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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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denken können, viel Mühe gemacht; aber ich
that es mit Freuden, um Ew. Wohlehrwür-
den diese Freude zu machen. Weiß nicht, ob
Ew. Wohlehrwürden diesen Haas, diesen
Caspar Holwein und die in Gott andäch-
tige Jungfer
kennen? Solte mir herzlich
lieb seyn, wenn es wäre! Der Name Haas
ist freylich etwas anstössig; wer kann aber
für den Namen. Die Kupferstiche sind sau-
ber. Wo ich ein andächtiges Weibsbild auf
Knieen fand, dacht ich, Lieschen wär es auf
ihrem Herzensknie. Das Büchelchen war
mit Silber beschlagen. Können sich Ew.
Wohlehrwürden von dieser in Gott andächti-
gen Jungfer mit ihrem Morgens und Abends
zu Gott erhabenen Händen an Sonn- und
Festtagen vorstellen, daß sie vor vierzehn Ta-
gen ein Söhnchen taufen laßen! Da wär
ich angekommen, wenn ich es mit ihr zu Ende
gebracht! Ich habe gar viel Spott darüber
von Freund und Feind erlitten, weil man
nichts anders glauben wolte, als daß ich
Hähnchen im Korbe gewesen! -- Der Thä-
ter soll ein liederlicher Bursch seyn, der durchs
Gebetbuch gewiß nicht angelockt worden.
Hab ich doch um das Mädel geweint, wie
ihr kleines Kind. Da war sie in Angst und

Noth
T

denken koͤnnen, viel Muͤhe gemacht; aber ich
that es mit Freuden, um Ew. Wohlehrwuͤr-
den dieſe Freude zu machen. Weiß nicht, ob
Ew. Wohlehrwuͤrden dieſen Haas, dieſen
Caſpar Holwein und die in Gott andaͤch-
tige Jungfer
kennen? Solte mir herzlich
lieb ſeyn, wenn es waͤre! Der Name Haas
iſt freylich etwas anſtoͤſſig; wer kann aber
fuͤr den Namen. Die Kupferſtiche ſind ſau-
ber. Wo ich ein andaͤchtiges Weibsbild auf
Knieen fand, dacht ich, Lieschen waͤr es auf
ihrem Herzensknie. Das Buͤchelchen war
mit Silber beſchlagen. Koͤnnen ſich Ew.
Wohlehrwuͤrden von dieſer in Gott andaͤchti-
gen Jungfer mit ihrem Morgens und Abends
zu Gott erhabenen Haͤnden an Sonn- und
Feſttagen vorſtellen, daß ſie vor vierzehn Ta-
gen ein Soͤhnchen taufen laßen! Da waͤr
ich angekommen, wenn ich es mit ihr zu Ende
gebracht! Ich habe gar viel Spott daruͤber
von Freund und Feind erlitten, weil man
nichts anders glauben wolte, als daß ich
Haͤhnchen im Korbe geweſen! — Der Thaͤ-
ter ſoll ein liederlicher Burſch ſeyn, der durchs
Gebetbuch gewiß nicht angelockt worden.
Hab ich doch um das Maͤdel geweint, wie
ihr kleines Kind. Da war ſie in Angſt und

Noth
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[289/0295] denken koͤnnen, viel Muͤhe gemacht; aber ich that es mit Freuden, um Ew. Wohlehrwuͤr- den dieſe Freude zu machen. Weiß nicht, ob Ew. Wohlehrwuͤrden dieſen Haas, dieſen Caſpar Holwein und die in Gott andaͤch- tige Jungfer kennen? Solte mir herzlich lieb ſeyn, wenn es waͤre! Der Name Haas iſt freylich etwas anſtoͤſſig; wer kann aber fuͤr den Namen. Die Kupferſtiche ſind ſau- ber. Wo ich ein andaͤchtiges Weibsbild auf Knieen fand, dacht ich, Lieschen waͤr es auf ihrem Herzensknie. Das Buͤchelchen war mit Silber beſchlagen. Koͤnnen ſich Ew. Wohlehrwuͤrden von dieſer in Gott andaͤchti- gen Jungfer mit ihrem Morgens und Abends zu Gott erhabenen Haͤnden an Sonn- und Feſttagen vorſtellen, daß ſie vor vierzehn Ta- gen ein Soͤhnchen taufen laßen! Da waͤr ich angekommen, wenn ich es mit ihr zu Ende gebracht! Ich habe gar viel Spott daruͤber von Freund und Feind erlitten, weil man nichts anders glauben wolte, als daß ich Haͤhnchen im Korbe geweſen! — Der Thaͤ- ter ſoll ein liederlicher Burſch ſeyn, der durchs Gebetbuch gewiß nicht angelockt worden. Hab ich doch um das Maͤdel geweint, wie ihr kleines Kind. Da war ſie in Angſt und Noth T

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/295>, abgerufen am 25.11.2024.