzten Tage im Jahr, das Jahr; im Sterben das Leben! Es iſt gleichviel, ob ich es hier oder wo anders erzaͤhle. Ich habe einen Deſerteur — in — — erſchieſſen ſehen, der, ſeiner angebohrnen Frey- heit halber, ſich nicht uͤberzeugen konnte, von Rechts wegen ein Mann des Todes zu ſeyn. Selbſt die ſpitzfindigſten Rechtslehrer ent- ſchuldigen hiemit die Flucht aus dem Ge- faͤngniſſe, und in einem gelehrten theologi- ſchen Werklein, das ich geleſen, wird von ei- nem Caſuiſten behauptet, daß ein Miſſethaͤter, der auf den Tod ſaͤße, mit gutem Gewiſſen, wenn er dazu Gelegenheit haͤtte, entfliehen koͤnnte. Es liegt wuͤrklich etwas menſchliches drinn

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/54>, abgerufen am 24.11.2024.