nens Begräbnis, Gretchens Eheverbin- dung! Was Gott thut, das ist wohlgethan; es bleibt gerecht sein Wille. und Drum laß ich ihn nur walten!
Warum denkt man so gern an gehabte frohe Stunden? Wahrlich, weil das Leben so kummervoll ist, und weil wir ihm durch dergleichen Kunstgriffe förderlich und dienst- lich seyn wollen. Wahrlich die überallgü- tige Natur hilft auch hier, so wie in allem, unserer Schwachheit aus. Wir erinnern uns froher Tage fast eben so froh, oft fro- her, als wir es waren, da wir sie lebten. Die Zurückerinnerung an traurige Vorfälle geht von langen zu kurzen Tagen über und wird schwächer.
Alles war uns von Gretchens Hochzeit sichtbarlich: die Verschwendung des Puders von Seiten des Nathanaels, das Kleid mit den Goldbesponnenen Knöpfen des Amt- manns selbst, womit der Amtmann sich blos ausstaffiren wolte, und das nicht zum Vor- schein kam, war uns gegenwärtig.
Der gute Pastor hätte nicht die Frage aufwerfen dörfen: wie wär es, wenn wir
Gret-
nens Begraͤbnis, Gretchens Eheverbin- dung! Was Gott thut, das iſt wohlgethan; es bleibt gerecht ſein Wille. und Drum laß ich ihn nur walten!
Warum denkt man ſo gern an gehabte frohe Stunden? Wahrlich, weil das Leben ſo kummervoll iſt, und weil wir ihm durch dergleichen Kunſtgriffe foͤrderlich und dienſt- lich ſeyn wollen. Wahrlich die uͤberallguͤ- tige Natur hilft auch hier, ſo wie in allem, unſerer Schwachheit aus. Wir erinnern uns froher Tage faſt eben ſo froh, oft fro- her, als wir es waren, da wir ſie lebten. Die Zuruͤckerinnerung an traurige Vorfaͤlle geht von langen zu kurzen Tagen uͤber und wird ſchwaͤcher.
Alles war uns von Gretchens Hochzeit ſichtbarlich: die Verſchwendung des Puders von Seiten des Nathanaels, das Kleid mit den Goldbeſponnenen Knoͤpfen des Amt- manns ſelbſt, womit der Amtmann ſich blos ausſtaffiren wolte, und das nicht zum Vor- ſchein kam, war uns gegenwaͤrtig.
Der gute Paſtor haͤtte nicht die Frage aufwerfen doͤrfen: wie waͤr es, wenn wir
Gret-
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nens Begraͤbnis, Gretchens Eheverbin-
dung!
Was Gott thut, das iſt wohlgethan;
es bleibt gerecht ſein Wille.
und
Drum laß ich ihn nur walten!
Warum denkt man ſo gern an gehabte
frohe Stunden? Wahrlich, weil das Leben
ſo kummervoll iſt, und weil wir ihm durch
dergleichen Kunſtgriffe foͤrderlich und dienſt-
lich ſeyn wollen. Wahrlich die uͤberallguͤ-
tige Natur hilft auch hier, ſo wie in allem,
unſerer Schwachheit aus. Wir erinnern
uns froher Tage faſt eben ſo froh, oft fro-
her, als wir es waren, da wir ſie lebten.
Die Zuruͤckerinnerung an traurige Vorfaͤlle
geht von langen zu kurzen Tagen uͤber und
wird ſchwaͤcher.
Alles war uns von Gretchens Hochzeit
ſichtbarlich: die Verſchwendung des Puders
von Seiten des Nathanaels, das Kleid mit
den Goldbeſponnenen Knoͤpfen des Amt-
manns ſelbſt, womit der Amtmann ſich blos
ausſtaffiren wolte, und das nicht zum Vor-
ſchein kam, war uns gegenwaͤrtig.
Der gute Paſtor haͤtte nicht die Frage
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/407>, abgerufen am 22.11.2024.
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