schen, wenn Putzscheeren vorhanden? wer wolt' es ausblasen und Gestank zurücklaßen? sagte Herr v. W -- bey einer andern Gele- genheit, und hatte nicht unrecht, obgleich, wenn es eine reine schöne Wachskerze ist, der angebliche Gestank Geruch heissen könnte. Wer weiß überhaupt wie dies zum Geruch und jenes zum Gestank gekommen? Zwar muste Petrus sein Schwert einstecken, fuhr Herr v. W -- bey dieser andern Gelegenheit fort, allein dem Adel gebührt es, sich zu gür- ten, wenn sich der Unadel was herausneh- men will. Ein Edelmann ist ein verstärkter Mann, er presentirt sich und seine Vorfah- ren -- Wer hätte wohl solchen Till und Kümmel vom festlich höflichen Herrn v. W -- erwartet? --
Da kam Junker Peter, im Harnisch ge- jagt! ja wohl gejagt, mit Entschlüßen, die nicht Fleisch nicht Fisch waren. Er schni- tzelte am Rahmen, noch eh' das Bild ange- fangen war. Stolz, daß er seinen Herrn Vater Hochwohlgebohren gesattelt fand, ver- zog er seinen Mund, als wolt er Hohn spre- chen, und empfieng mich so unartig, daß ich, weil er Tinens Bruder war, nichts anders thun konnte, als ihn grosmüthig überse-
hen!
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ſchen, wenn Putzſcheeren vorhanden? wer wolt’ es ausblaſen und Geſtank zuruͤcklaßen? ſagte Herr v. W — bey einer andern Gele- genheit, und hatte nicht unrecht, obgleich, wenn es eine reine ſchoͤne Wachskerze iſt, der angebliche Geſtank Geruch heiſſen koͤnnte. Wer weiß uͤberhaupt wie dies zum Geruch und jenes zum Geſtank gekommen? Zwar muſte Petrus ſein Schwert einſtecken, fuhr Herr v. W — bey dieſer andern Gelegenheit fort, allein dem Adel gebuͤhrt es, ſich zu guͤr- ten, wenn ſich der Unadel was herausneh- men will. Ein Edelmann iſt ein verſtaͤrkter Mann, er preſentirt ſich und ſeine Vorfah- ren — Wer haͤtte wohl ſolchen Till und Kuͤmmel vom feſtlich hoͤflichen Herrn v. W — erwartet? —
Da kam Junker Peter, im Harniſch ge- jagt! ja wohl gejagt, mit Entſchluͤßen, die nicht Fleiſch nicht Fiſch waren. Er ſchni- tzelte am Rahmen, noch eh’ das Bild ange- fangen war. Stolz, daß er ſeinen Herrn Vater Hochwohlgebohren geſattelt fand, ver- zog er ſeinen Mund, als wolt er Hohn ſpre- chen, und empfieng mich ſo unartig, daß ich, weil er Tinens Bruder war, nichts anders thun konnte, als ihn grosmuͤthig uͤberſe-
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ſchen, wenn Putzſcheeren vorhanden? wer
wolt’ es ausblaſen und Geſtank zuruͤcklaßen?
ſagte Herr v. W — bey einer andern Gele-
genheit, und hatte nicht unrecht, obgleich,
wenn es eine reine ſchoͤne Wachskerze iſt, der
angebliche Geſtank Geruch heiſſen koͤnnte.
Wer weiß uͤberhaupt wie dies zum Geruch
und jenes zum Geſtank gekommen? Zwar
muſte Petrus ſein Schwert einſtecken, fuhr
Herr v. W — bey dieſer andern Gelegenheit
fort, allein dem Adel gebuͤhrt es, ſich zu guͤr-
ten, wenn ſich der Unadel was herausneh-
men will. Ein Edelmann iſt ein verſtaͤrkter
Mann, er preſentirt ſich und ſeine Vorfah-
ren — Wer haͤtte wohl ſolchen Till und
Kuͤmmel vom feſtlich hoͤflichen Herrn v. W —
erwartet? —
Da kam Junker Peter, im Harniſch ge-
jagt! ja wohl gejagt, mit Entſchluͤßen, die
nicht Fleiſch nicht Fiſch waren. Er ſchni-
tzelte am Rahmen, noch eh’ das Bild ange-
fangen war. Stolz, daß er ſeinen Herrn
Vater Hochwohlgebohren geſattelt fand, ver-
zog er ſeinen Mund, als wolt er Hohn ſpre-
chen, und empfieng mich ſo unartig, daß ich,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/499>, abgerufen am 22.11.2024.
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