Bruder! sagt' ich, man siehts dir nicht an. (Dies war seine Uniform, wie wir alle wissen.)
Ihr Gelehrten, habt alle kein Aug', er- wiedert' er.
Aber die Jagd, Bruder! verbot sie der Selige nicht?
Er selbst war Jäger; bin ich denn noch Student? --
An der Taube hast du den Erb und Ge- richtsherrn von -- gesehen, nicht wahr? in Lebensgröße! Sey immer eine Taube, lie- ber Gotthard! --
Der Zeitpunkt kam, den ihm die besorgte Mutter bezielt hatte, und nun schieden wir an einem regenigten Tage, nach Mittage, weil es eine weite Reise war, von einander.
Es ist in diesem Buche schon so oft Ab- schied genommen worden, und begnüge ich mich also zu bemerken, daß der unsrige kurz und gut war, wie vieles in diesem Buch ist. Gienge ich zu Fuß; würd' ich behaupten, ich gienge mit einem Springstock -- Gottfried hatte etwas schriftliches aufgesetzt, das er mir mit einer Art behändigte, die nicht zu be- schreiben ist. --
Der
Bruder! ſagt’ ich, man ſiehts dir nicht an. (Dies war ſeine Uniform, wie wir alle wiſſen.)
Ihr Gelehrten, habt alle kein Aug’, er- wiedert’ er.
Aber die Jagd, Bruder! verbot ſie der Selige nicht?
Er ſelbſt war Jaͤger; bin ich denn noch Student? —
An der Taube haſt du den Erb und Ge- richtsherrn von — geſehen, nicht wahr? in Lebensgroͤße! Sey immer eine Taube, lie- ber Gotthard! —
Der Zeitpunkt kam, den ihm die beſorgte Mutter bezielt hatte, und nun ſchieden wir an einem regenigten Tage, nach Mittage, weil es eine weite Reiſe war, von einander.
Es iſt in dieſem Buche ſchon ſo oft Ab- ſchied genommen worden, und begnuͤge ich mich alſo zu bemerken, daß der unſrige kurz und gut war, wie vieles in dieſem Buch iſt. Gienge ich zu Fuß; wuͤrd’ ich behaupten, ich gienge mit einem Springſtock — Gottfried hatte etwas ſchriftliches aufgeſetzt, das er mir mit einer Art behaͤndigte, die nicht zu be- ſchreiben iſt. —
Der
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Bruder! ſagt’ ich, man ſiehts dir nicht
an. (Dies war ſeine Uniform, wie wir alle
wiſſen.)
Ihr Gelehrten, habt alle kein Aug’, er-
wiedert’ er.
Aber die Jagd, Bruder! verbot ſie der
Selige nicht?
Er ſelbſt war Jaͤger; bin ich denn noch
Student? —
An der Taube haſt du den Erb und Ge-
richtsherrn von — geſehen, nicht wahr? in
Lebensgroͤße! Sey immer eine Taube, lie-
ber Gotthard! —
Der Zeitpunkt kam, den ihm die beſorgte
Mutter bezielt hatte, und nun ſchieden wir
an einem regenigten Tage, nach Mittage,
weil es eine weite Reiſe war, von einander.
Es iſt in dieſem Buche ſchon ſo oft Ab-
ſchied genommen worden, und begnuͤge ich
mich alſo zu bemerken, daß der unſrige kurz
und gut war, wie vieles in dieſem Buch iſt.
Gienge ich zu Fuß; wuͤrd’ ich behaupten, ich
gienge mit einem Springſtock — Gottfried
hatte etwas ſchriftliches aufgeſetzt, das er
mir mit einer Art behaͤndigte, die nicht zu be-
ſchreiben iſt. —
Der
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/344>, abgerufen am 27.11.2024.
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