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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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vielleicht als eine Satire über die andern
Sprachen auf- und angenommen! Wie!
fiel mir Herr v. W -- ein, so würden sie
auch mich nicht für einen höflichen Mann
gelten laßen, sondern für einen Swift über
die Höflichkeit halten -- Ich bückte mich
so, daß Herr v. W -- völlig mit mir aus-
gesöhnt ward, und da er nicht lange darauf
anfieng:

Lieber Major! ihre Meynung, als wäre
die deutsche Sprache eine Satyre über andere
Sprachen sties mir so auf; so erschrack er
selbst über den harten Ausdruck: sties mir
auf, daß Herr v. W -- sich selbst aufsties --
Es hob sich Credit und Debet und wir wa-
ren eins --

Die Verlobung kam dem Herrn v. W --
sehr hoch zu stehen. Umstände verändern die
Sache. Ein anders übers Evangelium, ein
anders über die Epistel! -- Wir sahen ihn
oft allein und mit sich selbst zu Rathe gehen,
wobey wir, die Wahrheit zu sagen, nichts
an Rath verlohren! --

Unausstehlich würd es meinen Lesern
seyn, wenn ich ihnen die ganze Proceßion die-
ses Verlobungsfestes erzählen solte. Nur
ungesuchte Züge, wie sie fallen!

Gern

vielleicht als eine Satire uͤber die andern
Sprachen auf- und angenommen! Wie!
fiel mir Herr v. W — ein, ſo wuͤrden ſie
auch mich nicht fuͤr einen hoͤflichen Mann
gelten laßen, ſondern fuͤr einen Swift uͤber
die Hoͤflichkeit halten — Ich buͤckte mich
ſo, daß Herr v. W — voͤllig mit mir aus-
geſoͤhnt ward, und da er nicht lange darauf
anfieng:

Lieber Major! ihre Meynung, als waͤre
die deutſche Sprache eine Satyre uͤber andere
Sprachen ſties mir ſo auf; ſo erſchrack er
ſelbſt uͤber den harten Ausdruck: ſties mir
auf, daß Herr v. W — ſich ſelbſt aufſties —
Es hob ſich Credit und Debet und wir wa-
ren eins —

Die Verlobung kam dem Herrn v. W —
ſehr hoch zu ſtehen. Umſtaͤnde veraͤndern die
Sache. Ein anders uͤbers Evangelium, ein
anders uͤber die Epiſtel! — Wir ſahen ihn
oft allein und mit ſich ſelbſt zu Rathe gehen,
wobey wir, die Wahrheit zu ſagen, nichts
an Rath verlohren! —

Unausſtehlich wuͤrd es meinen Leſern
ſeyn, wenn ich ihnen die ganze Proceßion die-
ſes Verlobungsfeſtes erzaͤhlen ſolte. Nur
ungeſuchte Zuͤge, wie ſie fallen!

Gern
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[504/0514] vielleicht als eine Satire uͤber die andern Sprachen auf- und angenommen! Wie! fiel mir Herr v. W — ein, ſo wuͤrden ſie auch mich nicht fuͤr einen hoͤflichen Mann gelten laßen, ſondern fuͤr einen Swift uͤber die Hoͤflichkeit halten — Ich buͤckte mich ſo, daß Herr v. W — voͤllig mit mir aus- geſoͤhnt ward, und da er nicht lange darauf anfieng: Lieber Major! ihre Meynung, als waͤre die deutſche Sprache eine Satyre uͤber andere Sprachen ſties mir ſo auf; ſo erſchrack er ſelbſt uͤber den harten Ausdruck: ſties mir auf, daß Herr v. W — ſich ſelbſt aufſties — Es hob ſich Credit und Debet und wir wa- ren eins — Die Verlobung kam dem Herrn v. W — ſehr hoch zu ſtehen. Umſtaͤnde veraͤndern die Sache. Ein anders uͤbers Evangelium, ein anders uͤber die Epiſtel! — Wir ſahen ihn oft allein und mit ſich ſelbſt zu Rathe gehen, wobey wir, die Wahrheit zu ſagen, nichts an Rath verlohren! — Unausſtehlich wuͤrd es meinen Leſern ſeyn, wenn ich ihnen die ganze Proceßion die- ſes Verlobungsfeſtes erzaͤhlen ſolte. Nur ungeſuchte Zuͤge, wie ſie fallen! Gern

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/514>, abgerufen am 22.11.2024.