Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Da sind wir wieder zusammen, wie Mann
und Weib! --

Nur noch lange nicht Eine Seele! Frey-
lich besaß Sokrates etwas, das die Weisen
seiner Zeit nicht hatten, was man einen Dä-
mon, einen sokratischen Schutzengel nannte,
und was nichts weiter als ein philosophisches
Genie war. Genie und Dämon ist nicht viel
auseinander --

Pastor! den Rabbat laß ich mir nicht ge-
fallen; kann denn nicht würklich eine un-
sichtbare Gestalt -- Wußte denn nicht So-
krates Zukünftigkeiten?

Wie Sie und ich --


Zu Christo kam Nicodemus des Nachts;
zu Sokrates der Euclides.

Aber Nicodemus, ein ehrbarer Raths-
herr, maskirte sich nicht in Weibertracht --

Wie Sokrates starb! --

ist die Frage.

Gros! Pastor!

kann seyn --

Stehen Sie etwa des Hahns wegen an?
Kommt denn nicht auch ein Hahn in der
Paßionsgeschichte vor?

Da

Da ſind wir wieder zuſammen, wie Mann
und Weib! —

Nur noch lange nicht Eine Seele! Frey-
lich beſaß Sokrates etwas, das die Weiſen
ſeiner Zeit nicht hatten, was man einen Daͤ-
mon, einen ſokratiſchen Schutzengel nannte,
und was nichts weiter als ein philoſophiſches
Genie war. Genie und Daͤmon iſt nicht viel
auseinander —

Paſtor! den Rabbat laß ich mir nicht ge-
fallen; kann denn nicht wuͤrklich eine un-
ſichtbare Geſtalt — Wußte denn nicht So-
krates Zukuͤnftigkeiten?

Wie Sie und ich —


Zu Chriſto kam Nicodemus des Nachts;
zu Sokrates der Euclides.

Aber Nicodemus, ein ehrbarer Raths-
herr, maskirte ſich nicht in Weibertracht —

Wie Sokrates ſtarb! —

iſt die Frage.

Gros! Paſtor!

kann ſeyn —

Stehen Sie etwa des Hahns wegen an?
Kommt denn nicht auch ein Hahn in der
Paßionsgeſchichte vor?

Da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0264" n="258"/>
Da &#x017F;ind wir wieder zu&#x017F;ammen, wie Mann<lb/>
und Weib! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Nur noch lange nicht Eine Seele! Frey-<lb/>
lich be&#x017F;aß Sokrates etwas, das die Wei&#x017F;en<lb/>
&#x017F;einer Zeit nicht hatten, was man einen Da&#x0364;-<lb/>
mon, einen &#x017F;okrati&#x017F;chen Schutzengel nannte,<lb/>
und was nichts weiter als ein philo&#x017F;ophi&#x017F;ches<lb/>
Genie war. Genie und Da&#x0364;mon i&#x017F;t nicht viel<lb/>
auseinander &#x2014;</p><lb/>
        <p>Pa&#x017F;tor! den Rabbat laß ich mir nicht ge-<lb/>
fallen; kann denn nicht wu&#x0364;rklich eine un-<lb/>
&#x017F;ichtbare Ge&#x017F;talt &#x2014; Wußte denn nicht So-<lb/>
krates Zuku&#x0364;nftigkeiten?</p><lb/>
        <p>Wie Sie und ich &#x2014;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Zu Chri&#x017F;to kam Nicodemus des Nachts;<lb/>
zu Sokrates der Euclides.</p><lb/>
        <p>Aber Nicodemus, ein ehrbarer Raths-<lb/>
herr, maskirte &#x017F;ich nicht in Weibertracht &#x2014;</p><lb/>
        <p>Wie Sokrates &#x017F;tarb! &#x2014;</p><lb/>
        <p>i&#x017F;t die Frage.</p><lb/>
        <p>Gros! Pa&#x017F;tor!</p><lb/>
        <p>kann &#x017F;eyn &#x2014;</p><lb/>
        <p>Stehen Sie etwa des Hahns wegen an?<lb/>
Kommt denn nicht auch ein Hahn in der<lb/>
Paßionsge&#x017F;chichte vor?</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0264] Da ſind wir wieder zuſammen, wie Mann und Weib! — Nur noch lange nicht Eine Seele! Frey- lich beſaß Sokrates etwas, das die Weiſen ſeiner Zeit nicht hatten, was man einen Daͤ- mon, einen ſokratiſchen Schutzengel nannte, und was nichts weiter als ein philoſophiſches Genie war. Genie und Daͤmon iſt nicht viel auseinander — Paſtor! den Rabbat laß ich mir nicht ge- fallen; kann denn nicht wuͤrklich eine un- ſichtbare Geſtalt — Wußte denn nicht So- krates Zukuͤnftigkeiten? Wie Sie und ich — Zu Chriſto kam Nicodemus des Nachts; zu Sokrates der Euclides. Aber Nicodemus, ein ehrbarer Raths- herr, maskirte ſich nicht in Weibertracht — Wie Sokrates ſtarb! — iſt die Frage. Gros! Paſtor! kann ſeyn — Stehen Sie etwa des Hahns wegen an? Kommt denn nicht auch ein Hahn in der Paßionsgeſchichte vor? Da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/264
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/264>, abgerufen am 28.11.2024.