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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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von meinem künftigen Schwiegersohn unter-
halten habe! "Er ist mein Freund! --

Desto besser! sagte Frau v. W -- Sie
bleiben doch morgen? fügte sie hinzu

Ich bleibe --

Herr v. W -- kleidete sein Gesuch, daß
ich morgen noch bleiben möchte, in ein so fei-
nes Compliment, daß es zugleich für seine
Gemahlin und mich Weisung enthielt, weil
wir die Sache so kurz und gut berichtiget! --
Man hats, sagt' er, wiewohl bey einer an-
dern Gelegenheit, für ein Geld! -- War-
um solte man nicht ein wenig Gewürz dran
legen!

Es hebt,

Macht aber Hitze!

nachdem das Gewürz ist! --

Wir giengen zu Tische und Tinchen war
sehr heiter. Vater und Mutter schienen aus-
nehmend mit ihr zufrieden! Was mir vor-
züglich auffiel, war die gütige Art, mit der
sie sich gegen mich nahm! -- Sie erinnerte
sich an die geringste Kleinigkeit, die zu der
Zeit, da ich nach Königsberg gieng, vorge-
fallen war. Herr v. W -- hatte Mühe,
uns von einander zu bringen, und wenn wir
anstanden mündlich zu sprechen, waren unsere

Augen

von meinem kuͤnftigen Schwiegerſohn unter-
halten habe! „Er iſt mein Freund!

Deſto beſſer! ſagte Frau v. W — Sie
bleiben doch morgen? fuͤgte ſie hinzu

Ich bleibe —

Herr v. W — kleidete ſein Geſuch, daß
ich morgen noch bleiben moͤchte, in ein ſo fei-
nes Compliment, daß es zugleich fuͤr ſeine
Gemahlin und mich Weiſung enthielt, weil
wir die Sache ſo kurz und gut berichtiget! —
Man hats, ſagt’ er, wiewohl bey einer an-
dern Gelegenheit, fuͤr ein Geld! — War-
um ſolte man nicht ein wenig Gewuͤrz dran
legen!

Es hebt,

Macht aber Hitze!

nachdem das Gewuͤrz iſt! —

Wir giengen zu Tiſche und Tinchen war
ſehr heiter. Vater und Mutter ſchienen aus-
nehmend mit ihr zufrieden! Was mir vor-
zuͤglich auffiel, war die guͤtige Art, mit der
ſie ſich gegen mich nahm! — Sie erinnerte
ſich an die geringſte Kleinigkeit, die zu der
Zeit, da ich nach Koͤnigsberg gieng, vorge-
fallen war. Herr v. W — hatte Muͤhe,
uns von einander zu bringen, und wenn wir
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[448/0456] von meinem kuͤnftigen Schwiegerſohn unter- halten habe! „Er iſt mein Freund! — Deſto beſſer! ſagte Frau v. W — Sie bleiben doch morgen? fuͤgte ſie hinzu Ich bleibe — Herr v. W — kleidete ſein Geſuch, daß ich morgen noch bleiben moͤchte, in ein ſo fei- nes Compliment, daß es zugleich fuͤr ſeine Gemahlin und mich Weiſung enthielt, weil wir die Sache ſo kurz und gut berichtiget! — Man hats, ſagt’ er, wiewohl bey einer an- dern Gelegenheit, fuͤr ein Geld! — War- um ſolte man nicht ein wenig Gewuͤrz dran legen! Es hebt, Macht aber Hitze! nachdem das Gewuͤrz iſt! — Wir giengen zu Tiſche und Tinchen war ſehr heiter. Vater und Mutter ſchienen aus- nehmend mit ihr zufrieden! Was mir vor- zuͤglich auffiel, war die guͤtige Art, mit der ſie ſich gegen mich nahm! — Sie erinnerte ſich an die geringſte Kleinigkeit, die zu der Zeit, da ich nach Koͤnigsberg gieng, vorge- fallen war. Herr v. W — hatte Muͤhe, uns von einander zu bringen, und wenn wir anſtanden muͤndlich zu ſprechen, waren unſere Augen

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/456>, abgerufen am 27.11.2024.