angenehme Zeit, dies ist der Tag des Heils! -- und es mag es gesungen haben, wer da will, wahr ists, daß durch Christi Herabkunft Frie- de auf Erden und den Menschen ein Wohlge- fallen, und eben dadurch Ehre Gott in der Höhe, entstanden! Des sollen wir alle froh seyn, singt die Frau Pastorin, und ich sing es mit. Was wollen Ew. WohlEhrwürden mehr? --
Dies Singen und Sagen bringt mich zur Behauptung, daß das alte Testament Poesie, das neue Prosa sey: so wie die Poesie eher, als die Prosa gewesen. Garten, wie wir wis- sen, eher als Feld. Alles war im so genann- ten alten Bunde Bild! Opfern ist ein sehr natürlicher Gottesdienst! Der Rauch geht hinauf, er trägt wirklich etwas ab, und zwar eben dahin, von wo so viele gute und voll- kommne Gaben herabkommen. Seht nur, wie im Junius die Natur opfert! Das Op- fer steigt hinauf, welches die Blumen dem himmlischen Vater bringen! die Erstlinge des Frühlings! Wie natürlich die ersten Men- schen aufs Opfern gekommen! Es ist viel Poesie beym Opfer, sagten sie, Pastor! Wahr! Weg mit dem Rauch aus der Schach-
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angenehme Zeit, dies iſt der Tag des Heils! — und es mag es geſungen haben, wer da will, wahr iſts, daß durch Chriſti Herabkunft Frie- de auf Erden und den Menſchen ein Wohlge- fallen, und eben dadurch Ehre Gott in der Hoͤhe, entſtanden! Des ſollen wir alle froh ſeyn, ſingt die Frau Paſtorin, und ich ſing es mit. Was wollen Ew. WohlEhrwuͤrden mehr? —
Dies Singen und Sagen bringt mich zur Behauptung, daß das alte Teſtament Poeſie, das neue Proſa ſey: ſo wie die Poeſie eher, als die Proſa geweſen. Garten, wie wir wiſ- ſen, eher als Feld. Alles war im ſo genann- ten alten Bunde Bild! Opfern iſt ein ſehr natuͤrlicher Gottesdienſt! Der Rauch geht hinauf, er traͤgt wirklich etwas ab, und zwar eben dahin, von wo ſo viele gute und voll- kommne Gaben herabkommen. Seht nur, wie im Junius die Natur opfert! Das Op- fer ſteigt hinauf, welches die Blumen dem himmliſchen Vater bringen! die Erſtlinge des Fruͤhlings! Wie natuͤrlich die erſten Men- ſchen aufs Opfern gekommen! Es iſt viel Poeſie beym Opfer, ſagten ſie, Paſtor! Wahr! Weg mit dem Rauch aus der Schach-
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angenehme Zeit, dies iſt der Tag des Heils! —
und es mag es geſungen haben, wer da will,
wahr iſts, daß durch Chriſti Herabkunft Frie-
de auf Erden und den Menſchen ein Wohlge-
fallen, und eben dadurch Ehre Gott in der
Hoͤhe, entſtanden!
Des ſollen wir alle froh ſeyn,
ſingt die Frau Paſtorin, und ich ſing es mit.
Was wollen Ew. WohlEhrwuͤrden mehr? —
Dies Singen und Sagen bringt mich zur
Behauptung, daß das alte Teſtament Poeſie,
das neue Proſa ſey: ſo wie die Poeſie eher,
als die Proſa geweſen. Garten, wie wir wiſ-
ſen, eher als Feld. Alles war im ſo genann-
ten alten Bunde Bild! Opfern iſt ein ſehr
natuͤrlicher Gottesdienſt! Der Rauch geht
hinauf, er traͤgt wirklich etwas ab, und zwar
eben dahin, von wo ſo viele gute und voll-
kommne Gaben herabkommen. Seht nur,
wie im Junius die Natur opfert! Das Op-
fer ſteigt hinauf, welches die Blumen dem
himmliſchen Vater bringen! die Erſtlinge des
Fruͤhlings! Wie natuͤrlich die erſten Men-
ſchen aufs Opfern gekommen! Es iſt viel
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/231>, abgerufen am 23.11.2024.
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