heißt, nach Liefland auf das Gut, so die Kay- serin mir verehret. Ich hatte meinen Rechts- freund nach Mitau citirt, um da mit ihm alles fein zu berichtigen. Mitau, nach Junker Gotthards Meynung, die Hauptstadt der Welt, nahm ich aus, sonst wolt' ich Curland ansehen, wie eine Herberge, wo man durchs Fenster sieht, ob das zerbrochene Rad nicht wieder im Stande ist! War denn Lot nicht todt, Abrahams Verwandter? Und Jun- ker Gotthard? den hatt ich fein säuberlich gleichfals nach Mitau beschieden, um sich hier zu rechter früher Tageszeit einzufin- den! -- Die Gräber der Eltern machen keine Gegend zur gelobten. Wenn ich ge- legnere Zeit habe, dacht' ich! -- Ihre See- len, die in Abrahams Schoos von den Engeln getragen sind, werden mir immer wie gegen- wärtig vor Augen schweben! --
Gotthardten fand ich nicht -- Der Rechtsfreund, der wohl wußte, was eine Citation war, hatte die Tagefarth eingehal- ten, ein junger Mann mit einer unbefange- nen Stirn. Meine Leser würden ihm ihre Rechtssachen ohne Bedenken übertragen. Ich gab ihm eine Quittung für sich, seine Erben und Erbnehmer, wegen meiner wohlbesorgten
Erb-
heißt, nach Liefland auf das Gut, ſo die Kay- ſerin mir verehret. Ich hatte meinen Rechts- freund nach Mitau citirt, um da mit ihm alles fein zu berichtigen. Mitau, nach Junker Gotthards Meynung, die Hauptſtadt der Welt, nahm ich aus, ſonſt wolt’ ich Curland anſehen, wie eine Herberge, wo man durchs Fenſter ſieht, ob das zerbrochene Rad nicht wieder im Stande iſt! War denn Lot nicht todt, Abrahams Verwandter? Und Jun- ker Gotthard? den hatt ich fein ſaͤuberlich gleichfals nach Mitau beſchieden, um ſich hier zu rechter fruͤher Tageszeit einzufin- den! — Die Graͤber der Eltern machen keine Gegend zur gelobten. Wenn ich ge- legnere Zeit habe, dacht’ ich! — Ihre See- len, die in Abrahams Schoos von den Engeln getragen ſind, werden mir immer wie gegen- waͤrtig vor Augen ſchweben! —
Gotthardten fand ich nicht — Der Rechtsfreund, der wohl wußte, was eine Citation war, hatte die Tagefarth eingehal- ten, ein junger Mann mit einer unbefange- nen Stirn. Meine Leſer wuͤrden ihm ihre Rechtsſachen ohne Bedenken uͤbertragen. Ich gab ihm eine Quittung fuͤr ſich, ſeine Erben und Erbnehmer, wegen meiner wohlbeſorgten
Erb-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0439"n="431"/>
heißt, nach Liefland auf das Gut, ſo die Kay-<lb/>ſerin mir verehret. Ich hatte meinen Rechts-<lb/>
freund nach Mitau citirt, um da mit ihm<lb/>
alles fein zu berichtigen. Mitau, nach Junker<lb/>
Gotthards Meynung, die Hauptſtadt der<lb/>
Welt, nahm ich aus, ſonſt wolt’ ich Curland<lb/>
anſehen, wie eine Herberge, wo man durchs<lb/>
Fenſter ſieht, ob das zerbrochene Rad nicht<lb/>
wieder im Stande iſt! War denn <hirendition="#fr">Lot</hi> nicht<lb/>
todt, <hirendition="#fr">Abrahams</hi> Verwandter? Und Jun-<lb/>
ker Gotthard? den hatt ich fein ſaͤuberlich<lb/>
gleichfals nach Mitau beſchieden, um ſich<lb/>
hier zu rechter fruͤher Tageszeit einzufin-<lb/>
den! — Die Graͤber der Eltern machen<lb/>
keine Gegend zur <hirendition="#fr">gelobten.</hi> Wenn ich ge-<lb/>
legnere Zeit habe, dacht’ ich! — Ihre See-<lb/>
len, die in Abrahams Schoos von den Engeln<lb/>
getragen ſind, werden mir immer wie gegen-<lb/>
waͤrtig vor Augen ſchweben! —</p><lb/><p><hirendition="#fr">Gotthardten</hi> fand ich nicht — Der<lb/>
Rechtsfreund, der wohl wußte, was eine<lb/>
Citation war, hatte die Tagefarth eingehal-<lb/>
ten, ein junger Mann mit einer unbefange-<lb/>
nen Stirn. Meine Leſer wuͤrden ihm ihre<lb/>
Rechtsſachen ohne Bedenken uͤbertragen. Ich<lb/>
gab ihm eine Quittung fuͤr ſich, ſeine Erben<lb/>
und Erbnehmer, wegen meiner wohlbeſorgten<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Erb-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[431/0439]
heißt, nach Liefland auf das Gut, ſo die Kay-
ſerin mir verehret. Ich hatte meinen Rechts-
freund nach Mitau citirt, um da mit ihm
alles fein zu berichtigen. Mitau, nach Junker
Gotthards Meynung, die Hauptſtadt der
Welt, nahm ich aus, ſonſt wolt’ ich Curland
anſehen, wie eine Herberge, wo man durchs
Fenſter ſieht, ob das zerbrochene Rad nicht
wieder im Stande iſt! War denn Lot nicht
todt, Abrahams Verwandter? Und Jun-
ker Gotthard? den hatt ich fein ſaͤuberlich
gleichfals nach Mitau beſchieden, um ſich
hier zu rechter fruͤher Tageszeit einzufin-
den! — Die Graͤber der Eltern machen
keine Gegend zur gelobten. Wenn ich ge-
legnere Zeit habe, dacht’ ich! — Ihre See-
len, die in Abrahams Schoos von den Engeln
getragen ſind, werden mir immer wie gegen-
waͤrtig vor Augen ſchweben! —
Gotthardten fand ich nicht — Der
Rechtsfreund, der wohl wußte, was eine
Citation war, hatte die Tagefarth eingehal-
ten, ein junger Mann mit einer unbefange-
nen Stirn. Meine Leſer wuͤrden ihm ihre
Rechtsſachen ohne Bedenken uͤbertragen. Ich
gab ihm eine Quittung fuͤr ſich, ſeine Erben
und Erbnehmer, wegen meiner wohlbeſorgten
Erb-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/439>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.