Gotthard, den mein Brief nicht getrof- fen, hatte durch viel Mühe erfahren, daß ich in -- wäre und flog in meine Arme. Ent- zückt über alles, was vorgieng, versichert' er mich auf Ehre, daß er Tinen mir aufrichtig gönne! und nur dann, fügt' er hinzu, wäre keine Schlacke unterm Golde, wenn ich mit meiner Frau in Curland bliebe! -- Was sich Gotthard freute! -- Aus lichterloher Freude war er gegen den Herrn v. W -- höflich, der ihm wegen der Befehdungen seine Noth klagte, worauf er ihm seinen kräftigsten Beystand versprach. "Bruder?" Ich! er- wiedert' er, da gehen viele auf der Heer- straße, andere über Stock und Stiel, viele durch Blumenbeete, andere über Felsen, durch Dornen und Disteln -- Nicht auf den Weg, Bruder, sondern aufs Ziel kommts an!
Bruder!
Was ich dir sage!
Junker Gotthard lösete diese Räthsel, und es ergab sich, daß er seine Helfershelfer hatte, die er besoldete, um andere Helfershelfer ab- zuhalten. Wer hier Geld hat, Bruder! fügt er hinzu, ist schußsicher! Er hält sich seine Leibwache, und Trotz dem geboten, der sich
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Gotthard, den mein Brief nicht getrof- fen, hatte durch viel Muͤhe erfahren, daß ich in — waͤre und flog in meine Arme. Ent- zuͤckt uͤber alles, was vorgieng, verſichert’ er mich auf Ehre, daß er Tinen mir aufrichtig goͤnne! und nur dann, fuͤgt’ er hinzu, waͤre keine Schlacke unterm Golde, wenn ich mit meiner Frau in Curland bliebe! — Was ſich Gotthard freute! — Aus lichterloher Freude war er gegen den Herrn v. W — hoͤflich, der ihm wegen der Befehdungen ſeine Noth klagte, worauf er ihm ſeinen kraͤftigſten Beyſtand verſprach. „Bruder?„ Ich! er- wiedert’ er, da gehen viele auf der Heer- ſtraße, andere uͤber Stock und Stiel, viele durch Blumenbeete, andere uͤber Felſen, durch Dornen und Diſteln — Nicht auf den Weg, Bruder, ſondern aufs Ziel kommts an!
Bruder!
Was ich dir ſage!
Junker Gotthard loͤſete dieſe Raͤthſel, und es ergab ſich, daß er ſeine Helfershelfer hatte, die er beſoldete, um andere Helfershelfer ab- zuhalten. Wer hier Geld hat, Bruder! fuͤgt er hinzu, iſt ſchußſicher! Er haͤlt ſich ſeine Leibwache, und Trotz dem geboten, der ſich
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Gotthard, den mein Brief nicht getrof-
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ich in — waͤre und flog in meine Arme. Ent-
zuͤckt uͤber alles, was vorgieng, verſichert’ er
mich auf Ehre, daß er Tinen mir aufrichtig
goͤnne! und nur dann, fuͤgt’ er hinzu, waͤre
keine Schlacke unterm Golde, wenn ich mit
meiner Frau in Curland bliebe! — Was
ſich Gotthard freute! — Aus lichterloher
Freude war er gegen den Herrn v. W —
hoͤflich, der ihm wegen der Befehdungen ſeine
Noth klagte, worauf er ihm ſeinen kraͤftigſten
Beyſtand verſprach. „Bruder?„ Ich! er-
wiedert’ er, da gehen viele auf der Heer-
ſtraße, andere uͤber Stock und Stiel, viele
durch Blumenbeete, andere uͤber Felſen, durch
Dornen und Diſteln — Nicht auf den
Weg, Bruder, ſondern aufs Ziel kommts
an!
Bruder!
Was ich dir ſage!
Junker Gotthard loͤſete dieſe Raͤthſel, und
es ergab ſich, daß er ſeine Helfershelfer hatte,
die er beſoldete, um andere Helfershelfer ab-
zuhalten. Wer hier Geld hat, Bruder! fuͤgt
er hinzu, iſt ſchußſicher! Er haͤlt ſich ſeine
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/509>, abgerufen am 25.11.2024.
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