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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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mer kein Herz hatte; und weil überhaupt es
nicht viel Menschen giebt, deren Bild man
tragen kann.

Jeder Mensch ist Original, sagt Pope,
und wie oft ist das uneigentümliche nichts
weiter, als Rost, der sich an eigenes Talent
anklammert.

Das erste Wort war Rußen! das zweyte
Krieg, und das dritte Türken! So viel
Worte, so viel Gewichte. Die Türken gaben
den Ausschlag.

Mein Vater konnte zwar als ein christli-
cher Geistlicher nicht wie Aristander in dem
Alexanderspiel dienen; allein wider die Tür-
ken wär er mit Freuden als Feldprobst ge-
gangen.

Ich fürchte, er hätte seine Bibel sehr bald
mit dem Degen verwechselt. Er hatte nach
seiner angestammten Milde keinen Feind in
der Welt, als die Türken. Auch diese waren
Feinde der Einbildung. Wär es auf Liebes-
dienste angekommen, er hätte nicht ermangelt.
Selbst zog er keine erbauliche Kirchenglo-
cke
wider sie. Meine Mutter besaß eine Pre-
digt mit dieser Aufschrift, die mein Vater
in seinem Bücherheer litte -- Das will schon
viel sagen, was that er denn Curland und

Sem-

mer kein Herz hatte; und weil uͤberhaupt es
nicht viel Menſchen giebt, deren Bild man
tragen kann.

Jeder Menſch iſt Original, ſagt Pope,
und wie oft iſt das uneigentuͤmliche nichts
weiter, als Roſt, der ſich an eigenes Talent
anklammert.

Das erſte Wort war Rußen! das zweyte
Krieg, und das dritte Tuͤrken! So viel
Worte, ſo viel Gewichte. Die Tuͤrken gaben
den Ausſchlag.

Mein Vater konnte zwar als ein chriſtli-
cher Geiſtlicher nicht wie Ariſtander in dem
Alexanderſpiel dienen; allein wider die Tuͤr-
ken waͤr er mit Freuden als Feldprobſt ge-
gangen.

Ich fuͤrchte, er haͤtte ſeine Bibel ſehr bald
mit dem Degen verwechſelt. Er hatte nach
ſeiner angeſtammten Milde keinen Feind in
der Welt, als die Tuͤrken. Auch dieſe waren
Feinde der Einbildung. Waͤr es auf Liebes-
dienſte angekommen, er haͤtte nicht ermangelt.
Selbſt zog er keine erbauliche Kirchenglo-
cke
wider ſie. Meine Mutter beſaß eine Pre-
digt mit dieſer Aufſchrift, die mein Vater
in ſeinem Buͤcherheer litte — Das will ſchon
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[328/0334] mer kein Herz hatte; und weil uͤberhaupt es nicht viel Menſchen giebt, deren Bild man tragen kann. Jeder Menſch iſt Original, ſagt Pope, und wie oft iſt das uneigentuͤmliche nichts weiter, als Roſt, der ſich an eigenes Talent anklammert. Das erſte Wort war Rußen! das zweyte Krieg, und das dritte Tuͤrken! So viel Worte, ſo viel Gewichte. Die Tuͤrken gaben den Ausſchlag. Mein Vater konnte zwar als ein chriſtli- cher Geiſtlicher nicht wie Ariſtander in dem Alexanderſpiel dienen; allein wider die Tuͤr- ken waͤr er mit Freuden als Feldprobſt ge- gangen. Ich fuͤrchte, er haͤtte ſeine Bibel ſehr bald mit dem Degen verwechſelt. Er hatte nach ſeiner angeſtammten Milde keinen Feind in der Welt, als die Tuͤrken. Auch dieſe waren Feinde der Einbildung. Waͤr es auf Liebes- dienſte angekommen, er haͤtte nicht ermangelt. Selbſt zog er keine erbauliche Kirchenglo- cke wider ſie. Meine Mutter beſaß eine Pre- digt mit dieſer Aufſchrift, die mein Vater in ſeinem Buͤcherheer litte — Das will ſchon viel ſagen, was that er denn Curland und Sem-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/334>, abgerufen am 24.11.2024.