nehmen wolte; da er die Beichte für eine Art von Tortur schalt, und die Geistlichen beschul- digte, sie wären Usurpateurs des Gewissens, und das Christenthum sey monarchischer Staat eingetheilt in drey Provinzen: Pabst- thum, Lutherthum und Calvinismus; so konnte unter diesen beiden Männern kein Reich der Gnaden vorerst zu Stande kommen! Zwar, fuhr Herr v. G -- fort, hätte die selbst eigene Schwere dieser den obersten Gipfel er- stiegenen Monarchie und Tyranney sie wieder zur Erde gezogen, wovon sie genommen war; allein -- Mein Vater lies ihn nicht ausre- den --
Alle solche Zwars und Alleins, solche Ab- weichungen zur Rechten und Linken konnte mein Vater nicht ertragen. Hören und Se- hen vergieng ihm. Ein einzelner Mann (sei- nen sehr gesunden natürlich edlen Verstand und Willen bey Seite,) will sich wider die Kirche auflehnen, was würde man von mir denken, wenn ich fünf gerade seyn ließe, und einen Mann nicht miede, den man sonst die Wahrheit zu sagen nicht füglich meiden kann? Er ist Lot in Curland. Ein Gerechter. Seine Gemahlin sey was sie wolle, hier kommt sie nicht in Anrechnung; allein er sey Lot in Be-
ziehung
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nehmen wolte; da er die Beichte fuͤr eine Art von Tortur ſchalt, und die Geiſtlichen beſchul- digte, ſie waͤren Uſurpateurs des Gewiſſens, und das Chriſtenthum ſey monarchiſcher Staat eingetheilt in drey Provinzen: Pabſt- thum, Lutherthum und Calvinismus; ſo konnte unter dieſen beiden Maͤnnern kein Reich der Gnaden vorerſt zu Stande kommen! Zwar, fuhr Herr v. G — fort, haͤtte die ſelbſt eigene Schwere dieſer den oberſten Gipfel er- ſtiegenen Monarchie und Tyranney ſie wieder zur Erde gezogen, wovon ſie genommen war; allein — Mein Vater lies ihn nicht ausre- den —
Alle ſolche Zwars und Alleins, ſolche Ab- weichungen zur Rechten und Linken konnte mein Vater nicht ertragen. Hoͤren und Se- hen vergieng ihm. Ein einzelner Mann (ſei- nen ſehr geſunden natuͤrlich edlen Verſtand und Willen bey Seite,) will ſich wider die Kirche auflehnen, was wuͤrde man von mir denken, wenn ich fuͤnf gerade ſeyn ließe, und einen Mann nicht miede, den man ſonſt die Wahrheit zu ſagen nicht fuͤglich meiden kann? Er iſt Lot in Curland. Ein Gerechter. Seine Gemahlin ſey was ſie wolle, hier kommt ſie nicht in Anrechnung; allein er ſey Lot in Be-
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nehmen wolte; da er die Beichte fuͤr eine Art
von Tortur ſchalt, und die Geiſtlichen beſchul-
digte, ſie waͤren Uſurpateurs des Gewiſſens,
und das Chriſtenthum ſey monarchiſcher
Staat eingetheilt in drey Provinzen: Pabſt-
thum, Lutherthum und Calvinismus; ſo
konnte unter dieſen beiden Maͤnnern kein
Reich der Gnaden vorerſt zu Stande kommen!
Zwar, fuhr Herr v. G — fort, haͤtte die ſelbſt
eigene Schwere dieſer den oberſten Gipfel er-
ſtiegenen Monarchie und Tyranney ſie wieder
zur Erde gezogen, wovon ſie genommen war;
allein — Mein Vater lies ihn nicht ausre-
den —
Alle ſolche Zwars und Alleins, ſolche Ab-
weichungen zur Rechten und Linken konnte
mein Vater nicht ertragen. Hoͤren und Se-
hen vergieng ihm. Ein einzelner Mann (ſei-
nen ſehr geſunden natuͤrlich edlen Verſtand
und Willen bey Seite,) will ſich wider die
Kirche auflehnen, was wuͤrde man von mir
denken, wenn ich fuͤnf gerade ſeyn ließe, und
einen Mann nicht miede, den man ſonſt die
Wahrheit zu ſagen nicht fuͤglich meiden kann?
Er iſt Lot in Curland. Ein Gerechter. Seine
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/203>, abgerufen am 27.11.2024.
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