Griechen und Römer, fieng er zu uns beyden an, (im Wiederhall des Festes der Deutschen.) Wo ist jene edle Einfalt, die, wenn gleich sie gerade zugieng und mit Gott und mit Menschen gleich sprach, doch so viel Feinheit anbrachte, daß man kein Du merkte, so wie es noch in keiner wohlgesetzten Poesie zu merken ist! Ist wohl eine neuere Spra- che ohne Erbsünde? Was lästert ihr Nachba- ren über unser Hoch- und Wohlgebohren Hoch- edelgebohren und Hochedlen, da doch auch ihr, Ew. Majestät wird erlauben, Ew. Excellenz denkt zu gerecht, sprecht? Wie man da von hinten kommt! Wie ein Politikus! Wo ist eine Sprache, die nicht dergleichen Flecken, oder Runzeln, oder des etwas hätte? -- (Mir fiel das Wort Monsieur aus dem Garten Eden des seligen v. G -- ein.) Vtinam viveret! --
Ich nahm das Wort und bemerkte, daß die Deutschen Ew. Durchlauchten, Hochge- bohren, Hochwohlgebohren, Hochgelahrten, Hochbenahmten, Hochweisen, Gestrengen,
viel-
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Er. Sie lieben Tinen!
ich. herzlich! —
Er. einzig?
ich. bis in den Tod.
Griechen und Roͤmer, fieng er zu uns beyden an, (im Wiederhall des Feſtes der Deutſchen.) Wo iſt jene edle Einfalt, die, wenn gleich ſie gerade zugieng und mit Gott und mit Menſchen gleich ſprach, doch ſo viel Feinheit anbrachte, daß man kein Du merkte, ſo wie es noch in keiner wohlgeſetzten Poeſie zu merken iſt! Iſt wohl eine neuere Spra- che ohne Erbſuͤnde? Was laͤſtert ihr Nachba- ren uͤber unſer Hoch- und Wohlgebohren Hoch- edelgebohren und Hochedlen, da doch auch ihr, Ew. Majeſtaͤt wird erlauben, Ew. Excellenz denkt zu gerecht, ſprecht? Wie man da von hinten kommt! Wie ein Politikus! Wo iſt eine Sprache, die nicht dergleichen Flecken, oder Runzeln, oder des etwas haͤtte? — (Mir fiel das Wort Monſieur aus dem Garten Eden des ſeligen v. G — ein.) Vtinam viveret! —
Ich nahm das Wort und bemerkte, daß die Deutſchen Ew. Durchlauchten, Hochge- bohren, Hochwohlgebohren, Hochgelahrten, Hochbenahmten, Hochweiſen, Geſtrengen,
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Er. Sie lieben Tinen!
ich. herzlich! —
Er. einzig?
ich. bis in den Tod.
Griechen und Roͤmer, fieng er zu uns
beyden an, (im Wiederhall des Feſtes der
Deutſchen.) Wo iſt jene edle Einfalt, die,
wenn gleich ſie gerade zugieng und mit Gott
und mit Menſchen gleich ſprach, doch ſo viel
Feinheit anbrachte, daß man kein Du merkte,
ſo wie es noch in keiner wohlgeſetzten Poeſie
zu merken iſt! Iſt wohl eine neuere Spra-
che ohne Erbſuͤnde? Was laͤſtert ihr Nachba-
ren uͤber unſer Hoch- und Wohlgebohren Hoch-
edelgebohren und Hochedlen, da doch auch ihr,
Ew. Majeſtaͤt wird erlauben, Ew. Excellenz
denkt zu gerecht, ſprecht? Wie man da von
hinten kommt! Wie ein Politikus! Wo iſt eine
Sprache, die nicht dergleichen Flecken, oder
Runzeln, oder des etwas haͤtte? — (Mir
fiel das Wort Monſieur aus dem Garten
Eden des ſeligen v. G — ein.) Vtinam
viveret! —
Ich nahm das Wort und bemerkte, daß
die Deutſchen Ew. Durchlauchten, Hochge-
bohren, Hochwohlgebohren, Hochgelahrten,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/513>, abgerufen am 25.11.2024.
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