halber geliebkoset, und von jenem aufgefor- dert zu werden! -- Alle Zudringlichkeit ist, bey Gemüthern, die selbst zu wissen glauben, was zu thun ist, unausstehlich, es kleide sich diese Zudringlichkeit schwarz oder weiß --
Herr v. K -- der wohl wußte, daß Geld bey ihm die Losung sey, bot seiner Braut auf eine recht cursche Art ein Geschenk in baarem Geld' an, um nach ihrem weltberühmten Ge- schmack, wie er sagte, selbst davon Gebrauch zu machen. Wer kann das so, wie Sie, setzte der galante Herr v. K -- dazu! -- Welt bekannt, erwiederte Tinchen -- kehrte den rothen Netzbeutel zurück, und fügte auf eine Art hinzu: wir sind beyde nicht aus Curland gewesen, daß Herr v. K -- es selbst verstand! Das muß doch eine sehr deutliche Art gewesen seyn! -- Herr v. W --, der höfli- che Herr v. W -- wußte selbst diese Geschenk- manier zu Gunsten des Herrn v. K -- auszule- gen, obgleich Geschenke in Gelde so was wider- stehliches an sich haben, daß kein guter edler Mensch sie mit ofnen Augen nehmen kann. Ge- schenke machen die Weisen blind! -- Herr v. W -- hatte dem Junker v. K -- den Hoch- zeitstag seines Herrn Großvaters verziehen; wie solt er ihm ein Geschenk in Geld übel
deuten?
halber geliebkoſet, und von jenem aufgefor- dert zu werden! — Alle Zudringlichkeit iſt, bey Gemuͤthern, die ſelbſt zu wiſſen glauben, was zu thun iſt, unausſtehlich, es kleide ſich dieſe Zudringlichkeit ſchwarz oder weiß —
Herr v. K — der wohl wußte, daß Geld bey ihm die Loſung ſey, bot ſeiner Braut auf eine recht curſche Art ein Geſchenk in baarem Geld’ an, um nach ihrem weltberuͤhmten Ge- ſchmack, wie er ſagte, ſelbſt davon Gebrauch zu machen. Wer kann das ſo, wie Sie, ſetzte der galante Herr v. K — dazu! — Welt bekannt, erwiederte Tinchen — kehrte den rothen Netzbeutel zuruͤck, und fuͤgte auf eine Art hinzu: wir ſind beyde nicht aus Curland geweſen, daß Herr v. K — es ſelbſt verſtand! Das muß doch eine ſehr deutliche Art geweſen ſeyn! — Herr v. W —, der hoͤfli- che Herr v. W — wußte ſelbſt dieſe Geſchenk- manier zu Gunſten des Herrn v. K — auszule- gen, obgleich Geſchenke in Gelde ſo was wider- ſtehliches an ſich haben, daß kein guter edler Menſch ſie mit ofnen Augen nehmen kann. Ge- ſchenke machen die Weiſen blind! — Herr v. W — hatte dem Junker v. K — den Hoch- zeitstag ſeines Herrn Großvaters verziehen; wie ſolt er ihm ein Geſchenk in Geld uͤbel
deuten?
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halber geliebkoſet, und von jenem aufgefor-
dert zu werden! — Alle Zudringlichkeit iſt,
bey Gemuͤthern, die ſelbſt zu wiſſen glauben,
was zu thun iſt, unausſtehlich, es kleide ſich
dieſe Zudringlichkeit ſchwarz oder weiß —
Herr v. K — der wohl wußte, daß Geld
bey ihm die Loſung ſey, bot ſeiner Braut auf
eine recht curſche Art ein Geſchenk in baarem
Geld’ an, um nach ihrem weltberuͤhmten Ge-
ſchmack, wie er ſagte, ſelbſt davon Gebrauch
zu machen. Wer kann das ſo, wie Sie,
ſetzte der galante Herr v. K — dazu! —
Welt bekannt, erwiederte Tinchen — kehrte
den rothen Netzbeutel zuruͤck, und fuͤgte auf
eine Art hinzu: wir ſind beyde nicht aus
Curland geweſen, daß Herr v. K — es ſelbſt
verſtand! Das muß doch eine ſehr deutliche
Art geweſen ſeyn! — Herr v. W —, der hoͤfli-
che Herr v. W — wußte ſelbſt dieſe Geſchenk-
manier zu Gunſten des Herrn v. K — auszule-
gen, obgleich Geſchenke in Gelde ſo was wider-
ſtehliches an ſich haben, daß kein guter edler
Menſch ſie mit ofnen Augen nehmen kann. Ge-
ſchenke machen die Weiſen blind! — Herr v.
W — hatte dem Junker v. K — den Hoch-
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wie ſolt er ihm ein Geſchenk in Geld uͤbel
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/484>, abgerufen am 29.11.2024.
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