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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Noch nicht. Gott schuf Weiber und
Männer; allein viele Männer sind Weiber,
und viele Weiber, Männer. Es giebt Leute,
die den Baum fein höflich wegbiegen, und
Leute, die ihm gerad entgegen trotzen. Leute,
die bitten, und die fordern.

Fordern, Freund! Was haben wir denn
Welt auf Welt abzufordern?

Die ganze Welt!

Oder nichts, als uns selbst. Ein jeder
hat den Ort, wo er steht, den Platz, wo er
seine Rieben pflanzt.

Und wer ihm das nimmt?

Ist sein Feind!

Also Krieg und Soldat!

Für den die steinerne Tafel sub B. die von
der Liebe des Nächsten handelt, ihn schützt:
Was du nicht willst, daß dir andere thun,
thue andern auch nicht.

Und wenn trotz der steinernen Tafel sub
B.
doch ein solcher Thäter wäre?

Dann alles wider ihn, bellum omnium
contra vnum, solum, totum.

So wäre das menschliche Geschlecht eine
Familie, wo der liebe Gott Hausvater wäre.
Staaten sind unserer Herzenshärtigkeit we-
gen, und Soldaten? --

Träu-

Noch nicht. Gott ſchuf Weiber und
Maͤnner; allein viele Maͤnner ſind Weiber,
und viele Weiber, Maͤnner. Es giebt Leute,
die den Baum fein hoͤflich wegbiegen, und
Leute, die ihm gerad entgegen trotzen. Leute,
die bitten, und die fordern.

Fordern, Freund! Was haben wir denn
Welt auf Welt abzufordern?

Die ganze Welt!

Oder nichts, als uns ſelbſt. Ein jeder
hat den Ort, wo er ſteht, den Platz, wo er
ſeine Rieben pflanzt.

Und wer ihm das nimmt?

Iſt ſein Feind!

Alſo Krieg und Soldat!

Fuͤr den die ſteinerne Tafel ſub B. die von
der Liebe des Naͤchſten handelt, ihn ſchuͤtzt:
Was du nicht willſt, daß dir andere thun,
thue andern auch nicht.

Und wenn trotz der ſteinernen Tafel ſub
B.
doch ein ſolcher Thaͤter waͤre?

Dann alles wider ihn, bellum omnium
contra vnum, ſolum, totum.

So waͤre das menſchliche Geſchlecht eine
Familie, wo der liebe Gott Hausvater waͤre.
Staaten ſind unſerer Herzenshaͤrtigkeit we-
gen, und Soldaten? —

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[315/0321] Noch nicht. Gott ſchuf Weiber und Maͤnner; allein viele Maͤnner ſind Weiber, und viele Weiber, Maͤnner. Es giebt Leute, die den Baum fein hoͤflich wegbiegen, und Leute, die ihm gerad entgegen trotzen. Leute, die bitten, und die fordern. Fordern, Freund! Was haben wir denn Welt auf Welt abzufordern? Die ganze Welt! Oder nichts, als uns ſelbſt. Ein jeder hat den Ort, wo er ſteht, den Platz, wo er ſeine Rieben pflanzt. Und wer ihm das nimmt? Iſt ſein Feind! Alſo Krieg und Soldat! Fuͤr den die ſteinerne Tafel ſub B. die von der Liebe des Naͤchſten handelt, ihn ſchuͤtzt: Was du nicht willſt, daß dir andere thun, thue andern auch nicht. Und wenn trotz der ſteinernen Tafel ſub B. doch ein ſolcher Thaͤter waͤre? Dann alles wider ihn, bellum omnium contra vnum, ſolum, totum. So waͤre das menſchliche Geſchlecht eine Familie, wo der liebe Gott Hausvater waͤre. Staaten ſind unſerer Herzenshaͤrtigkeit we- gen, und Soldaten? — Traͤu-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/321>, abgerufen am 25.11.2024.