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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Der Jüngling, fieng Gotthard an, lehrt
den Mann, der Mann den Greiß. Der
Grund, die Folge, pflegtest du zu sagen, lie-
ber Bruder! Du solst Freude an mir erle-
ben! -- Gott segne dich, lieber Gotthard,
sagt ich.

er. Du wirst dein Lebtag nicht Pastor
werden.

Nach einem kleinen Wortwechsel mit dem
Postillon wegen der drey Hunde, brachte Jun-
ker Gotthard es in einem Augenblick durch
Geld und gute Worte dahin, daß der Postil-
lon diesen dreyen Argos selbst ein Lager legte!
und nun lies Junker Gotthard über und über
blasen! Reise glücklich! --

Zum erstenmal empfand ich die Glückse-
ligkeit allein zu seyn! Daß Leute in gewissen
Jahren zum Traualtar so schwer zu bringen
sind, kommt wahrlich! daher, weil sie die
Süßigkeiten des Einsiedlerstandes gekostet ha-
ben! -- Luther sagt, wo ich nicht irre: wo
reiche Leute sind, ist Theurung; wo Menschen
Hülfe aufhört, da fängt Gottes Hülfe an!
und gewis keinen hat Gott und die Natur ver-
lassen! -- Wahrlich Freunde! es ist keine
unrichtige Behauptung, daß der ehelose, der
einsame Stand, nach der jezigen Eheweise

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Y 2

Der Juͤngling, fieng Gotthard an, lehrt
den Mann, der Mann den Greiß. Der
Grund, die Folge, pflegteſt du zu ſagen, lie-
ber Bruder! Du ſolſt Freude an mir erle-
ben! — Gott ſegne dich, lieber Gotthard,
ſagt ich.

er. Du wirſt dein Lebtag nicht Paſtor
werden.

Nach einem kleinen Wortwechſel mit dem
Poſtillon wegen der drey Hunde, brachte Jun-
ker Gotthard es in einem Augenblick durch
Geld und gute Worte dahin, daß der Poſtil-
lon dieſen dreyen Argos ſelbſt ein Lager legte!
und nun lies Junker Gotthard uͤber und uͤber
blaſen! Reiſe gluͤcklich!

Zum erſtenmal empfand ich die Gluͤckſe-
ligkeit allein zu ſeyn! Daß Leute in gewiſſen
Jahren zum Traualtar ſo ſchwer zu bringen
ſind, kommt wahrlich! daher, weil ſie die
Suͤßigkeiten des Einſiedlerſtandes gekoſtet ha-
ben! — Luther ſagt, wo ich nicht irre: wo
reiche Leute ſind, iſt Theurung; wo Menſchen
Huͤlfe aufhoͤrt, da faͤngt Gottes Huͤlfe an!
und gewis keinen hat Gott und die Natur ver-
laſſen! — Wahrlich Freunde! es iſt keine
unrichtige Behauptung, daß der eheloſe, der
einſame Stand, nach der jezigen Eheweiſe

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[339/0345] Der Juͤngling, fieng Gotthard an, lehrt den Mann, der Mann den Greiß. Der Grund, die Folge, pflegteſt du zu ſagen, lie- ber Bruder! Du ſolſt Freude an mir erle- ben! — Gott ſegne dich, lieber Gotthard, ſagt ich. er. Du wirſt dein Lebtag nicht Paſtor werden. Nach einem kleinen Wortwechſel mit dem Poſtillon wegen der drey Hunde, brachte Jun- ker Gotthard es in einem Augenblick durch Geld und gute Worte dahin, daß der Poſtil- lon dieſen dreyen Argos ſelbſt ein Lager legte! und nun lies Junker Gotthard uͤber und uͤber blaſen! Reiſe gluͤcklich! — Zum erſtenmal empfand ich die Gluͤckſe- ligkeit allein zu ſeyn! Daß Leute in gewiſſen Jahren zum Traualtar ſo ſchwer zu bringen ſind, kommt wahrlich! daher, weil ſie die Suͤßigkeiten des Einſiedlerſtandes gekoſtet ha- ben! — Luther ſagt, wo ich nicht irre: wo reiche Leute ſind, iſt Theurung; wo Menſchen Huͤlfe aufhoͤrt, da faͤngt Gottes Huͤlfe an! und gewis keinen hat Gott und die Natur ver- laſſen! — Wahrlich Freunde! es iſt keine unrichtige Behauptung, daß der eheloſe, der einſame Stand, nach der jezigen Eheweiſe unend- Y 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/345>, abgerufen am 23.11.2024.