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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Stern von Hofnung -- Aber! erwie-
dert' er, der Major sagt -- -- Mag im-
mer, lieber Herr
Major! Weibersehnen
entstricken sich eher
--

Ohnfehlbar glaubte sie ihrem Stande
durch einen dergleichen Ausdruck nachzuhel-
fen. Mag wohl litteratadlich seyn; natür-
lich ist er nicht -- Mir wenigstens kann
kein Naturstück aufstoßen, wo ich nicht et-
was ähnliches entdecke, Bein von meinem
Bein, Fleisch von meinem Fleisch --

Sie erkundigte sich sehr herzlich nach ih-
rem Schwiegervater, und wolte von mir
eine Beschreibung von einem Litteratus,
welche sie bis dahin noch nicht von ihrem
Manne nach der Tablatur, wie sies nannte,
erküßen können. Ich lies den Herrmann
bey Ehren! Hätte der Hauptmann von Ca-
pernaum, pro tempore Acciseeinnehmer, die
Abkunft des Inspektors erfahren, Subordi-
nation! -- wo wärst du blieben? Wenn
mein Mann wider seinen Vater was hat,
was gehts mich an? Man sehe doch das
galllose Schäfchen! Ernst! Ein gutes
Weib! Man laß ihr doch die welkgeworde-
nen Blumen einer Metapher! -- Was

thut

Stern von Hofnung — Aber! erwie-
dert’ er, der Major ſagt — — Mag im-
mer, lieber Herr
Major! Weiberſehnen
entſtricken ſich eher

Ohnfehlbar glaubte ſie ihrem Stande
durch einen dergleichen Ausdruck nachzuhel-
fen. Mag wohl litteratadlich ſeyn; natuͤr-
lich iſt er nicht — Mir wenigſtens kann
kein Naturſtuͤck aufſtoßen, wo ich nicht et-
was aͤhnliches entdecke, Bein von meinem
Bein, Fleiſch von meinem Fleiſch —

Sie erkundigte ſich ſehr herzlich nach ih-
rem Schwiegervater, und wolte von mir
eine Beſchreibung von einem Litteratus,
welche ſie bis dahin noch nicht von ihrem
Manne nach der Tablatur, wie ſies nannte,
erkuͤßen koͤnnen. Ich lies den Herrmann
bey Ehren! Haͤtte der Hauptmann von Ca-
pernaum, pro tempore Acciſeeinnehmer, die
Abkunft des Inſpektors erfahren, Subordi-
nation! — wo waͤrſt du blieben? Wenn
mein Mann wider ſeinen Vater was hat,
was gehts mich an? Man ſehe doch das
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Weib! Man laß ihr doch die welkgeworde-
nen Blumen einer Metapher! — Was

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[388/0396] Stern von Hofnung — Aber! erwie- dert’ er, der Major ſagt — — Mag im- mer, lieber Herr Major! Weiberſehnen entſtricken ſich eher — Ohnfehlbar glaubte ſie ihrem Stande durch einen dergleichen Ausdruck nachzuhel- fen. Mag wohl litteratadlich ſeyn; natuͤr- lich iſt er nicht — Mir wenigſtens kann kein Naturſtuͤck aufſtoßen, wo ich nicht et- was aͤhnliches entdecke, Bein von meinem Bein, Fleiſch von meinem Fleiſch — Sie erkundigte ſich ſehr herzlich nach ih- rem Schwiegervater, und wolte von mir eine Beſchreibung von einem Litteratus, welche ſie bis dahin noch nicht von ihrem Manne nach der Tablatur, wie ſies nannte, erkuͤßen koͤnnen. Ich lies den Herrmann bey Ehren! Haͤtte der Hauptmann von Ca- pernaum, pro tempore Acciſeeinnehmer, die Abkunft des Inſpektors erfahren, Subordi- nation! — wo waͤrſt du blieben? Wenn mein Mann wider ſeinen Vater was hat, was gehts mich an? Man ſehe doch das gallloſe Schaͤfchen! Ernſt! Ein gutes Weib! Man laß ihr doch die welkgeworde- nen Blumen einer Metapher! — Was thut

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/396>, abgerufen am 25.11.2024.