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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Sprachfeinheit! -- Ein dummdreister Mund
und ein liebliches Wort! -- Man seh nur,
wie die Franzosen ihren Mesdames begeg-
nen! Sie verstehen, in Feinheit grob zu
seyn. Sie gehen, als wenn sie einen guten
Freund auf der Schulter balancirten, oder
wie der letzte Taschenspieler, der eine Pfeife
auf der Nase tanzen lies. Zur Höflichkeit,
zur Festlichkeit, gehört auch ein Körper, der
etwas auf sich nehmen kann. Ein gewißer
Wuchs ist schon an sich festlich, und wenn
sich ein Zwerg bückt, ist das höflich? --
Da fällt mir immer der Bericht ein, den
ein General dem verstorbenen Könige von
Preussen über Paris erstattete: Alles Aus-
schuß! Allergnädigster Herr! Kein Hofcava-
lier, der sieben mißt! -- Was ich den
Franzosen nicht gönne, ist das Wort Servante,
Das deutsche Dienerin ist nicht hin nicht her,
und Magd! Pfuy übers Kopftuch! Wir
hielten über diese Materie ein Gespräch, an
dem ich, wie der Inhalt es zeigen wird, we-
nig Antheil nahm. Ich sah lieber Tinchen
im Waßer, als daß ich das Fest der Deutschen
wiederhohlte.

Der Franzose ist auswendig gelernt, der
Deutsche nimmt sich, wie er sich findet; der

erste

Sprachfeinheit! — Ein dummdreiſter Mund
und ein liebliches Wort! — Man ſeh nur,
wie die Franzoſen ihren Mesdames begeg-
nen! Sie verſtehen, in Feinheit grob zu
ſeyn. Sie gehen, als wenn ſie einen guten
Freund auf der Schulter balancirten, oder
wie der letzte Taſchenſpieler, der eine Pfeife
auf der Naſe tanzen lies. Zur Hoͤflichkeit,
zur Feſtlichkeit, gehoͤrt auch ein Koͤrper, der
etwas auf ſich nehmen kann. Ein gewißer
Wuchs iſt ſchon an ſich feſtlich, und wenn
ſich ein Zwerg buͤckt, iſt das hoͤflich? —
Da faͤllt mir immer der Bericht ein, den
ein General dem verſtorbenen Koͤnige von
Preuſſen uͤber Paris erſtattete: Alles Aus-
ſchuß! Allergnaͤdigſter Herr! Kein Hofcava-
lier, der ſieben mißt! — Was ich den
Franzoſen nicht goͤnne, iſt das Wort Servante,
Das deutſche Dienerin iſt nicht hin nicht her,
und Magd! Pfuy uͤbers Kopftuch! Wir
hielten uͤber dieſe Materie ein Geſpraͤch, an
dem ich, wie der Inhalt es zeigen wird, we-
nig Antheil nahm. Ich ſah lieber Tinchen
im Waßer, als daß ich das Feſt der Deutſchen
wiederhohlte.

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Deutſche nimmt ſich, wie er ſich findet; der

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[450/0458] Sprachfeinheit! — Ein dummdreiſter Mund und ein liebliches Wort! — Man ſeh nur, wie die Franzoſen ihren Mesdames begeg- nen! Sie verſtehen, in Feinheit grob zu ſeyn. Sie gehen, als wenn ſie einen guten Freund auf der Schulter balancirten, oder wie der letzte Taſchenſpieler, der eine Pfeife auf der Naſe tanzen lies. Zur Hoͤflichkeit, zur Feſtlichkeit, gehoͤrt auch ein Koͤrper, der etwas auf ſich nehmen kann. Ein gewißer Wuchs iſt ſchon an ſich feſtlich, und wenn ſich ein Zwerg buͤckt, iſt das hoͤflich? — Da faͤllt mir immer der Bericht ein, den ein General dem verſtorbenen Koͤnige von Preuſſen uͤber Paris erſtattete: Alles Aus- ſchuß! Allergnaͤdigſter Herr! Kein Hofcava- lier, der ſieben mißt! — Was ich den Franzoſen nicht goͤnne, iſt das Wort Servante, Das deutſche Dienerin iſt nicht hin nicht her, und Magd! Pfuy uͤbers Kopftuch! Wir hielten uͤber dieſe Materie ein Geſpraͤch, an dem ich, wie der Inhalt es zeigen wird, we- nig Antheil nahm. Ich ſah lieber Tinchen im Waßer, als daß ich das Feſt der Deutſchen wiederhohlte. Der Franzoſe iſt auswendig gelernt, der Deutſche nimmt ſich, wie er ſich findet; der erſte

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/458>, abgerufen am 25.11.2024.