Auge hatte jene Wildheit nicht mehr! -- Es strahlte nicht, es schien nur! -- In ihren Segnungen paarte sie mich noch mit Gret- chen. Das heißt: sie segnete mich so in- brünstig, als sie, obgleich Nathanael und seine Kinder hiebey nicht zu kurz kamen! Auf den Enkel Alexander legte sie beyde Hände, auf jedes andere ihrer Kinder nur eine! -- Was sie froh war, sagte Gretchen, Minen zu sehen! -- Gehe ein zu deines Herrn Freude!
Kaum hatte Gretchen diese für mich so rührende Geschichte vollendet; so marschirte Nathanael schon wieder zum Türkenkriege, und wolte ich wohl oder übel, ich mußte er- zählen -- Gretchen bestellte während des Türkenkrieges ein natürlich schönes Mahl! Bey Tische war der Justizrath nicht von Bu- karest zu bringen, bis ihn endlich Gretchen wie einen Türken schlug. Die kleine liebe Rußin! Sie vergoß über meine zwey liebe Kriegscammeraden bittere Thränen! und mehr, als die Geschichte dieser jungen Hel- den, wolte sie nicht. Der Prinz Wilhelm von Braunschweig war ihr zu vornehm, um an ihm Theil zu nehmen.
Rech-
Auge hatte jene Wildheit nicht mehr! — Es ſtrahlte nicht, es ſchien nur! — In ihren Segnungen paarte ſie mich noch mit Gret- chen. Das heißt: ſie ſegnete mich ſo in- bruͤnſtig, als ſie, obgleich Nathanael und ſeine Kinder hiebey nicht zu kurz kamen! Auf den Enkel Alexander legte ſie beyde Haͤnde, auf jedes andere ihrer Kinder nur eine! — Was ſie froh war, ſagte Gretchen, Minen zu ſehen! — Gehe ein zu deines Herrn Freude!
Kaum hatte Gretchen dieſe fuͤr mich ſo ruͤhrende Geſchichte vollendet; ſo marſchirte Nathanael ſchon wieder zum Tuͤrkenkriege, und wolte ich wohl oder uͤbel, ich mußte er- zaͤhlen — Gretchen beſtellte waͤhrend des Tuͤrkenkrieges ein natuͤrlich ſchoͤnes Mahl! Bey Tiſche war der Juſtizrath nicht von Bu- kareſt zu bringen, bis ihn endlich Gretchen wie einen Tuͤrken ſchlug. Die kleine liebe Rußin! Sie vergoß uͤber meine zwey liebe Kriegscammeraden bittere Thraͤnen! und mehr, als die Geſchichte dieſer jungen Hel- den, wolte ſie nicht. Der Prinz Wilhelm von Braunſchweig war ihr zu vornehm, um an ihm Theil zu nehmen.
Rech-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0412"n="404"/>
Auge hatte jene Wildheit nicht mehr! — Es<lb/>ſtrahlte nicht, es ſchien nur! — In ihren<lb/>
Segnungen paarte ſie mich noch mit Gret-<lb/>
chen. Das heißt: ſie ſegnete mich ſo in-<lb/>
bruͤnſtig, als ſie, obgleich Nathanael und<lb/>ſeine Kinder hiebey nicht zu kurz kamen! Auf<lb/>
den Enkel Alexander legte ſie beyde Haͤnde,<lb/>
auf jedes andere ihrer Kinder nur eine! —<lb/>
Was ſie froh war, ſagte Gretchen, Minen<lb/>
zu ſehen! — Gehe ein zu deines Herrn<lb/>
Freude!</p><lb/><p>Kaum hatte Gretchen dieſe fuͤr mich ſo<lb/>
ruͤhrende Geſchichte vollendet; ſo marſchirte<lb/>
Nathanael ſchon wieder zum Tuͤrkenkriege,<lb/>
und wolte ich wohl oder uͤbel, ich mußte er-<lb/>
zaͤhlen — Gretchen beſtellte waͤhrend des<lb/>
Tuͤrkenkrieges ein natuͤrlich ſchoͤnes Mahl!<lb/>
Bey Tiſche war der Juſtizrath nicht von <hirendition="#fr">Bu-<lb/>
kareſt</hi> zu bringen, bis ihn endlich Gretchen<lb/>
wie einen Tuͤrken ſchlug. Die kleine liebe<lb/>
Rußin! Sie vergoß uͤber meine zwey liebe<lb/>
Kriegscammeraden bittere Thraͤnen! und<lb/>
mehr, als die Geſchichte dieſer jungen Hel-<lb/>
den, wolte ſie nicht. Der Prinz <hirendition="#fr">Wilhelm<lb/>
von Braunſchweig</hi> war ihr zu vornehm,<lb/>
um an ihm Theil zu nehmen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Rech-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[404/0412]
Auge hatte jene Wildheit nicht mehr! — Es
ſtrahlte nicht, es ſchien nur! — In ihren
Segnungen paarte ſie mich noch mit Gret-
chen. Das heißt: ſie ſegnete mich ſo in-
bruͤnſtig, als ſie, obgleich Nathanael und
ſeine Kinder hiebey nicht zu kurz kamen! Auf
den Enkel Alexander legte ſie beyde Haͤnde,
auf jedes andere ihrer Kinder nur eine! —
Was ſie froh war, ſagte Gretchen, Minen
zu ſehen! — Gehe ein zu deines Herrn
Freude!
Kaum hatte Gretchen dieſe fuͤr mich ſo
ruͤhrende Geſchichte vollendet; ſo marſchirte
Nathanael ſchon wieder zum Tuͤrkenkriege,
und wolte ich wohl oder uͤbel, ich mußte er-
zaͤhlen — Gretchen beſtellte waͤhrend des
Tuͤrkenkrieges ein natuͤrlich ſchoͤnes Mahl!
Bey Tiſche war der Juſtizrath nicht von Bu-
kareſt zu bringen, bis ihn endlich Gretchen
wie einen Tuͤrken ſchlug. Die kleine liebe
Rußin! Sie vergoß uͤber meine zwey liebe
Kriegscammeraden bittere Thraͤnen! und
mehr, als die Geſchichte dieſer jungen Hel-
den, wolte ſie nicht. Der Prinz Wilhelm
von Braunſchweig war ihr zu vornehm,
um an ihm Theil zu nehmen.
Rech-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/412>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.