dieser meiner Krankheit aus, bis sie all zu- sammen in den zweyten Diskant meines Va- ters zusammentrafen:
Gott eilet mit den Seinen, läßt sie nicht lange weinen!
Du wirst dich so vergessen, sagte Frau v. W -- zu ihrem bedruckten Manne, der wahr- lich seine Jacobsstimme eingebüßt hatte, daß du deinen Gast aus dem Gesicht zu verlieren im Begrif stehest! -- Gleich ein Platzregen von Bitten um Vergebung, und doch hinter diesen, wieder Gloßen über Curland und Semgallen, die mein Vater nicht unhöfli- cher machen können! Freylich war es arg, daß die Sonne am Grosväterlichen Verlo- bungstage so unverrichteter Arbeit unterge- hen solte, und ohne daß sie ein Enkelpaar be- grüßt hatte! -- Ein Trost fiel mir ein, der noch am heilsamsten anschlug! Wer Thor- heit mit Klugheit verbessern will, gebe ja das ganze Geschäft' auf. Thorheit muß Thorheit heilen! Gleich und gleich! -- Grosväterlicher Hochzeitstag, sagen sie? Ja doch! Hoch- zeitstag, erwiederte Herr v. W -- der, un- ter uns gesagt, sein unhöfliches Doch bespa- ren können, dessen ich mich nicht gewärtig war. Indessen gieng es nicht mich, sondern
seine
dieſer meiner Krankheit aus, bis ſie all zu- ſammen in den zweyten Diskant meines Va- ters zuſammentrafen:
Gott eilet mit den Seinen, laͤßt ſie nicht lange weinen!
Du wirſt dich ſo vergeſſen, ſagte Frau v. W — zu ihrem bedruckten Manne, der wahr- lich ſeine Jacobsſtimme eingebuͤßt hatte, daß du deinen Gaſt aus dem Geſicht zu verlieren im Begrif ſteheſt! — Gleich ein Platzregen von Bitten um Vergebung, und doch hinter dieſen, wieder Gloßen uͤber Curland und Semgallen, die mein Vater nicht unhoͤfli- cher machen koͤnnen! Freylich war es arg, daß die Sonne am Grosvaͤterlichen Verlo- bungstage ſo unverrichteter Arbeit unterge- hen ſolte, und ohne daß ſie ein Enkelpaar be- gruͤßt hatte! — Ein Troſt fiel mir ein, der noch am heilſamſten anſchlug! Wer Thor- heit mit Klugheit verbeſſern will, gebe ja das ganze Geſchaͤft’ auf. Thorheit muß Thorheit heilen! Gleich und gleich! — Grosvaͤterlicher Hochzeitstag, ſagen ſie? Ja doch! Hoch- zeitstag, erwiederte Herr v. W — der, un- ter uns geſagt, ſein unhoͤfliches Doch beſpa- ren koͤnnen, deſſen ich mich nicht gewaͤrtig war. Indeſſen gieng es nicht mich, ſondern
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dieſer meiner Krankheit aus, bis ſie all zu-
ſammen in den zweyten Diskant meines Va-
ters zuſammentrafen:
Gott eilet mit den Seinen,
laͤßt ſie nicht lange weinen!
Du wirſt dich ſo vergeſſen, ſagte Frau v.
W — zu ihrem bedruckten Manne, der wahr-
lich ſeine Jacobsſtimme eingebuͤßt hatte, daß
du deinen Gaſt aus dem Geſicht zu verlieren
im Begrif ſteheſt! — Gleich ein Platzregen
von Bitten um Vergebung, und doch hinter
dieſen, wieder Gloßen uͤber Curland und
Semgallen, die mein Vater nicht unhoͤfli-
cher machen koͤnnen! Freylich war es arg,
daß die Sonne am Grosvaͤterlichen Verlo-
bungstage ſo unverrichteter Arbeit unterge-
hen ſolte, und ohne daß ſie ein Enkelpaar be-
gruͤßt hatte! — Ein Troſt fiel mir ein, der
noch am heilſamſten anſchlug! Wer Thor-
heit mit Klugheit verbeſſern will, gebe ja das
ganze Geſchaͤft’ auf. Thorheit muß Thorheit
heilen! Gleich und gleich! — Grosvaͤterlicher
Hochzeitstag, ſagen ſie? Ja doch! Hoch-
zeitstag, erwiederte Herr v. W — der, un-
ter uns geſagt, ſein unhoͤfliches Doch beſpa-
ren koͤnnen, deſſen ich mich nicht gewaͤrtig
war. Indeſſen gieng es nicht mich, ſondern
ſeine
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/471>, abgerufen am 28.11.2024.
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