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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Herr v. G -- stieg im Pastorat ab, und
wäre bey einem Haar, meiner gastfreyen
Mutter wegen der Mittagsmahlzeit zuvor
gekommen. Sie bat eine Minute zuvor, als
er sagen wollte, diesen Mittag bin ich ihr Gast,
wenn sie so wollen! -- Er gieng zur Kirche.
Meine Mutter orderte das Mahl an, und um
Maria und Martha in Einer Person zu seyn,
gieng sie etwas spät in die Kirche, und um
der Gemeine kein Aergernis zu geben, wie der
Zöllner, unterm Glockenthurm! --

Sie kam im letzten Wir, das sie nicht
umhin konnte laut mitzusingen, so daß wenn
sie sich nicht besonnen hätte, wie sie unterm
Glockenthurm wäre, sie eben so gut, als durch
die Thür verrathen werden können, da sie mei-
nes Vaters Vaterland erschleichen wollte.

Von diesem Wir lebte Herr v. G -- nur
noch wenige Reihen; denn bey den Worten:
nach diesem Elend! schrie er auf, sank zur
Erde, und ward todt aus dem Kirchenstuhl
getragen. Er fiel vorwärts. Mein Vater
sah den Herrn v. G -- in die Kirche kommen,
und wie er aus der Kirche getragen ward.
Sein Text war: Römer im achten Capitel,
der fünf und dreyßigste Ver Wer will

uns

Herr v. G — ſtieg im Paſtorat ab, und
waͤre bey einem Haar, meiner gaſtfreyen
Mutter wegen der Mittagsmahlzeit zuvor
gekommen. Sie bat eine Minute zuvor, als
er ſagen wollte, dieſen Mittag bin ich ihr Gaſt,
wenn ſie ſo wollen! — Er gieng zur Kirche.
Meine Mutter orderte das Mahl an, und um
Maria und Martha in Einer Perſon zu ſeyn,
gieng ſie etwas ſpaͤt in die Kirche, und um
der Gemeine kein Aergernis zu geben, wie der
Zoͤllner, unterm Glockenthurm! —

Sie kam im letzten Wir, das ſie nicht
umhin konnte laut mitzuſingen, ſo daß wenn
ſie ſich nicht beſonnen haͤtte, wie ſie unterm
Glockenthurm waͤre, ſie eben ſo gut, als durch
die Thuͤr verrathen werden koͤnnen, da ſie mei-
nes Vaters Vaterland erſchleichen wollte.

Von dieſem Wir lebte Herr v. G — nur
noch wenige Reihen; denn bey den Worten:
nach dieſem Elend! ſchrie er auf, ſank zur
Erde, und ward todt aus dem Kirchenſtuhl
getragen. Er fiel vorwaͤrts. Mein Vater
ſah den Herrn v. G — in die Kirche kommen,
und wie er aus der Kirche getragen ward.
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[269/0275] Herr v. G — ſtieg im Paſtorat ab, und waͤre bey einem Haar, meiner gaſtfreyen Mutter wegen der Mittagsmahlzeit zuvor gekommen. Sie bat eine Minute zuvor, als er ſagen wollte, dieſen Mittag bin ich ihr Gaſt, wenn ſie ſo wollen! — Er gieng zur Kirche. Meine Mutter orderte das Mahl an, und um Maria und Martha in Einer Perſon zu ſeyn, gieng ſie etwas ſpaͤt in die Kirche, und um der Gemeine kein Aergernis zu geben, wie der Zoͤllner, unterm Glockenthurm! — Sie kam im letzten Wir, das ſie nicht umhin konnte laut mitzuſingen, ſo daß wenn ſie ſich nicht beſonnen haͤtte, wie ſie unterm Glockenthurm waͤre, ſie eben ſo gut, als durch die Thuͤr verrathen werden koͤnnen, da ſie mei- nes Vaters Vaterland erſchleichen wollte. Von dieſem Wir lebte Herr v. G — nur noch wenige Reihen; denn bey den Worten: nach dieſem Elend! ſchrie er auf, ſank zur Erde, und ward todt aus dem Kirchenſtuhl getragen. Er fiel vorwaͤrts. Mein Vater ſah den Herrn v. G — in die Kirche kommen, und wie er aus der Kirche getragen ward. Sein Text war: Roͤmer im achten Capitel, der fuͤnf und dreyßigſte Ver Wer will uns

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/275>, abgerufen am 27.11.2024.