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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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ob nicht diese Blätter unbedenklich mitgenom-
men werden können?

Hier oder dort waren die letzten Worte,
die ich mit dem Grafen beym Abschiede wech-
selte, da ich ihn beym Geruch des Todes be-
suchte! -- Wer hätte geglaubt, daß das
hier eintreffen solte, und zwar ein recht ei-
gentliches Hier! voll Geruch des Lebens.
Wie sich die Luft erfrischt hatte, blos weil ich
Edelmann war! -- Da wir im heiligen rö-
mischen Reiche meines Adels halber waren,
kamen wir, ich weiß nicht wie, auf Carl den
V, der sich bey lebendigem Leibe begraben
lies, um zu sehen, wie es ihm laßen würde?
Ich glaube, sagt' ich, diese Probe hat sein
Ende befördert. Ich nicht! erwiederte der
Graf, der alle Vierteljahr eine Nacht in
seinem Sarge schlief, Carl der Vte starb aus
Reue und Leid seiner niedergelegten Kronen
halber, und ohne ein Comma zu machen,
war der Graf bey der Frage: ob mein Adel
älter wäre, als Kayser Karl der Vte glorrei-
chen Andenkens, der, eh' er 1558 starb, sich
Probe begraben lies. Daß ich nicht wüste,
erwiedert' ich.

Wenn doch, dacht' ich, was Sterbendes
vorhanden gewesen, um den Grafen wieder

einzu-
D d 4

ob nicht dieſe Blaͤtter unbedenklich mitgenom-
men werden koͤnnen?

Hier oder dort waren die letzten Worte,
die ich mit dem Grafen beym Abſchiede wech-
ſelte, da ich ihn beym Geruch des Todes be-
ſuchte! — Wer haͤtte geglaubt, daß das
hier eintreffen ſolte, und zwar ein recht ei-
gentliches Hier! voll Geruch des Lebens.
Wie ſich die Luft erfriſcht hatte, blos weil ich
Edelmann war! — Da wir im heiligen roͤ-
miſchen Reiche meines Adels halber waren,
kamen wir, ich weiß nicht wie, auf Carl den
V, der ſich bey lebendigem Leibe begraben
lies, um zu ſehen, wie es ihm laßen wuͤrde?
Ich glaube, ſagt’ ich, dieſe Probe hat ſein
Ende befoͤrdert. Ich nicht! erwiederte der
Graf, der alle Vierteljahr eine Nacht in
ſeinem Sarge ſchlief, Carl der Vte ſtarb aus
Reue und Leid ſeiner niedergelegten Kronen
halber, und ohne ein Comma zu machen,
war der Graf bey der Frage: ob mein Adel
aͤlter waͤre, als Kayſer Karl der Vte glorrei-
chen Andenkens, der, eh’ er 1558 ſtarb, ſich
Probe begraben lies. Daß ich nicht wuͤſte,
erwiedert’ ich.

Wenn doch, dacht’ ich, was Sterbendes
vorhanden geweſen, um den Grafen wieder

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[423/0431] ob nicht dieſe Blaͤtter unbedenklich mitgenom- men werden koͤnnen? Hier oder dort waren die letzten Worte, die ich mit dem Grafen beym Abſchiede wech- ſelte, da ich ihn beym Geruch des Todes be- ſuchte! — Wer haͤtte geglaubt, daß das hier eintreffen ſolte, und zwar ein recht ei- gentliches Hier! voll Geruch des Lebens. Wie ſich die Luft erfriſcht hatte, blos weil ich Edelmann war! — Da wir im heiligen roͤ- miſchen Reiche meines Adels halber waren, kamen wir, ich weiß nicht wie, auf Carl den V, der ſich bey lebendigem Leibe begraben lies, um zu ſehen, wie es ihm laßen wuͤrde? Ich glaube, ſagt’ ich, dieſe Probe hat ſein Ende befoͤrdert. Ich nicht! erwiederte der Graf, der alle Vierteljahr eine Nacht in ſeinem Sarge ſchlief, Carl der Vte ſtarb aus Reue und Leid ſeiner niedergelegten Kronen halber, und ohne ein Comma zu machen, war der Graf bey der Frage: ob mein Adel aͤlter waͤre, als Kayſer Karl der Vte glorrei- chen Andenkens, der, eh’ er 1558 ſtarb, ſich Probe begraben lies. Daß ich nicht wuͤſte, erwiedert’ ich. Wenn doch, dacht’ ich, was Sterbendes vorhanden geweſen, um den Grafen wieder einzu- D d 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/431>, abgerufen am 22.11.2024.