Abschied als Alexander erfochten. Fußsolda- ten sind die Richter, die das Urtel ausspre- chen; die Reuter vollstrecken es nur.
Daß doch der gütige Himmel dies Kränz- chen beym königlichen Rath in Frieden erhal- ten wolle! Nach meinem letzten Briefe aus Königsberg lebt er noch, der Präsident dessel- ben, dieser Mann mit einer ofnen, weit ofnen Stirn, schwarzem Haar und einem Aug, in dem man ihn im Kleinen, allein doch ganz sahe, dieser Mann, der in den Mond und auf ein Grab sehen und weinen konnte --
Es gehört, sagte der königliche Rath, Mi- nister und General zum Kriege, einer der das Pulver erfindet, und ein andrer der es braucht; und dies kam dem Professor wie ge- rufen: Was will denn der Soldatenstand, fieng er an? Erfand nicht ein Geistlicher das Pulver? Und hat nicht Daniel einen Trak- tat von der Cavallerie geschrieben? Der Of- ficier hätte, das sah man ihm an, den guten Mann nicht ohne ein Wer da? gehen lassen; wenn nicht Daniel eben von der Cavallerie geschrieben. Das bracht ihn durch --
Ueber die fremden Worte beym Exercieren, war der Officier am verlegensten. Die Her- ren, sagte der Professor, sind alle deutsche
Briefe
Abſchied als Alexander erfochten. Fußſolda- ten ſind die Richter, die das Urtel ausſpre- chen; die Reuter vollſtrecken es nur.
Daß doch der guͤtige Himmel dies Kraͤnz- chen beym koͤniglichen Rath in Frieden erhal- ten wolle! Nach meinem letzten Briefe aus Koͤnigsberg lebt er noch, der Praͤſident deſſel- ben, dieſer Mann mit einer ofnen, weit ofnen Stirn, ſchwarzem Haar und einem Aug, in dem man ihn im Kleinen, allein doch ganz ſahe, dieſer Mann, der in den Mond und auf ein Grab ſehen und weinen konnte —
Es gehoͤrt, ſagte der koͤnigliche Rath, Mi- niſter und General zum Kriege, einer der das Pulver erfindet, und ein andrer der es braucht; und dies kam dem Profeſſor wie ge- rufen: Was will denn der Soldatenſtand, fieng er an? Erfand nicht ein Geiſtlicher das Pulver? Und hat nicht Daniel einen Trak- tat von der Cavallerie geſchrieben? Der Of- ficier haͤtte, das ſah man ihm an, den guten Mann nicht ohne ein Wer da? gehen laſſen; wenn nicht Daniel eben von der Cavallerie geſchrieben. Das bracht ihn durch —
Ueber die fremden Worte beym Exercieren, war der Officier am verlegenſten. Die Her- ren, ſagte der Profeſſor, ſind alle deutſche
Briefe
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Abſchied als Alexander erfochten. Fußſolda-
ten ſind die Richter, die das Urtel ausſpre-
chen; die Reuter vollſtrecken es nur.
Daß doch der guͤtige Himmel dies Kraͤnz-
chen beym koͤniglichen Rath in Frieden erhal-
ten wolle! Nach meinem letzten Briefe aus
Koͤnigsberg lebt er noch, der Praͤſident deſſel-
ben, dieſer Mann mit einer ofnen, weit ofnen
Stirn, ſchwarzem Haar und einem Aug, in
dem man ihn im Kleinen, allein doch ganz
ſahe, dieſer Mann, der in den Mond und auf
ein Grab ſehen und weinen konnte —
Es gehoͤrt, ſagte der koͤnigliche Rath, Mi-
niſter und General zum Kriege, einer der das
Pulver erfindet, und ein andrer der es
braucht; und dies kam dem Profeſſor wie ge-
rufen: Was will denn der Soldatenſtand,
fieng er an? Erfand nicht ein Geiſtlicher das
Pulver? Und hat nicht Daniel einen Trak-
tat von der Cavallerie geſchrieben? Der Of-
ficier haͤtte, das ſah man ihm an, den guten
Mann nicht ohne ein Wer da? gehen laſſen;
wenn nicht Daniel eben von der Cavallerie
geſchrieben. Das bracht ihn durch —
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/326>, abgerufen am 25.11.2024.
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