Der Jüngling, fieng Gotthard an, lehrt den Mann, der Mann den Greiß. Der Grund, die Folge, pflegtest du zu sagen, lie- ber Bruder! Du solst Freude an mir erle- ben! -- Gott segne dich, lieber Gotthard, sagt ich.
er. Du wirst dein Lebtag nicht Pastor werden.
Nach einem kleinen Wortwechsel mit dem Postillon wegen der drey Hunde, brachte Jun- ker Gotthard es in einem Augenblick durch Geld und gute Worte dahin, daß der Postil- lon diesen dreyen Argos selbst ein Lager legte! und nun lies Junker Gotthard über und über blasen! Reise glücklich! --
Zum erstenmal empfand ich die Glückse- ligkeit allein zu seyn! Daß Leute in gewissen Jahren zum Traualtar so schwer zu bringen sind, kommt wahrlich! daher, weil sie die Süßigkeiten des Einsiedlerstandes gekostet ha- ben! -- Luther sagt, wo ich nicht irre: wo reiche Leute sind, ist Theurung; wo Menschen Hülfe aufhört, da fängt Gottes Hülfe an! und gewis keinen hat Gott und die Natur ver- lassen! -- Wahrlich Freunde! es ist keine unrichtige Behauptung, daß der ehelose, der einsame Stand, nach der jezigen Eheweise
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Der Juͤngling, fieng Gotthard an, lehrt den Mann, der Mann den Greiß. Der Grund, die Folge, pflegteſt du zu ſagen, lie- ber Bruder! Du ſolſt Freude an mir erle- ben! — Gott ſegne dich, lieber Gotthard, ſagt ich.
er. Du wirſt dein Lebtag nicht Paſtor werden.
Nach einem kleinen Wortwechſel mit dem Poſtillon wegen der drey Hunde, brachte Jun- ker Gotthard es in einem Augenblick durch Geld und gute Worte dahin, daß der Poſtil- lon dieſen dreyen Argos ſelbſt ein Lager legte! und nun lies Junker Gotthard uͤber und uͤber blaſen! Reiſe gluͤcklich! —
Zum erſtenmal empfand ich die Gluͤckſe- ligkeit allein zu ſeyn! Daß Leute in gewiſſen Jahren zum Traualtar ſo ſchwer zu bringen ſind, kommt wahrlich! daher, weil ſie die Suͤßigkeiten des Einſiedlerſtandes gekoſtet ha- ben! — Luther ſagt, wo ich nicht irre: wo reiche Leute ſind, iſt Theurung; wo Menſchen Huͤlfe aufhoͤrt, da faͤngt Gottes Huͤlfe an! und gewis keinen hat Gott und die Natur ver- laſſen! — Wahrlich Freunde! es iſt keine unrichtige Behauptung, daß der eheloſe, der einſame Stand, nach der jezigen Eheweiſe
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Der Juͤngling, fieng Gotthard an, lehrt
den Mann, der Mann den Greiß. Der
Grund, die Folge, pflegteſt du zu ſagen, lie-
ber Bruder! Du ſolſt Freude an mir erle-
ben! — Gott ſegne dich, lieber Gotthard,
ſagt ich.
er. Du wirſt dein Lebtag nicht Paſtor
werden.
Nach einem kleinen Wortwechſel mit dem
Poſtillon wegen der drey Hunde, brachte Jun-
ker Gotthard es in einem Augenblick durch
Geld und gute Worte dahin, daß der Poſtil-
lon dieſen dreyen Argos ſelbſt ein Lager legte!
und nun lies Junker Gotthard uͤber und uͤber
blaſen! Reiſe gluͤcklich! —
Zum erſtenmal empfand ich die Gluͤckſe-
ligkeit allein zu ſeyn! Daß Leute in gewiſſen
Jahren zum Traualtar ſo ſchwer zu bringen
ſind, kommt wahrlich! daher, weil ſie die
Suͤßigkeiten des Einſiedlerſtandes gekoſtet ha-
ben! — Luther ſagt, wo ich nicht irre: wo
reiche Leute ſind, iſt Theurung; wo Menſchen
Huͤlfe aufhoͤrt, da faͤngt Gottes Huͤlfe an!
und gewis keinen hat Gott und die Natur ver-
laſſen! — Wahrlich Freunde! es iſt keine
unrichtige Behauptung, daß der eheloſe, der
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/345>, abgerufen am 23.11.2024.
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