erste Blick ist immer der Beste, das sieht man beym Billiard.
Was geben die Franzosen, wenn sie einen zu Gast nöthigen? Die letztbeklatschte Come- die zu lesen, oder die heutige Zeitung; eine Limonade oben ein! -- Sie sind geselliger, als die Deutschen; allein ihre Geselligkeit schrenkt sich aufs Reden ein. Ists Wunder, daß in ihren Worten mehr Geschmack, als bey uns ist, wenns aber auf Thaten an- kommt! heraus, ihr Herren! wenn ihr Herz habt! Mir gefält jener Deutsche, der, wie alle seine Landsleute, nie allein trank. Wenn dieser Biedermann keinen hatte, mit dem er Gläser anstossen konnte, nahm er sein Stammbuch und leerte Seite vor Seite aufs Wohl seiner Freunde sein Glas! -- Daß es dir wohlbekomme, ehrlicher Deutscher!
Der Engländer vergräbt alles in sich; zuweilen gräbt ers auf, um diesem oder je- nem Todten den Ring vom Finger zu ziehen. Man sieht aber fast immer noch am Ringe ein Stück vom Finger! --
Noch eine sehr feine Bemerkung, die Herr v. W -- machte, ihm zum immerwäh- renden Andenken.
Man
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erſte Blick iſt immer der Beſte, das ſieht man beym Billiard.
Was geben die Franzoſen, wenn ſie einen zu Gaſt noͤthigen? Die letztbeklatſchte Come- die zu leſen, oder die heutige Zeitung; eine Limonade oben ein! — Sie ſind geſelliger, als die Deutſchen; allein ihre Geſelligkeit ſchrenkt ſich aufs Reden ein. Iſts Wunder, daß in ihren Worten mehr Geſchmack, als bey uns iſt, wenns aber auf Thaten an- kommt! heraus, ihr Herren! wenn ihr Herz habt! Mir gefaͤlt jener Deutſche, der, wie alle ſeine Landsleute, nie allein trank. Wenn dieſer Biedermann keinen hatte, mit dem er Glaͤſer anſtoſſen konnte, nahm er ſein Stammbuch und leerte Seite vor Seite aufs Wohl ſeiner Freunde ſein Glas! — Daß es dir wohlbekomme, ehrlicher Deutſcher!
Der Englaͤnder vergraͤbt alles in ſich; zuweilen graͤbt ers auf, um dieſem oder je- nem Todten den Ring vom Finger zu ziehen. Man ſieht aber faſt immer noch am Ringe ein Stuͤck vom Finger! —
Noch eine ſehr feine Bemerkung, die Herr v. W — machte, ihm zum immerwaͤh- renden Andenken.
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erſte Blick iſt immer der Beſte, das ſieht man
beym Billiard.
Was geben die Franzoſen, wenn ſie einen
zu Gaſt noͤthigen? Die letztbeklatſchte Come-
die zu leſen, oder die heutige Zeitung; eine
Limonade oben ein! — Sie ſind geſelliger,
als die Deutſchen; allein ihre Geſelligkeit
ſchrenkt ſich aufs Reden ein. Iſts Wunder,
daß in ihren Worten mehr Geſchmack, als
bey uns iſt, wenns aber auf Thaten an-
kommt! heraus, ihr Herren! wenn ihr
Herz habt! Mir gefaͤlt jener Deutſche, der,
wie alle ſeine Landsleute, nie allein trank.
Wenn dieſer Biedermann keinen hatte, mit
dem er Glaͤſer anſtoſſen konnte, nahm er ſein
Stammbuch und leerte Seite vor Seite aufs
Wohl ſeiner Freunde ſein Glas! — Daß
es dir wohlbekomme, ehrlicher Deutſcher!
Der Englaͤnder vergraͤbt alles in ſich;
zuweilen graͤbt ers auf, um dieſem oder je-
nem Todten den Ring vom Finger zu ziehen.
Man ſieht aber faſt immer noch am Ringe
ein Stuͤck vom Finger! —
Noch eine ſehr feine Bemerkung, die
Herr v. W — machte, ihm zum immerwaͤh-
renden Andenken.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/459>, abgerufen am 27.11.2024.
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