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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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gangen, wo er mir eine allerliebste Aussicht
zeigen wolte, und da kamen Mutter und
Tochter, die uns noch im andern Zimmer
glaubten. Man sah es ihnen an, daß sie
uns hier nicht vermutheten. Tinchen in ei-
nem weißen leichten Gewand, wo sie beynah
wie ein Leibnitzsches Körperchen aussah! --
hätt ichs nicht gewußt, ich hätte sie nicht
wieder gekannt! -- Sie mich aber auf den
ersten Blick! Die Mutter war fast unver-
ändert! Sie aber fand mich sehr verändert,
wie sie sagte. Wer hatte nun Recht? Tin-
chen und ich sahen einander, und die Fassung
schien uns beyde im Stich zu laßen. Ob-
gleich noch mehr da waren, kam es uns doch
so vor, als wären wir unter vier Augen.
Im Augenblick verlohren wir den Faden!
Ich fand ihn zwar wieder in der andern Se-
kunde; Tinchen aber schien ihn nicht fassen
zu können -- Was fehlt der Braut, sagte
Herr v. W -- Etwa der Bräutigam? kennst
du denn nicht deinen Gast? Tinchens
Retter, erwiederte Frau v. W
-- Herr Ma-
jor! Herr v. W -- O des frohen Tages! sagte
der gütige Wirth, und bald darauf: Sind sie
denn würklich Major? Würklich Herr v. W.
Da ich schon aus dem Rufe in Rücksicht meines

Auf-

gangen, wo er mir eine allerliebſte Ausſicht
zeigen wolte, und da kamen Mutter und
Tochter, die uns noch im andern Zimmer
glaubten. Man ſah es ihnen an, daß ſie
uns hier nicht vermutheten. Tinchen in ei-
nem weißen leichten Gewand, wo ſie beynah
wie ein Leibnitzſches Koͤrperchen ausſah! —
haͤtt ichs nicht gewußt, ich haͤtte ſie nicht
wieder gekannt! — Sie mich aber auf den
erſten Blick! Die Mutter war faſt unver-
aͤndert! Sie aber fand mich ſehr veraͤndert,
wie ſie ſagte. Wer hatte nun Recht? Tin-
chen und ich ſahen einander, und die Faſſung
ſchien uns beyde im Stich zu laßen. Ob-
gleich noch mehr da waren, kam es uns doch
ſo vor, als waͤren wir unter vier Augen.
Im Augenblick verlohren wir den Faden!
Ich fand ihn zwar wieder in der andern Se-
kunde; Tinchen aber ſchien ihn nicht faſſen
zu koͤnnen — Was fehlt der Braut, ſagte
Herr v. W — Etwa der Braͤutigam? kennſt
du denn nicht deinen Gaſt? Tinchens
Retter, erwiederte Frau v. W
— Herr Ma-
jor! Herr v. W — O des frohen Tages! ſagte
der guͤtige Wirth, und bald darauf: Sind ſie
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[443/0451] gangen, wo er mir eine allerliebſte Ausſicht zeigen wolte, und da kamen Mutter und Tochter, die uns noch im andern Zimmer glaubten. Man ſah es ihnen an, daß ſie uns hier nicht vermutheten. Tinchen in ei- nem weißen leichten Gewand, wo ſie beynah wie ein Leibnitzſches Koͤrperchen ausſah! — haͤtt ichs nicht gewußt, ich haͤtte ſie nicht wieder gekannt! — Sie mich aber auf den erſten Blick! Die Mutter war faſt unver- aͤndert! Sie aber fand mich ſehr veraͤndert, wie ſie ſagte. Wer hatte nun Recht? Tin- chen und ich ſahen einander, und die Faſſung ſchien uns beyde im Stich zu laßen. Ob- gleich noch mehr da waren, kam es uns doch ſo vor, als waͤren wir unter vier Augen. Im Augenblick verlohren wir den Faden! Ich fand ihn zwar wieder in der andern Se- kunde; Tinchen aber ſchien ihn nicht faſſen zu koͤnnen — Was fehlt der Braut, ſagte Herr v. W — Etwa der Braͤutigam? kennſt du denn nicht deinen Gaſt? Tinchens Retter, erwiederte Frau v. W — Herr Ma- jor! Herr v. W — O des frohen Tages! ſagte der guͤtige Wirth, und bald darauf: Sind ſie denn wuͤrklich Major? Wuͤrklich Herr v. W. Da ich ſchon aus dem Rufe in Ruͤckſicht meines Auf-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/451>, abgerufen am 22.11.2024.