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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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unendlich viel zum göttlichen Leben beyträgt;
daß eine gewisse Kirche die Ehelosen begünsti-
get, ist es Wunder?

Rußen! Krieg! Türken! das waren
die drey Worte, bey denen ich stehen blieb,
und mich ausruhte. Auch ich war fertig,
nach dem Ableben meiner Mutter, wie aus
der Pistole. Preußen vermied ich wohlbe-
dächtig, ich wolte stark seyn, und wahrlich!
das heilige Grab hatte mich geschwächt!


Ich kam ins rußische Lager zu einer
theuren Zeit. Die Türken hatten alle Lebens-
mittel aus der Moldau aufgeräumt, um uns
das Bahnmachen, das Vorrücken, zu behin-
dern! -- Solche Zäune sind im Kriege die
gefährlichsten --

Fürst Gallizin! (Sein Name sey in der
Geschichte ehrwürdig!) lies zwo Brücken über
die Niester schlagen, und brach auf mit uns --
Die Hauptmaxime des Krieges ist freyer Kopf
und freye Füße. Sich den Feind vom Leibe
halten, ist im Großen und Kleinen ein wich-
tiges Stück --

Wer von mir Ulißeische Wanderungen
erwartet, dem geb' ich eine gültige Anweisung

auf

unendlich viel zum goͤttlichen Leben beytraͤgt;
daß eine gewiſſe Kirche die Eheloſen beguͤnſti-
get, iſt es Wunder?

Rußen! Krieg! Tuͤrken! das waren
die drey Worte, bey denen ich ſtehen blieb,
und mich ausruhte. Auch ich war fertig,
nach dem Ableben meiner Mutter, wie aus
der Piſtole. Preußen vermied ich wohlbe-
daͤchtig, ich wolte ſtark ſeyn, und wahrlich!
das heilige Grab hatte mich geſchwaͤcht!


Ich kam ins rußiſche Lager zu einer
theuren Zeit. Die Tuͤrken hatten alle Lebens-
mittel aus der Moldau aufgeraͤumt, um uns
das Bahnmachen, das Vorruͤcken, zu behin-
dern! — Solche Zaͤune ſind im Kriege die
gefaͤhrlichſten —

Fuͤrſt Gallizin! (Sein Name ſey in der
Geſchichte ehrwuͤrdig!) lies zwo Bruͤcken uͤber
die Nieſter ſchlagen, und brach auf mit uns —
Die Hauptmaxime des Krieges iſt freyer Kopf
und freye Fuͤße. Sich den Feind vom Leibe
halten, iſt im Großen und Kleinen ein wich-
tiges Stuͤck —

Wer von mir Ulißeiſche Wanderungen
erwartet, dem geb’ ich eine guͤltige Anweiſung

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[340/0346] unendlich viel zum goͤttlichen Leben beytraͤgt; daß eine gewiſſe Kirche die Eheloſen beguͤnſti- get, iſt es Wunder? Rußen! Krieg! Tuͤrken! das waren die drey Worte, bey denen ich ſtehen blieb, und mich ausruhte. Auch ich war fertig, nach dem Ableben meiner Mutter, wie aus der Piſtole. Preußen vermied ich wohlbe- daͤchtig, ich wolte ſtark ſeyn, und wahrlich! das heilige Grab hatte mich geſchwaͤcht! Ich kam ins rußiſche Lager zu einer theuren Zeit. Die Tuͤrken hatten alle Lebens- mittel aus der Moldau aufgeraͤumt, um uns das Bahnmachen, das Vorruͤcken, zu behin- dern! — Solche Zaͤune ſind im Kriege die gefaͤhrlichſten — Fuͤrſt Gallizin! (Sein Name ſey in der Geſchichte ehrwuͤrdig!) lies zwo Bruͤcken uͤber die Nieſter ſchlagen, und brach auf mit uns — Die Hauptmaxime des Krieges iſt freyer Kopf und freye Fuͤße. Sich den Feind vom Leibe halten, iſt im Großen und Kleinen ein wich- tiges Stuͤck — Wer von mir Ulißeiſche Wanderungen erwartet, dem geb’ ich eine guͤltige Anweiſung auf

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/346>, abgerufen am 23.11.2024.