einem Hause mich aufzudrengen, wo er Re- gent wäre! --
Mein politischer Auftrag gieng so von statten, als noch kein Geschäfte mir je von statten gegangen! den Türkenkrieg nicht aus- genommen! Ich kam, fand Tinen so, wie ich sie gelaßen; ihre Mutter desgleichen. Ihr Vater hatte etwas Rückhaltendes angenom- men, obgleich er nicht verfehlte, in Absicht der Treppe mich so zu empfangen, als zu- vor!
Warum Nebenumstände? da ein einzi- ger alles entscheidet. Bis jetzt hatte ich an Tiene nicht anders als an ein liebes gutes Mädchen gedacht. Den Abend, da ich rück- kam, gieng ich weiter. Was war es? was mich weiter brachte. Ein Ungefehr? O ihr Kleingläubigen! Ich ehre jedes Ungefehr, als göttlichen Fingerzeug. Es ist etwas, das eine unsichtbare im Stillen würkende Hand thut, und was sie thut, ist wohlge- than! Was ists denn hier? Ich kam in mein Zimmer und da wars, wie eine Stim- me, die zu mir sprach Mine! Schnell lief ich zu ihren Papieren und fand die Stelle! -- Gros geschrieben:
Nun
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einem Hauſe mich aufzudrengen, wo er Re- gent waͤre! —
Mein politiſcher Auftrag gieng ſo von ſtatten, als noch kein Geſchaͤfte mir je von ſtatten gegangen! den Tuͤrkenkrieg nicht aus- genommen! Ich kam, fand Tinen ſo, wie ich ſie gelaßen; ihre Mutter desgleichen. Ihr Vater hatte etwas Ruͤckhaltendes angenom- men, obgleich er nicht verfehlte, in Abſicht der Treppe mich ſo zu empfangen, als zu- vor!
Warum Nebenumſtaͤnde? da ein einzi- ger alles entſcheidet. Bis jetzt hatte ich an Tiene nicht anders als an ein liebes gutes Maͤdchen gedacht. Den Abend, da ich ruͤck- kam, gieng ich weiter. Was war es? was mich weiter brachte. Ein Ungefehr? O ihr Kleinglaͤubigen! Ich ehre jedes Ungefehr, als goͤttlichen Fingerzeug. Es iſt etwas, das eine unſichtbare im Stillen wuͤrkende Hand thut, und was ſie thut, iſt wohlge- than! Was iſts denn hier? Ich kam in mein Zimmer und da wars, wie eine Stim- me, die zu mir ſprach Mine! Schnell lief ich zu ihren Papieren und fand die Stelle! — Gros geſchrieben:
Nun
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einem Hauſe mich aufzudrengen, wo er Re-
gent waͤre! —
Mein politiſcher Auftrag gieng ſo von
ſtatten, als noch kein Geſchaͤfte mir je von
ſtatten gegangen! den Tuͤrkenkrieg nicht aus-
genommen! Ich kam, fand Tinen ſo, wie
ich ſie gelaßen; ihre Mutter desgleichen. Ihr
Vater hatte etwas Ruͤckhaltendes angenom-
men, obgleich er nicht verfehlte, in Abſicht
der Treppe mich ſo zu empfangen, als zu-
vor!
Warum Nebenumſtaͤnde? da ein einzi-
ger alles entſcheidet. Bis jetzt hatte ich an
Tiene nicht anders als an ein liebes gutes
Maͤdchen gedacht. Den Abend, da ich ruͤck-
kam, gieng ich weiter. Was war es? was
mich weiter brachte. Ein Ungefehr? O ihr
Kleinglaͤubigen! Ich ehre jedes Ungefehr,
als goͤttlichen Fingerzeug. Es iſt etwas,
das eine unſichtbare im Stillen wuͤrkende
Hand thut, und was ſie thut, iſt wohlge-
than! Was iſts denn hier? Ich kam in
mein Zimmer und da wars, wie eine Stim-
me, die zu mir ſprach Mine! Schnell lief
ich zu ihren Papieren und fand die Stelle! —
Gros geſchrieben:
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/491>, abgerufen am 30.11.2024.
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