Alle Geschenke erniedrigen, nur Geschenke der Großen nicht; da gilt ein Band mehr, als man glauben solte. Wie doch alle Lei- denschaften Nachbarskinder sind! -- Stolz und Furcht sind ausser der Nachbarschaft ver- wannt. Herr v. W -- fürchtete den Jun- ker v. K -- und seinen leibeigenen Sohn, der es mit Junker v. K -- hielt. Sie wissen, fieng er an, und suchte Kraft zum Othem- holen! -- wie es in Curland geht! Die Wahrheit zu sagen, ich bin froh, daß eins von meinen Kindern aus diesem Waldhorn- staat, aus diesem Dulande, erlöset wird! -- Wer ist hier für ein Paar Pistolen sicher? Jeder, der Herz hat, erwiedert' ich. Nicht immer! Herr Major! Es giebt unter den Krippenrittern Leute, die ihr Leben keinen Pfeifenkopf werth halten. Was haben sie denn in dieser Welt zu gewinnen und zu ver- lieren? und wenn Herr v. K -- es dazu an- legt; so ist mein Haus belagert, und ich mit Mann und Maus verlohren. Junker von K -- hat Geld, das will in Curland viel sa- gen. Freylich wers Glück hat, führt die Braut heim. Der verstorbene Herr v. G -- hatte sie weit von sich entfernt. Sie kamen! Er begegnete ihnen nicht wie Hochwohlge-
bohr-
Alle Geſchenke erniedrigen, nur Geſchenke der Großen nicht; da gilt ein Band mehr, als man glauben ſolte. Wie doch alle Lei- denſchaften Nachbarskinder ſind! — Stolz und Furcht ſind auſſer der Nachbarſchaft ver- wannt. Herr v. W — fuͤrchtete den Jun- ker v. K — und ſeinen leibeigenen Sohn, der es mit Junker v. K — hielt. Sie wiſſen, fieng er an, und ſuchte Kraft zum Othem- holen! — wie es in Curland geht! Die Wahrheit zu ſagen, ich bin froh, daß eins von meinen Kindern aus dieſem Waldhorn- ſtaat, aus dieſem Dulande, erloͤſet wird! — Wer iſt hier fuͤr ein Paar Piſtolen ſicher? Jeder, der Herz hat, erwiedert’ ich. Nicht immer! Herr Major! Es giebt unter den Krippenrittern Leute, die ihr Leben keinen Pfeifenkopf werth halten. Was haben ſie denn in dieſer Welt zu gewinnen und zu ver- lieren? und wenn Herr v. K — es dazu an- legt; ſo iſt mein Haus belagert, und ich mit Mann und Maus verlohren. Junker von K — hat Geld, das will in Curland viel ſa- gen. Freylich wers Gluͤck hat, fuͤhrt die Braut heim. Der verſtorbene Herr v. G — hatte ſie weit von ſich entfernt. Sie kamen! Er begegnete ihnen nicht wie Hochwohlge-
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Alle Geſchenke erniedrigen, nur Geſchenke
der Großen nicht; da gilt ein Band mehr,
als man glauben ſolte. Wie doch alle Lei-
denſchaften Nachbarskinder ſind! — Stolz
und Furcht ſind auſſer der Nachbarſchaft ver-
wannt. Herr v. W — fuͤrchtete den Jun-
ker v. K — und ſeinen leibeigenen Sohn, der
es mit Junker v. K — hielt. Sie wiſſen,
fieng er an, und ſuchte Kraft zum Othem-
holen! — wie es in Curland geht! Die
Wahrheit zu ſagen, ich bin froh, daß eins
von meinen Kindern aus dieſem Waldhorn-
ſtaat, aus dieſem Dulande, erloͤſet wird! —
Wer iſt hier fuͤr ein Paar Piſtolen ſicher?
Jeder, der Herz hat, erwiedert’ ich. Nicht
immer! Herr Major! Es giebt unter den
Krippenrittern Leute, die ihr Leben keinen
Pfeifenkopf werth halten. Was haben ſie
denn in dieſer Welt zu gewinnen und zu ver-
lieren? und wenn Herr v. K — es dazu an-
legt; ſo iſt mein Haus belagert, und ich mit
Mann und Maus verlohren. Junker von
K — hat Geld, das will in Curland viel ſa-
gen. Freylich wers Gluͤck hat, fuͤhrt die
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/506>, abgerufen am 25.11.2024.
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