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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Ein Haus, pflegte mein Vater zu sagen,
das lange Niemand bewohnt hat, verliert ein
gewisses Leben! -- Was nur bewohnt ist, lebt,
oder ist belebt. Es ist ihm ein Leben einge-
haucht. -- So gehts mit den Wissenschaften,
sagte Herr von G --, da ich bey einer Gelegen-
heit die väterliche Bemerkung mittheilte. Ich
freue mich, daß ich auf ihn komme, um noch
anführen zu können, daß ich auch in Göttin-
gen
in seine Seele studirte. Unser Wirth
hatte keinen Taubenschlag, am wenigsten ein
geschmackreich gebautes Hünerhäuschen, kei-
nen Garten; und wie konnte sich Herr v. G --
anders helfen, als daß er sich drey Hunde zu-
legte, die er Argos hieß? Sie hatten andere
Namen; er aber firmelte sie. Ich will nichts
vom christlichen Namen Satan sagen, fieng
er an, wie kann aber ein Hund Packan heis-
sen, wenn man in Königsberg vom Großva-
ter examinirt ist? Homer! ich kann dich anre-
den, denn du lebst, du bist unsterblich! --
Wie ists möglich, dir ein beßres Opfer, selbst
in christlichen Zeiten, zu bringen? Die dir an-
grenzende Nachwelt schlug sich deines Ge-
burtsorts halber; ein curscher Edelmann
nennt seine Hunde Argos! Wer es empfinden
kann, wie schön es sey, daß ein Buch aufs Le-

ben

Ein Haus, pflegte mein Vater zu ſagen,
das lange Niemand bewohnt hat, verliert ein
gewiſſes Leben! — Was nur bewohnt iſt, lebt,
oder iſt belebt. Es iſt ihm ein Leben einge-
haucht. — So gehts mit den Wiſſenſchaften,
ſagte Herr von G —, da ich bey einer Gelegen-
heit die vaͤterliche Bemerkung mittheilte. Ich
freue mich, daß ich auf ihn komme, um noch
anfuͤhren zu koͤnnen, daß ich auch in Goͤttin-
gen
in ſeine Seele ſtudirte. Unſer Wirth
hatte keinen Taubenſchlag, am wenigſten ein
geſchmackreich gebautes Huͤnerhaͤuschen, kei-
nen Garten; und wie konnte ſich Herr v. G —
anders helfen, als daß er ſich drey Hunde zu-
legte, die er Argos hieß? Sie hatten andere
Namen; er aber firmelte ſie. Ich will nichts
vom chriſtlichen Namen Satan ſagen, fieng
er an, wie kann aber ein Hund Packan heiſ-
ſen, wenn man in Koͤnigsberg vom Großva-
ter examinirt iſt? Homer! ich kann dich anre-
den, denn du lebſt, du biſt unſterblich! —
Wie iſts moͤglich, dir ein beßres Opfer, ſelbſt
in chriſtlichen Zeiten, zu bringen? Die dir an-
grenzende Nachwelt ſchlug ſich deines Ge-
burtsorts halber; ein curſcher Edelmann
nennt ſeine Hunde Argos! Wer es empfinden
kann, wie ſchoͤn es ſey, daß ein Buch aufs Le-

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[26/0032] Ein Haus, pflegte mein Vater zu ſagen, das lange Niemand bewohnt hat, verliert ein gewiſſes Leben! — Was nur bewohnt iſt, lebt, oder iſt belebt. Es iſt ihm ein Leben einge- haucht. — So gehts mit den Wiſſenſchaften, ſagte Herr von G —, da ich bey einer Gelegen- heit die vaͤterliche Bemerkung mittheilte. Ich freue mich, daß ich auf ihn komme, um noch anfuͤhren zu koͤnnen, daß ich auch in Goͤttin- gen in ſeine Seele ſtudirte. Unſer Wirth hatte keinen Taubenſchlag, am wenigſten ein geſchmackreich gebautes Huͤnerhaͤuschen, kei- nen Garten; und wie konnte ſich Herr v. G — anders helfen, als daß er ſich drey Hunde zu- legte, die er Argos hieß? Sie hatten andere Namen; er aber firmelte ſie. Ich will nichts vom chriſtlichen Namen Satan ſagen, fieng er an, wie kann aber ein Hund Packan heiſ- ſen, wenn man in Koͤnigsberg vom Großva- ter examinirt iſt? Homer! ich kann dich anre- den, denn du lebſt, du biſt unſterblich! — Wie iſts moͤglich, dir ein beßres Opfer, ſelbſt in chriſtlichen Zeiten, zu bringen? Die dir an- grenzende Nachwelt ſchlug ſich deines Ge- burtsorts halber; ein curſcher Edelmann nennt ſeine Hunde Argos! Wer es empfinden kann, wie ſchoͤn es ſey, daß ein Buch aufs Le- ben

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/32>, abgerufen am 24.11.2024.