er. Mein Vater pflegte zu sagen, der Mo- narchist reitet, der Aristokratist fährt, der Demokratist geht zu Fuß, wie jeder kluge Mann.
ich. Der Despot läßt sich in der Sänfte tragen.
er. Der Monarch liebt die Jagd.
ich. August der schöne, König von Pohlen, liebte die Jagd rasend, und der Original- König Friedrich liebt er sie? -- -- --
Schon hab ich bemerkt, daß die Frau v. G -- ihrem Sohne die Trauer sehr pünktlich vorgezeichnet. Herr v. W -- hätte nicht ge- nauer seyn können, wenn von ihm ein Trauer- gutachten auf Ehr und Reputation wäre ab- gefordert worden. Wer aller dieser Trauer- gesetzgebung ungeachtet, nicht trauerte, war Junker Gotthard! --
Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen, sagt' er; dem Vater mehr, als der Mutter.
Herr v. G --, der Selige, declamirte, nach der Relation des Junkers Gotthard, unaufhörlich wider allen Trauer. Jedes, sagte dieser Naturmann, hat seine Tracht. Die Erde grün, die Sonne Gold! Grün und Gold ist Erd und Sonne!
Bru-
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er. Mein Vater pflegte zu ſagen, der Mo- narchiſt reitet, der Ariſtokratiſt faͤhrt, der Demokratiſt geht zu Fuß, wie jeder kluge Mann.
ich. Der Deſpot laͤßt ſich in der Saͤnfte tragen.
er. Der Monarch liebt die Jagd.
ich. Auguſt der ſchoͤne, Koͤnig von Pohlen, liebte die Jagd raſend, und der Original- Koͤnig Friedrich liebt er ſie? — — —
Schon hab ich bemerkt, daß die Frau v. G — ihrem Sohne die Trauer ſehr puͤnktlich vorgezeichnet. Herr v. W — haͤtte nicht ge- nauer ſeyn koͤnnen, wenn von ihm ein Trauer- gutachten auf Ehr und Reputation waͤre ab- gefordert worden. Wer aller dieſer Trauer- geſetzgebung ungeachtet, nicht trauerte, war Junker Gotthard! —
Man muß Gott mehr gehorchen, als den Menſchen, ſagt’ er; dem Vater mehr, als der Mutter.
Herr v. G —, der Selige, declamirte, nach der Relation des Junkers Gotthard, unaufhoͤrlich wider allen Trauer. Jedes, ſagte dieſer Naturmann, hat ſeine Tracht. Die Erde gruͤn, die Sonne Gold! Gruͤn und Gold iſt Erd und Sonne!
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er. Mein Vater pflegte zu ſagen, der Mo-
narchiſt reitet, der Ariſtokratiſt faͤhrt, der
Demokratiſt geht zu Fuß, wie jeder kluge
Mann.
ich. Der Deſpot laͤßt ſich in der Saͤnfte
tragen.
er. Der Monarch liebt die Jagd.
ich. Auguſt der ſchoͤne, Koͤnig von Pohlen,
liebte die Jagd raſend, und der Original-
Koͤnig Friedrich liebt er ſie? — — —
Schon hab ich bemerkt, daß die Frau v.
G — ihrem Sohne die Trauer ſehr puͤnktlich
vorgezeichnet. Herr v. W — haͤtte nicht ge-
nauer ſeyn koͤnnen, wenn von ihm ein Trauer-
gutachten auf Ehr und Reputation waͤre ab-
gefordert worden. Wer aller dieſer Trauer-
geſetzgebung ungeachtet, nicht trauerte, war
Junker Gotthard! —
Man muß Gott mehr gehorchen, als den
Menſchen, ſagt’ er; dem Vater mehr, als der
Mutter.
Herr v. G —, der Selige, declamirte,
nach der Relation des Junkers Gotthard,
unaufhoͤrlich wider allen Trauer. Jedes,
ſagte dieſer Naturmann, hat ſeine Tracht.
Die Erde gruͤn, die Sonne Gold! Gruͤn und
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/343>, abgerufen am 23.11.2024.
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