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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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einem Hause mich aufzudrengen, wo er Re-
gent wäre! --

Mein politischer Auftrag gieng so von
statten, als noch kein Geschäfte mir je von
statten gegangen! den Türkenkrieg nicht aus-
genommen! Ich kam, fand Tinen so, wie
ich sie gelaßen; ihre Mutter desgleichen. Ihr
Vater hatte etwas Rückhaltendes angenom-
men, obgleich er nicht verfehlte, in Absicht
der Treppe mich so zu empfangen, als zu-
vor!

Warum Nebenumstände? da ein einzi-
ger alles entscheidet. Bis jetzt hatte ich an
Tiene nicht anders als an ein liebes gutes
Mädchen gedacht. Den Abend, da ich rück-
kam, gieng ich weiter. Was war es? was
mich weiter brachte. Ein Ungefehr? O ihr
Kleingläubigen! Ich ehre jedes Ungefehr,
als göttlichen Fingerzeug. Es ist etwas,
das eine unsichtbare im Stillen würkende
Hand thut, und was sie thut, ist wohlge-
than! Was ists denn hier? Ich kam in
mein Zimmer und da wars, wie eine Stim-
me, die zu mir sprach Mine! Schnell lief
ich zu ihren Papieren und fand die Stelle! --
Gros geschrieben:

Nun
H h 2

einem Hauſe mich aufzudrengen, wo er Re-
gent waͤre! —

Mein politiſcher Auftrag gieng ſo von
ſtatten, als noch kein Geſchaͤfte mir je von
ſtatten gegangen! den Tuͤrkenkrieg nicht aus-
genommen! Ich kam, fand Tinen ſo, wie
ich ſie gelaßen; ihre Mutter desgleichen. Ihr
Vater hatte etwas Ruͤckhaltendes angenom-
men, obgleich er nicht verfehlte, in Abſicht
der Treppe mich ſo zu empfangen, als zu-
vor!

Warum Nebenumſtaͤnde? da ein einzi-
ger alles entſcheidet. Bis jetzt hatte ich an
Tiene nicht anders als an ein liebes gutes
Maͤdchen gedacht. Den Abend, da ich ruͤck-
kam, gieng ich weiter. Was war es? was
mich weiter brachte. Ein Ungefehr? O ihr
Kleinglaͤubigen! Ich ehre jedes Ungefehr,
als goͤttlichen Fingerzeug. Es iſt etwas,
das eine unſichtbare im Stillen wuͤrkende
Hand thut, und was ſie thut, iſt wohlge-
than! Was iſts denn hier? Ich kam in
mein Zimmer und da wars, wie eine Stim-
me, die zu mir ſprach Mine! Schnell lief
ich zu ihren Papieren und fand die Stelle! —
Gros geſchrieben:

Nun
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[483/0491] einem Hauſe mich aufzudrengen, wo er Re- gent waͤre! — Mein politiſcher Auftrag gieng ſo von ſtatten, als noch kein Geſchaͤfte mir je von ſtatten gegangen! den Tuͤrkenkrieg nicht aus- genommen! Ich kam, fand Tinen ſo, wie ich ſie gelaßen; ihre Mutter desgleichen. Ihr Vater hatte etwas Ruͤckhaltendes angenom- men, obgleich er nicht verfehlte, in Abſicht der Treppe mich ſo zu empfangen, als zu- vor! Warum Nebenumſtaͤnde? da ein einzi- ger alles entſcheidet. Bis jetzt hatte ich an Tiene nicht anders als an ein liebes gutes Maͤdchen gedacht. Den Abend, da ich ruͤck- kam, gieng ich weiter. Was war es? was mich weiter brachte. Ein Ungefehr? O ihr Kleinglaͤubigen! Ich ehre jedes Ungefehr, als goͤttlichen Fingerzeug. Es iſt etwas, das eine unſichtbare im Stillen wuͤrkende Hand thut, und was ſie thut, iſt wohlge- than! Was iſts denn hier? Ich kam in mein Zimmer und da wars, wie eine Stim- me, die zu mir ſprach Mine! Schnell lief ich zu ihren Papieren und fand die Stelle! — Gros geſchrieben: Nun H h 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/491>, abgerufen am 30.11.2024.