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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Gewissen seine Stimme nicht entzieht; so bin
ich schuldig, treu, hold und gegenwärtig zu
seyn. Ich muß das Land das mir Brod
und Wasser giebt, nicht als eine Herberge
ansehen, wo man sich oft länger, als man
wünscht, aufzuhalten verbunden ist, weil ein
Rad gebrochen. Wessen Brod ich esse, des-
sen Lied ich singe.

Gott aber muß man mehr gehorchen als
den Menschen.

Die Religion im jetzigen Sinn ist der
zweyte Theil der Staatsverfassung. Sie ist
die Ehegattin der Staatsklugheit. Ich bin
nicht berechtiget, wider die Religion, die der
Staat entweder als Mitregentin nimmt, oder
als Freundlingin schätzet, mir eine Verrä-
therey zu Schulden kommen zu laßen --

In dieser Rücksicht bekenne ich mich, als
ein Mitglied eines christlichen Staats, zur
christlichen Religion in so fern derselben Lehr-
sätze meinen geprüften und als wahr aner-
kanndten Grundsätzen, bey denen mein Ge-
wissen präsidiret, nicht entgegen sind. Von
dieser Oberrathsstube gilt keine Appellation
nach Warschau --

Kei-

Gewiſſen ſeine Stimme nicht entzieht; ſo bin
ich ſchuldig, treu, hold und gegenwaͤrtig zu
ſeyn. Ich muß das Land das mir Brod
und Waſſer giebt, nicht als eine Herberge
anſehen, wo man ſich oft laͤnger, als man
wuͤnſcht, aufzuhalten verbunden iſt, weil ein
Rad gebrochen. Weſſen Brod ich eſſe, deſ-
ſen Lied ich ſinge.

Gott aber muß man mehr gehorchen als
den Menſchen.

Die Religion im jetzigen Sinn iſt der
zweyte Theil der Staatsverfaſſung. Sie iſt
die Ehegattin der Staatsklugheit. Ich bin
nicht berechtiget, wider die Religion, die der
Staat entweder als Mitregentin nimmt, oder
als Freundlingin ſchaͤtzet, mir eine Verraͤ-
therey zu Schulden kommen zu laßen —

In dieſer Ruͤckſicht bekenne ich mich, als
ein Mitglied eines chriſtlichen Staats, zur
chriſtlichen Religion in ſo fern derſelben Lehr-
ſaͤtze meinen gepruͤften und als wahr aner-
kanndten Grundſaͤtzen, bey denen mein Ge-
wiſſen praͤſidiret, nicht entgegen ſind. Von
dieſer Oberrathsſtube gilt keine Appellation
nach Warſchau —

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[246/0252] Gewiſſen ſeine Stimme nicht entzieht; ſo bin ich ſchuldig, treu, hold und gegenwaͤrtig zu ſeyn. Ich muß das Land das mir Brod und Waſſer giebt, nicht als eine Herberge anſehen, wo man ſich oft laͤnger, als man wuͤnſcht, aufzuhalten verbunden iſt, weil ein Rad gebrochen. Weſſen Brod ich eſſe, deſ- ſen Lied ich ſinge. Gott aber muß man mehr gehorchen als den Menſchen. Die Religion im jetzigen Sinn iſt der zweyte Theil der Staatsverfaſſung. Sie iſt die Ehegattin der Staatsklugheit. Ich bin nicht berechtiget, wider die Religion, die der Staat entweder als Mitregentin nimmt, oder als Freundlingin ſchaͤtzet, mir eine Verraͤ- therey zu Schulden kommen zu laßen — In dieſer Ruͤckſicht bekenne ich mich, als ein Mitglied eines chriſtlichen Staats, zur chriſtlichen Religion in ſo fern derſelben Lehr- ſaͤtze meinen gepruͤften und als wahr aner- kanndten Grundſaͤtzen, bey denen mein Ge- wiſſen praͤſidiret, nicht entgegen ſind. Von dieſer Oberrathsſtube gilt keine Appellation nach Warſchau — Kei-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/252>, abgerufen am 23.11.2024.